Berlin. Wie soll Deutschland aus der Corona-Krise rauskommen? Finanzminister Olaf Scholz erklärt bei Maischberger erste Regierungspläne.

Auch wenn die Politik bereits über Lockerungen diskutiert: Das Corona-Virus wird das Leben in Deutschland noch lange prägen. „Ein Impfstoff kommt frühestens in einem Jahr“, sagte der Virologe Alexander Kekulé am Mittwochabend bei „Maischberger. Die Woche“. So weit, so bekannt. Allerdings schob der Wissenschaftler noch einen zweiten Satz hinterher: Bis das ganze Land durchgeimpft sei, könnten ganze zwei Jahre vergehen.

Zwei Jahre, in denen die Gesellschaft lernen muss, mit dem Coronavirus zu leben – und mit möglichen Opfern. „Wir machen uns etwas vor, wenn wir glauben, Todesfälle verhindern zu können“, sagte Kekulé. Daher sei ein Übergangskonzept notwendig. Ein Plan, der aufzeigt, wie das wirtschaftliche und soziale Leben wieder aufgenommen und gleichzeitig Risikogruppen geschützt werden können.

Kekulé umschrieb es so: „Wir müssen die Risikogruppen so konsequent schützen, damit wir den Menschen mit geringerem Infektionsrisiko wieder mehr Freiheit geben können – ohne die Todesrate zu erhöhen“.

Bei Maischberger: Virologe fordert konkrete Pläne aus der Politik

Kekulé betonte immer wieder die Notwendigkeit, alte und vorerkrankte Menschen besonders in den Blick zu nehmen – mit welchen Mitteln das geschehen soll, sagte er allerdings nicht. Für konkrete Pläne sei ohnehin die Politik zuständig.

Sandra Maischberger konnte dazu Olaf Scholz (SPD) befragen. Der Finanzminister und Vizekanzler zeigte sich mit dem bisher Erreichten zufrieden. Der Shutdown habe gewirkt, das Infektionsgeschehen müsse aber weiter in den Griff bekommen werden.

„Wir haben eine große, verdammte Verpflichtung, dass wir den Schutz der Bürger hinbekommen“, sagte Scholz. Für den sonst nüchternen und eher spröden Hamburger war das geradezu ein emotionaler Ausbruch. Die Dynamik des Infektionsgeschehens abbremsen, medizinische Kapazitäten ausbauen und gleichzeitig der Wirtschaft eine Perspektive aufzeigen: So beschrieb Scholz die Agenda der Regierung.

Das heißt wohl auch: Es gibt nicht die eine Größe, die für die große Koalition entscheidend ist. Es ist die Summe aus allen Werten. Und aktuell sinken die Infektionszahlen, die Reproduktionszahl liegt unter 1. Ob allerdings an Pfingsten schon wieder Biergärten öffnen können, wie es Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) andeutete, ließ Scholz offen. Die Bundesregierung hat die Reisewarnung bis Mitte Juni verlängert – Urlaub dieses Jahr nur in Deutschland?

Olaf Scholz bei Maischberger: Kein Auf und Ab der Lockerungen

Erneut wiederholte der Finanzminister in der Sendung den Begriff von der „neuen Normalität“. Wirtschaftliches und soziales Leben solle darin wieder möglich sein – mit dem Virus. Das klang zwar noch sehr allgemein, doch Scholz sagte auch, dass es ein Auf und Ab, also erst Lockerungen, dann wieder Restriktionen, nicht geben solle. Ein zweiter Shutdown müsse verhindert werden.

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Der wirtschaftliche Schaden ist ohnehin bereits immens. Die Regierung steuert mit Milliardenpaketen gegen die Rezession an. Die schwarze Null, der ausgeglichene Bundeshaushalt, ist in weite Ferne gerückt. Doch Scholz sagte auch: „Ab 2023 zahlen wir die Kredite zurück“. Wer dann zur Kasse gebeten wird, ließ sich der Finanzminister von Sandra Maischberger erwartungsgemäß nicht entlocken.

Wirtschaftsexpertin Cerstin Gammelin von der „Süddeutschen Zeitung“ warf ein, dass es am Ende der Steuerzahler ist, der die Rechnung begleichen muss – in welcher Form auch immer.

Talk bei Maischberger: Scharfe Kritik an Bundesliga-Start

Zur von Scholz angesprochenen „neuen Normalität“ gehört wohl auch die Fortsetzung der Bundesliga – wenn auch in abgespeckter Form. Fans in den Stadien wird es nicht geben, mit Geisterspielen will die Liga aber immerhin die TV-Gelder abgreifen. Das Millionengeschäft in der ersten und zweiten Bundesliga geht also weiter – während im Kinder- Jugend- und Amateurbereich weiter Beschränkungen gelten.

Für Schauspieler Peter Lohmeyer ist das unverständlich. Der Profi-Fußball habe den Kontakt zu den Fans verloren, Amateurvereine stünden vor dem Ruin – und auch die Profis könnten nicht richtig vor einer Ansteckung mit Corona geschützt werden.

Wann startet die Bundesliga wieder?

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    Der frühere Leverkusen-Manager Reiner Calmund wischte alle Bedenken beiseite mit der Bemerkung: „Die Bundesliga ist top aufgestellt“. Je schärfer die Kritik an der Liga wurde, desto dünnhäutiger reagierte Calmund.

    Reiner Calmund bei Maischberger: So viel Geld würde Fußball einbringen

    „SZ“-Autorin Cerstin Gammelin urteilte: „Beim Fußball geht es nur ums Geld“. 20.000 Corona-Tests seien nötig, um die neun Spieltage der Bundesliga zu absolvieren. „Warum nimmt man die nicht für Kindergärten und Schulen?“, fragte sie. Und der Autor Hubertus Meyer-Burckhardt ärgerte sich, dass Fußball möglich sei, die Kultur aber „komplett hinten runterfällt“.

    Viel Gegenwind also für Calmund. Die Zornesröte stand dem Ex-Manager am Ende der Sendung ins Gesicht geschrieben. „1,4 Milliarden Euro“, rief er gleich mehrmals, als Sandra Maischberger eigentlich schon abmoderieren wollte. So viel Geld fließe durch den Fußball in die Staatskasse, verteidigte sich Calmund.

    Ein Argument, mit dem der ehemalige Leverkusen-Boss dann doch „SZ“-Autorin Gammelin Recht gab. Beim Fußball geht es nur ums Geld.

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