Kay Amtenbrink und Bernd Volkens aus Hamburg fahren mit ihrem VW-Bulli zur WM nach Südafrika. Nachdem der Bulli wieder repariert ist, geht es nun weiter in Richtung Mombasa die Küste entlang.

Mombasa. Nach drei Wochen Stillstand auf zum Indischen Ozean, endlich wieder ans Meer.

Rund 450 Kilometer liegt die Küstenstadt Mombasa von Nairobi entfernt, eingeplant ist ein Tag für die Etappe, am Ende brauchen wir zwei – am Seil. Der Turbolader ist nach 140 Kilometern geplatzt, Öl landet in den Brennräumen und eine große Wolke weißer Qualm hinter dem Auto. Erster Gedanke: Scheiße, wir brennen schon wieder. Hallo!? – Wir wollen zur WM, ist Gott etwa kein Fußballfan?

Unser Glück, kurz vor der Abfahrt hat sich Adrian bei Bernd gemeldet, er hat von der abenteuerlichen Reise der beiden Nordlichter im Hamburger Abendblatt gelesen. Eine wirkliche Überraschung, schließlich ist es fast 20 Jahre her, seit die beiden zusammen bei der Bundeswehr waren. Bernds kurzer Kommentar: „Ich habe mich immer gefragt, wofür dieser schwachsinnige Wehrdienst gut war, jetzt weiß ich es: Freundschaften fürs Leben.“ Und die Einladung nach Mombasa ist wirklich skurril, wir tauschen unseren engen Bus gegen eine traumhafte Wohnung mit riesigem Gästezimmer, Balkon und Blick auf den indischen Ozean. Zum Plantschen geht es in einen großen Pool im parkähnlichen Garten – so fühlt sich Urlaub an. Und das Beste, jeder scheint uns hier zu kennen, auf der Straße werden wir angesprochen: „Wie geht es Euch, läuft der Bulli wieder?“ Klasse, fast als ob wir schon ewig in Kenia leben würden.

Unser Bus macht allerdings nicht so nette Bekanntschaften – der Turbospezialist in Mombasa hat sich bei der Namensgebung vertan, meinte wohl Turbo-Pfuscher. Dreimal bauen wir den Lader aus, jedes Mal versuchen die geschäftigen Afrikaner ihn zu reparieren. Vergebens, er pfeift und tropft wie ein alter Teekessel. Und das Unverschämteste: 440 Euro verlangen sie für den Murks. Ohne uns – kein reparierter Turbo, kein Geld. Mindestens genau so ärgerlich, jeder dieser stümperhaften Versuche kostet uns einen Tag, Zeit die wir schon lange nicht mehr haben. Wir ziehen die Notbremse, schrauben das Turbogehäuse selber auf, um das Innenleben zu entfernen, denn bleiben die Flügelräder im Turbogehäuse, drohen sie abzureißen und einen Totalschaden im Motor anzurichten. Wir wollen aber weiter, die WM wartet nicht und der Weg ist noch lang, mindestens 5.000 Kilometer – ein neuer Plan wird gemacht.

Ach, sind unsere neuen Freunde in Mombasa nett – schweren Herzens geht es weiter – erst auf die Likoni-Fähre, dann auf die Straße zurück – langsam. Ohne die Pressluft des Turboladers fehlen uns reichlich PS zur Höchstgeschwindigkeit, egal – die ersten knapp 100 km in Tansania lassen eh nicht viel mehr zu, Dirtroad – die Straße ist mies. Für die gut 500 km lange Strecke in die tansanische Hauptstadt brauchen wir zwei volle Tage.

Der neue Plan: Unser Kumpel Jo will uns den Rest unserer Reise begleiten, dabei filmen. Zum Glück ist er flexibel genug seinen Durban-Flug umzubuchen und uns in Dar es Salaam zu treffen, im Gepäck – ein gebrauchter Turbolader. Die Freude über das Wiedersehen und die kurzfristig organisierte Rettung ist entsprechend groß.

Den Umbau erledigt Bernd schnell in einer Nachtschicht, am nächsten Tag geht es weiter. Auch wenn wir die Gastlichkeit und den Pool von Moses und Corinne gerne länger genossen hätten – die Zeit drängt.

Der Bulli beweist zum wiederholten Male Nehmerqualitäten, schnurrt mit Spitzengeschwindigkeiten von 100 km/h dem Eröffnungsspiel entgegen. Hurra. So schnell sind wir seit Ewigkeiten nicht gewesen. Zwar hat Tansania viel zu bieten – kalte Hochebenen, Täler voller Baobab-Bäume, wilde Bananenfelder, üppiger Dschungel – gestoppt wird aber nur für große Tiere oder kleine Pinkelpausen. Und tatsächlich: Unterwegs kreuzen Giraffen und Wasserbüffel unseren Weg, grunzen Warzenschweine im Gebüsch, stehen Elefanten und Zebras direkt an der Straße – wildes Afrika und das direkt von unserem Asphaltband aus zu sehen. So mag man es, wenn keine Zeit mehr ist.