Der größte Stadtbezirk Deutschlands bekommt ein neues Herz . Handelskammer stellt Standortpapier vor, um Investoren zu locken.

Hamburg. Mit 410.000 Einwohnern gilt der Hamburger Bezirk Wandsbek als größter Stadtbezirk Deutschlands. Hier leben weit mehr Menschen als in Städten wie Karlsruhe, Münster oder Kiel. Und mit einer Verkaufsfläche von fast 100.000 Quadratmetern besitzt Wandsbek mittlerweile ein großstädtisch anmutendes Geschäftszentrum - nur wissen das offensichtlich noch zu wenige: "Man hat uns bisher nicht so auf dem Schirm, gerade außerhalb der Metropolregion ist Wandsbek oft schon nicht mehr bekannt", sagt Holger Gnekow, Vorsitzender des Vereins City Wandsbek. Das soll sich nun ändern: Die Handelskammer stellte dazu am Freitag ein Standortpapier vor, das die Potenziale Wandsbeks detailliert auflistet und neue Perspektiven aufzeigen will.

Nachdem im vergangenen Jahr die letzten Arbeiten am neuen Zentrum am Wandsbeker Marktplatz abgeschlossen wurden, will der Bezirk damit nun gezielt bei Investoren und Unternehmen werben - auch in direkter Konkurrenz etwa zu Standorten wie City Süd oder City Nord. "Wir möchten sie ermuntern, in Wandsbek ein Geschäft zu eröffnen oder in eine Immobilie zu investieren", sagt Andreas Bartmann, Vizepräses der Handelskammer und Geschäftsführer des Outdoor-Ausrüsters Globetrotter.

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Besonderes Augenmerk legt das Handelskammerpapier dabei auf Zukunftsprojekte im Bezirk: Unter dem Titel "Wandsbeker Tor" gibt es etwa seit einigen Jahren schon Bestrebungen bei Verwaltung und Politik, unweit der S- und U-Bahn-Station Wandsbeker Chaussee einen größeren Gebäudekomplex zu bauen - um einen optisch markanten Eingang von Hamburg nach Wandsbek zu schaffen: zwei Bürohäuser, 14 Stockwerke hoch und nach ersten Schätzungen mehr als 15 Millionen Euro teuer. Sie würden faktisch dort entstehen, wo an der Wandsbeker Marktstraße bis 1937 die Grenze zwischen Hamburg und der früher eigenständigen Stadt Wandsbek lag. Erste Architekten-Studien dazu gibt es bereits, allerdings noch keine konkreten Investoren. Doch mit der Fertigstellung des Wandsbeker Marktplatzes könnte nun ein neuer Schub für die Idee erfolgen, hoffen die Initiatoren des Handelskammerpapiers.

Weiter ist bereits ein Projekt, das ebenfalls Teil dieses neuen Wandsbeker Eingangsportals werden soll: Das frühere C&A-Flachdachgebäude aus den 70er-Jahren an der Ecke Wandsbeker Marktstraße/Brauhausstraße wird in Kürze abgerissen, um einem höheren Neubau Platz zu machen: Geplant ist dort neben dem nahen Karstadt sowie dem Quarree ein dritter, größerer Einkaufskomplex im Zentrum des Bezirks.

Ein großer Markt für Unterhaltungselektronik, ein Lebensmittelhandel und weitere Einzelhandelsgeschäfte werden dort voraussichtlich einziehen. Geplant sind zudem 400 Parkplätze, die eine Zufahrt vom Brauhausstieg bekommen sollen. Gut 30 Millionen Euro soll das Projekt Berichten zufolge kosten. Noch in diesem Jahr, so sagt Wandsbeks Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff, könne mit dem Bau begonnen werden.

Ein weiteres Zukunftsprojekt, auf das Wandsbek nun setzt, befindet sich ganz in der Nähe des Wandsbeker Tors und firmiert unter dem Titel "Brauhausquartier". Nördlich der Wandsbeker Marktstraße könnte nach Vorstellung der Planer durch eine Verdichtung der eher ungeordneten Bebauung ein völlig neues, zentrales Bezirksquartier entstehen: Bis zu 350 neue Wohnungen seien dort möglich sowie ein Bereich mit neuen Gewerbebauten. "Das setzt aber eine Umordnung voraus, wofür wir jetzt die vielen Grundeigentümer gewinnen wollen", so Bezirksamtsleiter Ritzenhoff. Das größte Stadtentwicklungsprojekt des Bezirks entsteht zudem in nur vier Kilometer Entfernung vom Bezirkszentrum. Unter dem Projektnamen "Jenfelder Au" sollen auf dem 35 Hektar großen Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne immerhin 770 neue Wohnungen gebaut werden.

Für das Zentrum Wandsbek würde das neue Kunden bedeuten - die oft eine höhere Kaufkraft besitzen als in anderen Bezirkszentren, wie das Handelskammerpapier ebenfalls auflistet. So liegt demnach der sogenannte Kaufkraftindex bundesweit bei 100, in Hamburg bei 104,5 und im Bezirk Wandsbek bei 111,4.

Auch beim Thema Verkehrsanbindung könne das Wandsbeker Bezirkszentrum punkten, S- und U-Bahnen sowie die Autobahnauffahrt Horn seien schnell erreicht. Immerhin 50 000 Menschen nutzen am Zentrum täglich den öffentlichen Nahverkehr, der Wandsbeker Busbahnhof gilt als einer der größten Europas. Folgerichtig stellt das Handelskammerpapier den Anspruch dieses größten der sieben Hamburger Bezirke bereits im Titel heraus: "Großstadt in der Metropole".