Berlin. Als junger Pianist war er so erfolgreich wie umstritten. Es gibt es nach langer Zeit eine CD – und ein Konzert in der Elbphilharmonie.

Der Auftritt eines gewissen Ivo Pogorelich sorgte beim Warschauer Chopin-Wettbewerb 1980 für einen saftigen Skandal. Lang Lang wurde zwei Jahre später geboren, Daniil Trifonov kam erst 1991 zur Welt. Das Jury-Mitglied Martha Argerich hielt Pogorelich anno 1980 für ein Genie, andere aber für das Gegenteil und verweigerten ihm den Einzug in die Finalrunde. Eine Welt-Karriere nahm einen Kavalierstart. Pogorelich verkaufte bergeweise CDs, er wurde gestylt wie ein Popstar, das Ego passte durch keine Bühnentür. Sein Können als Pianist war sensationell, damals.

Nach einer Probe für das 1. Tschaikowsky-Konzert 1984 in Wien, bei der sich die beiden in die Wolle bekommen hatten, bezeichnete er Herbert von Karajan als „künstlerische Ruine“. Stoff für Legenden. Nach privaten Schicksalsschlägen verpuppte sich der Beau und wurde zur Einsiedler-Gestalt. Seine Auftritte waren oft umstritten, weil er Stücke ganz anders spielte als die meisten anderen. Die letzte CD-Veröffentlichung erschien vor 24 Jahren. Jetzt gibt es ein neues Pogorelich-Album, wenn auch mit einigen nicht ganz neuen Aufnahmen, dazu ein Konzert in der Elbphilharmonie. Und beim Treffen schimmerte der alte, junge Pogorelich im heutigen, gereiften Pogorelich durch. Aber nur noch sanft, ganz sanft.