Innerhalb von zwei Tagen hat die friedliche Besetzung der letzten Häuser des Gängeviertels durch die Künstlerinitiative “Komm in die Gänge“ eine Menge in Bewegung gesetzt.

Hamburg. Nachdem am Montag zunächst Mitarbeiter von Wohnungsgesellschaften mehrere der Gebäude verschlossen hatten, gab es erste Gespräche zwischen den Künstlern und der Kultur- und der Stadtentwicklungsbehörde.

Noch am Montag hatten die Behörden mitgeteilt, dass das Verschließen von Gebäuden durch die Wohnungsbaugesellschaften nur dazu diene, "die notwendige Sicherheit für Personen und die Gebäude zu gewährleisten". Zu keinem Zeitpunkt habe es "eine Anforderung oder Anweisung vonseiten der Saga, SpriAG oder der Finanzbehörde zur Räumung oder Durchführung anderer polizeilicher Maßnahmen gegeben".

Inzwischen meldete sich Daniel Richter, der Schirmherr der Aktion, mit heftiger Kritik an der Hamburger Kulturpolitik zu Wort. Im Deutschlandradio Kultur warf der Maler der Stadt vor, sich nicht um Kultur zu kümmern. Hamburger Künstler gingen nicht deshalb nach Berlin, weil sie nicht gern in der Hansestadt lebten, sondern weil sie hier keinen bezahlbaren Atelierraum fänden. Die Hamburger Kulturpolitik sei einseitig auf den Tourismus konzentriert, es gehe "um die immer gleiche abgeschmackte Art von Konsum und Massenunterhaltung".

Damit vom Abendblatt konfrontiert wies Kultursenatorin Karin von Welck Richters Kritik zurück: "Ich schätze Daniel Richter sehr, muss ihm aber lebhaft widersprechen. Er ist sehr viel in Berlin und weiß vielleicht deshalb nicht so ganz genau, was hier eigentlich passiert. Sonst wüsste er zum Beispiel, dass der Kulturetat um sieben Prozent erhöht worden ist, ganz außerhalb des großen Projektes Elbphilharmonie, und dass in der Hamburger Kultur auch sonst sehr viel Positives passiert. Er haut ja gern mal ein bisschen auf den Putz. Ich denke aber, dass wir die Dinge bei einem persönlichen Gespräch, zu dem ich ihn eingeladen habe, ausräumen können."

Zufrieden äußerte sich die Senatorin über ein Gespräch, das die Behörde gestern mit dem Mandat aller beteiligten städtischen Stellen mit einer Delegation der Künstlerinitiative "Komm in die Gänge" geführt hatte. Demnach will die Stadt den Investor dazu bewegen, einer Zwischennutzung einiger Gebäude im Gängeviertel zuzustimmen. "Zunächst sollen die Erdgeschosse der Häuser im Gängeviertel, die nicht bewohnt oder vermietet sind, vorläufig hergerichtet werden", sagte die Senatorin.

Weiterhin will die Behörde andere leer stehende Flächen suchen, die den Künstlern kurzfristig für eine Zwischennutzung oder auch für längerfristige Nutzungen zur Verfügung gestellt werden können. Außerdem sollen im Lauf des Herbstes in der Behring- und in der Ruhrstraße neue Ateliers für insgesamt 30 Künstler zur Nutzung übergeben werden. Auch Darko Caramello, der Sprecher der Initiative, zeigte sich mit den Ergebnissen zufrieden: "Wichtig ist, dass wir die Häuser jetzt erst einmal weiter nutzen können. Aus Brandschutzgründen werden wir künftig nur noch die Erdgeschosse bespielen. Das ist ein fairer Kompromiss."

Während sich für die Künstler eine Lösung abzuzeichnen beginnt, bleibt die Zukunft des Viertels unklar: Nach geltendem Vertrag hat der Investor das Recht, große Teile des Ensembles abzureißen. Sollte er seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen, werden die Karten neu gemischt. Dann könnten auch schärfere Denkmalschutz-Bedingungen gestellt werden.