Hamburg.

Ich musste kürzlich in Japan wieder an die ostdeutsche Hymne denken. Anders als viele Ostalgiker, unverbesserliche Linke und neue Rechte halte ich die DDR für ein furchtbar gescheitertes Experiment. Aber die Hymne von Johannes R. Becher und Hanns Eisler atmet einen Aufbruchsgeist, der mich staunen macht. Deutschland lag in Trümmern, moralisch verheert, wirtschaftlich zerstört, die Städte zerschmettert. Und was textete Johannes R. Becher 1948: „Auferstanden aus Ruinen/und der Zukunft zugewandt/lass uns dir zum Guten dienen/Deutschland, einig Vaterland.“

Abgesehen davon, dass viele heute schon beim Wort „Deutschland“ Schnappatmung bekommen und das irgendwie rechtsradikal finden, lässt dieser Optimismus, dieser wilde Zukunftshunger aufhorchen. Irgendwann in den 80er-Jahren muss er verloren gegangen sein. Uns geht es immer besser, aber leider sind wir immer schlechter gelaunt. Und mag das Land auch gespalten sein wie ein Holzscheit nach dem Griff zur Axt, da sind sich ausnahmsweise alle einig: Unsere Welt ist nicht nur schlecht, sie geht auch noch in Kürze unter.