Für Familie Sch. wurde ein Albtraum bittere Realität: Ihre Autos wurden angezündet. Das Feuer erfasste das Haus der Familie.

Hamburg. Ein verbrannter Kindersitz liegt im Vorgarten der Familie von Georg Sch., 49 (Name von der Redaktion geändert). Es ist der Sitz, in dem der Steuerberater seine jüngste Tochter oft zum Kindergarten brachte. Nun ist von dem Sitz der Vierjährigen nur noch ein grotesk verformtes Stück Plastik übrig. Er ist zerstört ebenso wie die beiden Autos der Familie. Wie das Carport, in dem die Wagen standen, und das Dach des Hauses, in dem Georg Sch., seine Ehefrau, die drei Kinder und eine ältere Dame als Untermieterin wohnen.

Zerstört ist auch das Gefühl, im eigenen Hause sicher zu sein. Die Autobrandstifter, die hier in der sonst so ruhigen Seitenstraße in Volksdorf in der Nacht zu Sonntag wüteten, ließen auch ein Stück Seele einer Familie in Rauch aufgehen. Für Familie Sch. wurde der Albtraum wahr, vor dem sich angesichts der Serie brennender Autos derzeit in Hamburg wohl Tausende fürchten. Allein in diesem Jahr brannten bereits rund 200 Fahrzeuge.

Die Autobrandstifter bei Familie Sch. verursachten gewaltigen Sachschaden und gefährdeten das Leben von sechs Menschen. "Warum?" Diese Frage geht Georg Sch. nicht aus dem Kopf. Eine Frage, die wohl kaum die Täter selbst beantworten könnten. Würde man sie kennen. Georg Sch. war noch wach, als die Brandstifter sich an seinem Carport zu schaffen machten. Er war gerade vom Geburtstag eines Freundes heimgekommen. "Es muss gegen 4.30 Uhr gewesen sein", so erinnert er sich. Das Licht, das der Bewegungsmelder aktiviert hatte, sah er nicht. Geräusche nahm er nicht wahr. Wie auch. Es bedarf nur weniger Schritte, eines Feuerzeugs und einfacher Hilfsmittel, um ein Auto in Brand zu setzen.

Vor dem Zu-Bett-Gehen kontrollierte Georg Sch. die Terrassentür, aus Routine. Doch nun bemerkte er den Feuerschein auf seinem Grundstück, kaum drei Meter von der Tür, an der er stand, entfernt. "Zuerst brannten zwei Reifen, an jedem Auto einer", sagt der Steuerberater. Sofort habe er den Notruf gewählt, 110 statt 112, aus Versehen. Dann versuchte er mit dem Gartenschlauch zu löschen. Ein Vorhaben, das nicht gelingen konnte. Innerhalb weniger Minuten fraßen sich Flammen und Gluthitze durch die Autos, in den Schuppen, hoch zum Dach. Aus den Autos quoll giftiger Qualm. Immer wieder knallte es.

"Es war reiner Zufall, dass weder die Mieterin noch meine Kinder in dieser Nacht zu Hause waren", sagt Georg Sch. Nachbarn, die um diesen Umstand nicht wussten, gerieten angesichts der meterhoch lodernden Flammen in Angst. Sie fürchteten um das Leben der Hausbewohner. Georg Sch.: "Tatsächlich. Es herrschte so etwas wie Panik. Man kennt sich ja in unserer kleinen Wohnstraße. Alle kennen unsere Kinder. Sie sahen es brennen und wussten zunächst nicht, ob die Mieterin und sie in Gefahr schweben." Die Täter waren vermutlich längst über alle Berge, als die Feuerwehrleute gegen die Flammen kämpften. Doch seit der Tat denkt Georg Sch. oft darüber nach, wer diese Leute sind, die seiner Familie dies antaten. "Eine gewisse Kaltblütigkeit haben sie in jedem Fall", sagt der 49-Jährige. "Ich denke schon, dass sie bewusst und zielstrebig vorgehen. Durch eine so kleine Nebenstraße wie unsere kommt niemand zufällig." Woher diese Zerstörungswut rührt, kann er sich nicht erklären. Treibt die Täter der Mangel an Möglichkeiten, sich auszudrücken? Die Kinder von Georg Sch. hat das Geschehen mitgenommen. "Es geschieht irgendwie nur noch Schlimmes", hat der Zwölfjährige gesagt. Die Kleinste hat Albträume, seit sie ihren verbrannten Kindersitz gesehen hat.