Christina Block hat sich lange ein Leben jenseits der Steakhauskette aufgebaut. Doch jetzt kümmert sich die 38-Jährige um den Familienbetrieb.

Hamburg. Wenn erste Eindrücke zutreffen, dann vermittelt Christina Block eine begeisterte, zupackende Fröhlichkeit. Auch wenn sie davon erzählt, dass es nicht immer nur einfach ist als Tochter eines Vorzeigeunternehmers, der Eugen Block nun mal ist, den eigenen Weg zu finden. Denn was immer man sich vornimmt, was immer man anpackt - das Lebenswerk des Vaters dominiert den Hintergrund und ist aus den eigenen Planungen nie komplett herauszuhalten.

"Wenn mein Vater Schuster wäre, hätte ich vielleicht Schusterin gelernt", sagt die 38 Jahre junge Unternehmerin beim Gespräch in ihrem Bistro Prima Pane am Großen Burstah 53. Aber Eugen Block hat nun mal 41 Steak-Restaurants, davon sechs im europäischen Ausland, und mit dem Grand Elysée ein großes Hotel, da ist Schustern sicher nicht die erste Wahl.

Die Warnungen des Vaters ("Das willst du nicht wirklich machen - in die Gastronomie ...") fielen auf entschieden unfruchtbaren Boden, "dabei wollte er nur, dass ich nicht in einer solchen Dauerbelastung arbeiten muss. Wollte ich aber ..."

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Und so lernte Christina Block Hotelfachfrau in München, im Top-Hotel Bayerischer Hof. Und machte dann, auf seinen Rat hin, ein Kochpraktikum in luftiger Höhe: im Sterne-Restaurant Jules Verne in Paris, 125 Meter hoch auf der zweiten Plattform des Eiffelturms gelegen. Acht Monate schnippeln, Schwerstarbeit, wenig inspirierend, unbezahlt, aber hochinteressant. "Wer in unserer Branche etwas werden will, muss beide Bereiche kennen: den vorderen Bereich, das Hotel, und den hinteren Bereich, die Küche."

Mit Spaß am Kochen hatte das nichts zu tun, "das war rein beruflich, weil ich weiterkommen wollte. Köche sind ein spezieller Menschenschlag", sagt sie. "Wenn man sich mit ihrer Arbeit nicht auskennt, heißt es schnell mal: Du hast ja keine Ahnung!"

Nach Paris ist sie durchgestartet, in den USA, beim Marriott-Hotel in Atlanta und später in Peking. Die treibende Kraft dahinter, verrät sie, sei das Gefühl gewesen: "Ich will's auch mal alleine schaffen." Und der Wunsch, den Vater besser verstehen zu können. Sie ging nach ihrer Rückkehr denselben Weg wie er, machte sich mit 28 selbstständig, finanzierte das wie er über eine Bürgschaftsgemeinschaft und weiß jetzt, was es bedeutet, Gründerin zu sein: "Sich um jedes einzelne Detail selbst zu kümmern."

Ihre Geschäftsidee: italienisch geprägte Bistros, wo man schnell ein frisches qualitätvolles Sandwich, eine Suppe, einen Salat bekommt. 2001 eröffnete sie das erste Prima Pane am Alten Fischmarkt (nach langen Phasen mit Baustellen hat sie dort den Mietvertrag nicht verlängert), ein zweites am Großen Burstah kam hinzu, ein drittes ist das Betriebscafé der Berenberg Bank. "Ich hab schon dieses Perfektionistische." Sie hat Rezepturen festgelegt, alles durchprobiert, sie packt auch gern mit an und steht selbst im Laden, wenn das Geschäft um die Mittagszeit brummt. Das italienische Flair geht nicht etwa auf romantische Gefühle für Italien zurück, sondern auf handfeste, praktische Überlegungen: Die italienische Paninoteca-Küche verwendet viele Zutaten frisch, geschmackvoll, aber ohne aufwendige große Weiterverarbeitung.

Romantischer ist da schon die Geschichte des Heiratsantrags, den ihr Mann, ein Banker, der Tochter aus katholischer Familie in Italien machte: oben auf der Kuppel des Petersdoms - mehr geht wirklich nicht.

Inzwischen ist Christina Block nicht nur Unternehmerin, sondern auch Mutter von drei kleinen Töchtern im Alter von fünf, drei und einem Jahr. Und gesteht, wie schwierig es ist, dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, dass die Kinder nicht nur nebenherlaufen sollen. "Manchmal sitze ich mit ihnen beim Spielen und denk schon nach einer Sekunde wieder an Geschäftliches." Man glaubt es sofort, und wenn sie so schnell denkt, wie sie redet, hat sie drei gute Ideen in der Zeit, die andere brauchen, um eine einzige zu formulieren.

Sie ist keine, die es lange irgendwo ruhig aushält. Dafür ist zu viel zu tun, "aber ich mag das Tohuwabohu, drei Kinder, Firma, ein bisschen Gesellschafter, damit kann ich gut leben." Arbeiten, sagt sie, ist für sie immer auch ein Freiheitsgefühl, den eigenen Weg zu gehen und trotzdem die Bereicherung durch die Kinder zu genießen.

Ihr Mann Stephan Hensel hat den Bankjob aufgegeben und einige Zeit in der Block Group gearbeitet (im Fleischereibereich), und sich dann in diesem Gewerbe selbstständig gemacht mit einer kleinen Produktion und einem Handel. Die Tochter kauft für ihre Firma Lebensmittel bei der Block Menü und liefert umgekehrt manchmal neue Rezepte zu.

Derweil rückt die große Herausforderung näher, der friedliche Übergang vom Gründerunternehmen des Vaters zum Geschwisterunternehmen. Christina Block und ihre beiden Brüder Dirk, 36, und Philipp, 32, wurden vom Vater zu je acht Prozent an der Block Gruppe beteiligt, "wir ergänzen uns gut, aber jeder hat andere Facetten". Die gleichberechtigte Beteiligung sei das Ziel, "da gibt's sicher auch mal Streit, dann macht man die Tür zu, und am Tag danach findet man eine Lösung".

Die Block-Philosophie hat sie jedenfalls verinnerlicht: Offenheit, Wahrhaftigkeit, Bescheidenheit und Bodenständigkeit. Geschminkt ist sie bestenfalls unsichtbar, kein Schmuck. Und wenn sie in einem Block House isst, wird selbstverständlich bezahlt.

Wo nimmt sie die Energie her? "Die ist mir vorgelebt worden von meinen Eltern, das steckt bei den Blocks im Blut." Nur abends um acht, "wenn die Kinder im Bett sind, dann bin ich auch erschossen". Über dieses Geständnis ist man dann fast ein wenig beruhigt.