Er erlitt eine zweite Hirnblutung. Der Täter hatte einen NPD-Aufkleber am Wagen des Opfers befestigt.

Hamburg. Er stammt aus Portugal, sieht aus wie ein Schwarzafrikaner und wurde offenbar aus diesem Grund Opfer eines fremdenfeindlichen Gewaltverbrechens. Nach dem Überfall auf den 37 Jahre alten Mann sucht die Polizei einen bislang unbekannten Täter. Der Zustand des Mannes hat sich gestern in der Klinik verschlechtert. Er schwebt in Lebensgefahr.

Der etwa 18 bis 25 Jahre alte Mann, so der Verdacht der Polizei, hatte einen ausländerfeindlichen Aufkleber an dem Auto des Opfers befestigt, während der Portugiese am Sonntag um 6.50 Uhr bei Rot an der Kreuzung Nordkanalstraße/Nagelsweg (Hammerbrook) wartete. Auf dem Aufkleber der NPD stand: "Leben ohne Überfremdung. Wieder Herr im eigenen Haus. Hamburg muss deutsch bleiben."

Der 37-Jährige gab zu Protokoll, er sei ausgestiegen und habe den Rechtsradikalen zur Rede gestellt. Dieser soll das Opfer beschimpft und dann mehrfach ins Gesicht geschlagen haben. Anschließend stieg der Täter nach Polizeiangaben als Beifahrer in einen dunklen Kleinwagen und flüchtete. Das Opfer erlitt Gesichtsverletzungen und wurde zunächst ambulant behandelt. Am späten Vormittag jedoch verschlimmerte sich sein Zustand. Er wurde mit dem Verdacht auf eine Hirnblutung in ein Krankenhaus gebracht und notoperiert. Laut Polizei besteht keine Lebensgefahr. Ob der Gesuchte und sein Fahrer den 37-Jährigen bereits länger verfolgt hatten, ist bislang unbekannt. Die Staatsschutzabteilung der Polizei hat die Ermittlungen übernommen. Zu dem Fluchtwagen konnte das Opfer keine genaueren Angaben machen. Der Täter ist etwa 1,80 Meter groß und vermutlich Deutscher oder Osteuropäer. Er hat eine schlanke Figur, mittelblonde Haare, einen hellen Teint und trug zur Tatzeit einen Pullover. Hinweise auf den Unbekannten bitte an die Polizei unter der Telefonnummer 428 65 67 89.

Bereits Ende August hatte ein fremdenfeindlicher Überfall für Aufsehen gesorgt. In Bramfeld hatten drei Anhänger der rechtsextremen NPD ebenfalls einen dunkelhäutigen Mann (46) geschlagen und mit Pfefferspray verletzt (wir berichteten). Der 46-Jährige wollte mit seiner Frau und seinem Kind Brötchen holen, als er an der Bramfelder Chaussee an einem Infostand der NPD vorbeikam. Dort verteilten Parteianhänger gerade Flugblätter an Passanten, mit denen sie für Stimmen bei der Bundestagswahl am 27. September warben. Auch dem Opfer, einem Briten, sollen sie einen Prospekt in die Hand gedrückt haben, den dieser jedoch zerrissen haben soll. Daraufhin kam es zu einem Wortwechsel, der schließlich in die Gewalttat mündete. Einer der Verdächtigen soll ihn gegen eine Schaufensterscheibe gedrückt und mehrfach mit Fäusten auf ihn eingeschlagen haben. Ein weiterer Täter sprühte ihm nach Polizeiangaben Pfefferspray in die Augen. Augenzeugen riefen die Polizei. Nach einer kurzen Fahndung wurden die Verdächtigen gefasst. Alle drei waren polizeibekannt. Marius E. (20) ist wegen Körperverletzung vorbestraft. Marco N. (33) hat ebenfalls eine Akte bei der Polizei. Der dritte Mann war bereits als Rechtsradikaler aufgefallen.

Für Empörung hatte eine Aussage des damaligen Hamburger NPD-Chefs Jürgen Rieger (* 63) gesorgt, der einer der wichtigsten Geldgeber der NPD war. Dem Abendblatt teilte er mit, dass auch er "die Faust einsetzen" würde, wenn man ihm Sachen wegnähme. Seit seinem Tod Ende Oktober sieht der Hamburger Verfassungsschutz die NPD in einer kritischen Lage. "Das ist mit Sicherheit ein schwerer Schlag, vor allem wenn die Erben gewährte Darlehen an die Partei zurückverlangen", sagte Verfassungsschutzchef Heino Vahldieck der dpa. Rieger hatte die NPD mit Hunderttausenden Euro unterstützt.