Hannover. Das Sturmtief „Xavier“ sorgt für Feuerwehreinsätze und Zugausfälle. Im Norden geht fast gar nichts mehr. Mehrere Menschen sterben.

Das Sturmtief „Xavier“ über Deutschland hat am Donnerstag mindestens sieben Menschen das Leben gekostet. Die Berliner Feuerwehr rief den Ausnahmezustand aus. Die Hamburger Feuerwehr forderte die Bevölkerung zeitweise auf, wegen des Sturms nicht vor die Tür zu gehen. Tausende Menschen in mehreren Großstädten hatten zeitweise Probleme, von der Arbeit oder der Schule nach Hause zu kommen, weil Busse und Bahnen nicht fuhren.

Die Deutsche Bahn stellte den Zugverkehr in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns sowie die wichtigen Fernverkehrsstrecken Berlin-Hamburg sowie Berlin-Hannover ein. Zunächst war noch unklar, wann die Züge wieder fahren können. „Es wird sicherlich im Laufe des Abends noch zu Problemen kommen“, sagte eine Sprecherin. Die Bahn stellte etwa ein Dutzend leere IC- und ICE-Züge in Bahnhöfen für gestrandete Reisende bereit.

Feuwerwehrleute in Hamburg und Berlin im Dauerstress

Allein in Hamburg habe die Feuerwehr in zwei Stunden mehr als 700 sturmbedingte Einsätze gehabt, sagte ein Sprecher. Das sei normalerweise die Zahl eines ganzen 24-Stunden-Tages. Bis zum späten Nachmittag waren es dann bereits über 900 Einsätze. Die Berliner Feuerwehr arbeitete zwischen 16 Uhr und 19 Uhr 705 Einsätze ab.

Schwere Schäden durch Sturm „Xavier“

Abgedeckte Dächer, umgestürzte Bäume, blockierte Bahnstrecken: Sturmtief „Xavier“ hat in Deutschland schwere Schäden verursacht. Aufräumarbeiten nach dem großen Sturm.
Abgedeckte Dächer, umgestürzte Bäume, blockierte Bahnstrecken: Sturmtief „Xavier“ hat in Deutschland schwere Schäden verursacht. Aufräumarbeiten nach dem großen Sturm. © dpa | Silas Stein
Wolkenfetzen über der Region Hannover (Niedersachsen).
Wolkenfetzen über der Region Hannover (Niedersachsen). © dpa | Julian Stratenschulte
Am Berliner Hauptbahnhof versuchen gestrandete Passagiere, auf Bänken zu übernachten. Zahlreiche Zugausfälle auf den Hauptstrecken machen Pendlern und Fernreisenden das Leben weiter schwer.
Am Berliner Hauptbahnhof versuchen gestrandete Passagiere, auf Bänken zu übernachten. Zahlreiche Zugausfälle auf den Hauptstrecken machen Pendlern und Fernreisenden das Leben weiter schwer. © dpa | Maurizio Gambarini
Die Johanniter Unfall-Hilfe versorgt Passagiere vor dem Hauptbahnhof in Hannover.
Die Johanniter Unfall-Hilfe versorgt Passagiere vor dem Hauptbahnhof in Hannover. © dpa | Silas Stein
Ein „Hotelzug“ am Hauptbahnhof in Berlin.
Ein „Hotelzug“ am Hauptbahnhof in Berlin. © dpa | Gregor Fischer
Wenigstens einen bequemen Sitzplatz haben diese gestrandeten Reisenden am Hauptbahnhof in Hannover gefunden.
Wenigstens einen bequemen Sitzplatz haben diese gestrandeten Reisenden am Hauptbahnhof in Hannover gefunden. © dpa | Silas Stein
Diese Reisenden dagegen warten in Berlin auf eine Unterkunft.
Diese Reisenden dagegen warten in Berlin auf eine Unterkunft. © dpa | Maurizio Gambarini
Alle Züge fallen aus. Zugtafel in Berlin.
Alle Züge fallen aus. Zugtafel in Berlin. © dpa | Gregor Fischer
In Niedersachsen zog „Xavier“ mit bis zu 110 Stundenkilometern über das Land.
In Niedersachsen zog „Xavier“ mit bis zu 110 Stundenkilometern über das Land. © dpa | Julian Stratenschulte
Eine Frau am Strand von Norderney. Städte rieten zur Vorsicht im Freien.
Eine Frau am Strand von Norderney. Städte rieten zur Vorsicht im Freien. © dpa | Volker Bartels
An der Ostsee am Strand von Wustrow (Mecklenburg-Vorpommern).
An der Ostsee am Strand von Wustrow (Mecklenburg-Vorpommern). © dpa | Bodo Marks
Sturmgepeitscht am Strand von Wustrow (Mecklenburg-Vorpommern).
Sturmgepeitscht am Strand von Wustrow (Mecklenburg-Vorpommern). © dpa | Bodo Marks/dpa
In Hannover meldete die Feuerwehr Notlagen wegen umgestürzter Bäume auf Straßen und abgerissener Dachverkleidungen.
In Hannover meldete die Feuerwehr Notlagen wegen umgestürzter Bäume auf Straßen und abgerissener Dachverkleidungen. © dpa | Silas Stein
Trotz des Unwetters trauten sich einige Menschen nach draußen.
Trotz des Unwetters trauten sich einige Menschen nach draußen. © dpa | Silas Stein
Auch in Mecklenburg-Vorpommern gab es schwere Sturmschäden.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern gab es schwere Sturmschäden. © dpa | Jens Büttner
Über 700 sturmbedingte Einsätze gab es für die Feuerwehr in Hamburg – in nur zwei Stunden.
Über 700 sturmbedingte Einsätze gab es für die Feuerwehr in Hamburg – in nur zwei Stunden. © dpa | Christophe Gateau
Im Stadtteil Horn wurde ein Kleinwagen unter einem umgestürzten Baum begraben. Die 54-jährige Beifahrerin erlitt dabei tödliche Verletzungen.
Im Stadtteil Horn wurde ein Kleinwagen unter einem umgestürzten Baum begraben. Die 54-jährige Beifahrerin erlitt dabei tödliche Verletzungen. © dpa | Christophe Gateau
Selbst großgewachsene Bäume wurden entwurzelt. Das Foto entstand auf der Reeperbahn in Hamburg.
Selbst großgewachsene Bäume wurden entwurzelt. Das Foto entstand auf der Reeperbahn in Hamburg. © dpa | Markus Scholz
In Wilhelmshaven wurde ein 1000 Tonnen schwerer Hafenkran aus den Angeln gehoben und ist ins Fahrwasser der Jade gestürzt. Der Kran wurde völlig zerstört.
In Wilhelmshaven wurde ein 1000 Tonnen schwerer Hafenkran aus den Angeln gehoben und ist ins Fahrwasser der Jade gestürzt. Der Kran wurde völlig zerstört. © dpa | Mohssen Assanimoghaddam
Auf der Autobahn A14 zwischen Magdeburg und Halle stürzte ein Lastwagen um.
Auf der Autobahn A14 zwischen Magdeburg und Halle stürzte ein Lastwagen um. © dpa | Bernd März
In Magdeburg fegte „Xavier“ Dachziegel von einem Haus herunter.
In Magdeburg fegte „Xavier“ Dachziegel von einem Haus herunter. © dpa | Klaus-Dietmar Gabbert
In Berlin wurden unzählige Bäume umgerissen. Die Deutsche Bahn und die Berliner S-Bahn stoppten alle Züge. Die Feuerwehr rief angesichts der zahlreichen Notrufe den Ausnahmezustand aus.
In Berlin wurden unzählige Bäume umgerissen. Die Deutsche Bahn und die Berliner S-Bahn stoppten alle Züge. Die Feuerwehr rief angesichts der zahlreichen Notrufe den Ausnahmezustand aus. © dpa | Maurizio Gambarini
Ein umgefallener Baum versperrt den Eingang zur Berliner U-Bahnstation Güntzelstraße.
Ein umgefallener Baum versperrt den Eingang zur Berliner U-Bahnstation Güntzelstraße. © dpa | Maurizio Gambarini
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Vier Tote gab es allein in Brandenburg. Ein 72 Jahre alter Mann wurde bei Hoppegarten von einem Baum erschlagen, als er Äste von der Straße entfernen wollte. Nahe Gransee nördlich von Berlin fiel ein Ast in eine Windschutzscheibe und tötete einen Menschen. Zudem wurde in derselben Region eine Frau in einem Auto von einem Baum erschlagen. Ein weiterer Mensch kam bei Müllrose ums Leben.

In Berlin starb eine Frau, als ein Baum auf ihr Auto stürzte. In Hamburg wurde ebenfalls in einem Wagen eine 54-jährige Frau getroffen und getötet. Das Opfer hatte als Beifahrerin darin gesessen. In der Nähe von Schwerin wurde ein Lastwagenfahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen.

Turnhalle wurde zur Notunterkunft für Bahnreisende

In mehreren Bahnhöfen in Deutschland strandeten Hunderte Menschen. Besonders viele schienen es beispielsweise im Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe zu sein, weil Schnellzüge aus dem Süden in Richtung Norden dort gestoppt wurden. Dieser Verkehrsstopp sei am Nachmittag verhängt worden, sagte ein Bahnsprecher in Berlin.

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    Die Bahn habe in Kassel Hotelzüge bereitgestellt für rund 1000 Menschen. Die Gestrandeten bekämen Kaffee, Tee und Getränke.Anderes Beispiel: Etwa 400 Fahrgäste eines Zugs von Amsterdam nach Berlin strandeten in Bad Bentheim in Niedersachsen an der Grenze zu den Niederlanden. Feuerwehr und Rotes Kreuz brachten die Bahnreisenden in die Sporthalle eines Gymnasiums, die zu einer Notunterkunft umfunktioniert wurde, wie der Kreisbrandmeister sagte.

    Bei mehreren Flughäfen war der Betrieb ebenfalls beeinträchtigt. Besonders heftig wehte der Wind im Oberharz und auf dem Brocken. Dort warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor extremen Orkanböen. Es seien bereits Spitzengeschwindigkeiten von knapp 180 Kilometern pro Stunde auf dem Brocken gemessen worden, sagte ein DWD-Meteorologe in Leipzig. Auch über flacheren Regionen brauste „Xavier“ hinweg.

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    Der öffentliche Nahverkehr in der Hauptstadt war lahmgelegt. Der S-Bahn- und Busverkehr wurde eingestellt. Straßenbahnen und oberirdische U-Bahn-Strecken wurden ebenso nicht mehr befahren.

    Auch der S-Bahnverkehr in Hamburg wurde zeitweise eingestellt. U-Bahnen mussten auf oberirdischen Strecken ihr Tempo drosseln. „Warnung für Hamburg. Halten Sie sich aktuell nicht im Freien auf, bleiben Sie im geschützten Bereich“, twitterte die Feuerwehr.

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      Viele Reisende stiegen angesichts der Streckensperrungen im Fernverkehr auf Reisebusse um. Wie ein Flixbus-Sprecher sagte, stieg die Zahl der Buchungen von und nach Hamburg im Vergleich zur Vorwoche um rund 45 Prozent. Die Strecke Hamburg-Bremen sei durchweg ausgebucht gewesen. In Taxizentralen herrschte genauso Hochbetrieb.

      Auch in Hannover und anderen Städten Niedersachsens rückten die Einsatzkräfte wegen verunglückter Autofahrer, umgestürzter Bäume und abgerissener Dachverkleidungen aus. In Sachsen-Anhalt stürzten Bäume in Stromleitungen. Im Norden des Bundeslandes waren Tausende Haushalte ohne Strom. Besonders betroffen war die Altmark, wie eine Sprecherin des Netzbetreibers Avacon sagte.