Zu seinem Geburtstag hat er 20.000 Menschen eingeladen. Ahrensburg will Lukas für mögliche Schäden zur Kasse bitten. Polizei befürchtet Randale.

Ahrensburg. Brennende Müllcontainer. Jugendliche, die Flaschen in die Menge schmeißen. Randalierer, die Zäune umreißen und lautstark grölen. Solche Szenen spielten sich am vergangenen Freitag bei Thessas Facebook-Party in Hamburg-Bramfeld ab. Droht dieses Szenario jetzt auch der Schlossstadt Ahrensburg? Wie berichtet, plant Lukas (Name geändert) am kommenden Freitag eine Riesenfeier zu seinem 18. Geburtstag am Ahrensburger Schloss. Via Facebook hat er 20.000 Menschen eingeladen. Innerhalb weniger Stunden hätten mehr als 5000 User zugesagt. Die Party könnte für Lukas aber teuer werden: Die Stadtverwaltung will ihn für mögliche Schäden zur Kasse bitten.

Auf die Idee, aus seinem Geburtstag eine Massenveranstaltung zu machen, war der Pinneberger bei Thessas Geburtstagsfeier gekommen. Das Mädchen hatte Tausende zu ihrem 16. Geburtstag eingeladen. Rund 1500 feierwütige Jugendliche standen tatsächlich vor ihrem Elternhaus. Darunter auch Lukas, der auch Fotos von dem Ereignis veröffentlicht hat. "Ich hab da einfach Bock drauf", sagt Lukas, der sich wegen des Stadtfestes für Ahrensburg entschieden hat. "Ich habe viele Freunde dort, und die Wiese am Schloss bietet sich an", sagt der Jugendliche.

Dass es in Hamburg-Bramfeld zu Ausschreitungen mit der Polizei, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen gekommen ist, sieht der junge Mann offenbar nicht so problematisch. Er glaubt, die Gäste über die Facebook-Seite selektieren zu können.

Für Polizei und Stadtverwaltung sind solche Massenversammlungen dagegen ein unkalkulierbares Risiko.

Lukas beruft sich auf die Versammlungsfreiheit. Denn laut Grundgesetz, Artikel acht, hat jeder Deutsche das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Im zweiten Absatz dieses Artikels steht jedoch: Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes beschränkt werden.

Darauf beruft sich jetzt auch das Ahrensburger Ordnungsamt, das Lukas für mögliche Kosten haftbar machen möchte. Denn laut Versammlungsgesetz (Paragraf 14) ist jeder, der die Absicht hat, eine öffentliche Veranstaltung unter freiem Himmel zu machen, verpflichtet, dies spätestens 48 Stunden vor Bekanntgabe des Termins der zuständigen Behörde zu melden. Wer dies versäumt (§ 26, Absatz 2), kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldbuße bestraft werden. Ordnungswidrig handelt indes auch derjenige, der an einer verbotenen oder nicht angemeldeten Veranstaltung teilnimmt.

Die Behörden entscheiden, ob ein Fest veranstaltet werden darf. "Wir setzen uns im Vorwege mit den Verantwortlichen zusammen und klären beispielsweise, wie die Sicherheit gewährleistet werden kann", sagt Thomas Reich, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Recht im Ahrensburger Rathaus. "Der Veranstalter erhält dann von uns Auflagen", fügt der Jurist hinzu. Dazu gehört zum Beispiel, wie viel Sicherheitspersonal eingesetzt werden muss oder wie viele Toiletten aufgesellt werden müssen.

Kommt der Veranstalter diesen Auflagen nicht nach, muss sich die Ordnungsbehörde darum kümmern, stellt dies dem Verantwortlichen dann aber in Rechnung. So kann es durchaus sein, dass die Stadt Lukas für mögliche Kosten zur Rechenschaft zieht. Den 18-Jährigen stört das nicht weiter. Er habe mit einem Anwalt gesprochen, der ihm geraten habe, in seiner Einladung zu schreiben, dass er keine Haftung übernimmt.

"Dies mag zwar im einem zivilrechtlichen Vertragsverhältnis so sein, doch der Haftungsausschluss gilt nicht für das öffentliche Recht, das hier greift", sagt Jurist Thomas Reich. Auch für Schäden, gegen die sich Veranstalter in der Regel versichern, könne Lukas haftbar gemacht werden. Die Stadtverwaltung erwägt auch, ihm die Kosten für die anschließende Reinigung der Schlosswiese aufzuerlegen. Für Rolf Meyer, Chef der Ahrensburger Polizei, ist der Müll, der bei solchen Massenpartys entsteht, das kleinste Problem. Er macht sich Sorgen um die Sicherheit und befürchtet auch Ausschreitungen. "Ich habe die Bilder von Thessas Geburtstagsfeier verfolgt", sagt Meyer und denkt dabei an die Szenen, bei denen Jugendliche Polizisten angreifen und randalieren. "Natürlich werden auch viele Menschen kommen, die friedlich feiern möchten. Doch die Erfahrung zeigt, dass auch ein anderes Klientel solchen Aufrufen folgt", sagt der Ahrensburger Polizeichef.

Bürgermeister Michael Sarach möchte sich jetzt mit der Polizei, der Schlossstiftung und der Ordnungsbehörde zusammensetzen und darüber beraten, wie mögliche Ausschreitungen vermieden werden können. "Die Schlosswiese schnell einzäunen, wäre jetzt der falsche Weg. Denn die Maßnahmen sollen nicht eskalierend wirken", sagt der Verwaltungschef.

Lukas sieht möglichen Schäden gelassen entgegen. "Schließlich weiß niemand, wer ich bin", sagt der Jugendliche, der unter einem Pseudonym via Facebook weitere Menschen für Freitag nach Ahrensburg locken möchte. Seinen Eltern habe er nichts von seinem Vorhaben erzählt. Lukas: "Wüssten sie davon, würden sie mich an diesem Tag einsperren."