Berlin. CSU-Politikerin Dorothee Bär zweifelt daran, dass der Klimawandel nur vom Menschen verursacht ist. Bei Maischberger bekam sie Kontra.

Wie gut, dass Wetter nicht gleich Klima ist. Fast sah es nämlich so aus, als wäre Sandra Maischberger am Mittwochabend schon nach wenigen Minuten das Thema ihrer Sendung aus der Hand geschlagen worden. „Xavier und die Wetterextreme: Kippt unser Klima?“, fragte die Moderatorin ihre Gäste, zu denen auch der TV-Meteorologe Jörg Kachelmann gehörte.

Und der sagte Dinge, die so gar nicht zum Dreh der Sendung passen wollten. „Es gab dieses Jahr keine besonderen Überraschungen“, so Kachelmanns Sicht aufs Wetter. Dass erst letzte Woche Sturmtief „Xavier“ wütete, sieben Menschen starben, der Zugverkehr in weiten Teilen Norddeutschlands lahmgelegt war, quittierte Kachelmann mit einem Achselzucken. „Im Oktober gab’s auch schon stärkere Stürme“

Das Wetter sagt nichts übers Klima aus

„Viele Menschen haben eine andere Sicht“, entgegnete Moderatorin Maischberger. Was aber nicht viel aussagt, denn: Aus extremen Wettererscheinungen lässt sich nicht ableiten, dass sich das Klima ändert. Oder eben nicht.

Doch abseits von gefühlten Wahrheiten lässt sich eines feststellen: Die Jahre 2014, 2015 und 2016 waren die wärmsten seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Und die Wissenschaft ist sich einig, dass der Mensch für das Aufheizen der Atmosphäre verantwortlich ist.

Bär glaubt nicht an Mensch als Alleinverursacher

Da verwunderte es umso mehr, dass ausgerechnet die CSU-Politikerin Dorothee Bär eine andere Ansicht vertrat. „Ich glaube nicht, dass der Mensch die 100-prozentige Ursache des Klimawandels ist“, sagte sie. Doch Glaube hilft hier nur bedingt und Bär ist nicht irgendwer: Als Staatssekretärin im Verkehrsministerium hat sie durchaus Einfluss. Für ein Regierungsmitglied ist das also eine – freundlich ausgedrückt – gewagte Position.

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    Doch Sandra Maischberger hatte mit Hans Joachim Schellnhuber auch Deutschlands prominentesten Klimaforscher in der Runde sitzen. Und der stutzte Bärs Thesen zurecht. „Den Klimawandel können wir beobachten, zu 99,999 Prozent hätte die Erderwärmung ohne menschlichen Einfluss in diesem Ausmaß nicht stattgefunden“, so der Direktor des Instituts für Klimaforschung. Und das sei keine dahingesagte Zahl, sondern eine fundierte Berechnung.

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    Schweizer Populist mit schrillen Thesen

    Den Gegenpart zu Schnellnhubers stellte der Journalist Alex Reichmuth dar. Der schreibt für die Schweizer „Weltwoche“, ein Blatt am rechten Rand. Und wie seine Zeitung präsentierte sich auch Reichmuth: sehr schrill.

    „Ich bin ein Klimaleugner“, sagte er, nachdem Moderatorin Maischberger ihn lediglich als „Klimaskeptiker“ vorstellte. Dass es eine Erderwärmung gibt, stellte Reichmuth zwar nicht in Abrede, nur fehlten ihm die Beweise, dass der Mensch damit zu tun habe. „Es gab im Hochmittelalter bereits eine Periode, die so warm war wie heute“, sagte er.

    Mit Broschüre der „Zeugen Jehovas“ verwirrt

    Die ganze Debatte ums Klima sei hysterisch. Und in populistischer Manier zog er plötzlich eine Brosche der Zeugen Jehovas hervor. Der Cover-Spruch: „Wie man sich vor Katastrophen schützt“. „Auch in der Klimadebatte geht’s um Untergangszenarien“, hielt er der verdutzten Runde vor. Die Zeugen Jehovas in einem Atemzug mit dem Klimawandel – da staunte auch Sandra Maischberger nicht schlecht.

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    Reichmuth weiter: die ganze Debatte sei„getürkt“. Seine Verschwörungstheorie: Es gebe auch in der Klimaforschung mehrere Schulen, nur werden die unterdrückt – und nur die, die die Schuld des Menschen hervor hebe, werde gehört. Nach dieser Logik hätte der „Weltwoche“-Journalist auch nicht in Maischbergers Runde sitzen dürfen.

    Kein Gerangel zwischen CSU und Grünen

    Die großen ideologischen Schlachten waren geschlagen, als die Runde bei der Bedeutung des Klimawandels für Deutschland ankam. Und damit in der Innenpolitik. Auch wenn Moderatorin Maischberger es versuchte: Das typische CSU gegen Grüne-Gerangel konnte sie zwischen der ehemaligen NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn und Dorothee Bär nicht provozieren. Beide waren sich einig, dass Kohle-Energie auf Dauer keine Zukunft hat, beide wünschen sich eine Mobilitätswende. Aber: „Wir dürfen den Menschen auf dem Land nicht sagen, sie sollen aufs Auto verzichten“, sagte Bär. Bei Höhn klang das so: „Die Leute wollen von A nach B“.

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      Bär gegen schnellen Kohle-Ausstieg

      Nur dass die Grünen 2030 schon das Ende der Kohle fordern, wies Bär entschieden zurück. „Wir dürfen nicht über die Köpfe der Menschen hinweg entscheiden und Arbeitsplätze gefährden“, sagte sie.

      Zumindest ein kleiner „Jamaika“-Zoff. Den kann sich Sandra Maischberger ja beim nächsten Mal wieder vornehmen. Diese Sendung hat gezeigt, dass es auch andere Themen gibt. Und dass sie wunderbar funktionieren.