Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wirkt die SPD geeint – während der Kampf um den Parteivorsitz der Union erst entbrennt.

Viel ist in der Republik – auch an dieser Stelle – über das immer noch junge SPD-Führungsteam gemeckert, gespottet und gelästert worden. Aber mit der Ausrufung von Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten der SPD haben Saskia Esken, Norbert Walter-Borjans und Kevin Kühnert inhaltlich klug und zeitlich geschickt gehandelt. Plötzlich steht die notorisch zerstrittene SPD, die in den vergangenen Jahren eher wie ein ständig schrumpfender Intrigantenstadl agierte, als Einheit da.

Die Union hingegen befindet sich erst am Beginn eines langen wie quälenden Weges der Kandidatenfindung, und auch die Grünen wissen noch nicht, ob sie die kluge Annalena Baerbock oder doch lieber den smarten Robert Habeck, den Liebling der Hauptstadtjournalistinnen, ins Rennen schicken sollen. Während also in der Union und bei den Grünen noch manche Gehässigkeit und In­trige die potenziellen Kandidaten beschädigen könnten, haben sich die Sozialdemokraten geeinigt. Die Anti-Scholz-Stimmung, die seine nicht eben kleine Widersacherschar lange geschürt hatte, brach in sich zusammen. Seine Gegner haben nicht nur Kreide, sie haben ganze Kreidefelsen gefrühstückt. Sogar Ralf Stegner lobt Scholz mit den Worten: „Er ist für uns ein großes Pfund – gerade in diesen Zeiten.“