Verkehrsexperten in der Bürgerschaft begrüßen den Modellversuch. In der Schweiz wurde der Schilderwald schon vor Jahrzehnten gelichtet.

Hamburg. Der noch in diesem Jahr beginnende Modellversuch, Parkverbotsschilder durch gelbe Linien auf dem Asphalt zu ersetzen, erntet große Zustimmung bei den verkehrspolitischen Sprechern der Bürgerschaftsfraktionen. "Ich freue mich, dass der Innensenator sich des Themas angenommen und es umgesetzt hat", sagt Klaus-Peter Hesse von der CDU. Er hatte mit einem entsprechenden Antrag bereits im Januar 2006 in der Bürgerschaft den Stein ins Rollen gebracht.

Wie gestern berichtet, hat Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) in einem persönlichen Brief grünes Licht für die gelben Linien gegeben. Zuvor hatte der Bundesrat für die Hamburger Initiative gestimmt. Sollte die Straßenverkehrsordnung nun zügig umgeschrieben werden, könnten bereits ab Sommer die ersten Schilder abgebaut werden. Innen- und Baubehörde werden gemeinsam zehn Straßen benennen, auf denen das Pilotprojekt bis Ende 2013 getestet wird.

Verläuft es positiv, könnte nicht nur in Hamburg ein Großteil der Schilder verschwinden, sondern auch im ganzen Bundesgebiet. Ziel dieser Maßnahme soll sein, den Schilderwald zu lichten. Laut Ahlhaus würden die Straßen übersichtlicher und damit sicherer. Durchgezogene Linien sollen ein absolutes Halteverbot symbolisieren, gestrichelte ein eingeschränktes.

"Alles, was die Übersicht im Straßenverkehr verbessert, ist gut", lobt die verkehrspolitische Sprecherin der GAL, Martina Gregersen. Auch aus der Opposition ist nur Zustimmung zu hören. "Es ist sinnvoll, den Schilderwald zu roden", sagt Martina Koeppen (SPD). Man müsse beobachten, wie die Neuerung bei den Autofahrern angenommen werde. Und Joachim Bischoff von den Linken sagt: "Ich finde das Projekt total gut. Wir unterstützen es voll und ganz." Erfreulich sei zudem, dass auf die Stadt keine hohen Kosten zukämen. Jedes der nach ADAC-Schätzungen 220 000 Verkehrsschilder kostet rund 200 Euro. Gelbe Farbe auf dem Asphalt ist vergleichsweise günstig.

Die grüne Verkehrsexpertin Gregersen schlägt zudem vor, die Linien auch vor Zebrastreifen aufzumalen. "Dies würde das ohnehin schon geltende Parkverbot noch einmal verdeutlichen." Diese Praxis gibt es in der Schweiz bereits seit vielen Jahrzehnten. "Erste Versuche gab es schon in den 20er-Jahren", sagt Thomas Rohrbach, Sprecher des Schweizer Bundesamts für Straßen. 1953 wurden die Parkverbotslinien vor Zebrastreifen schließlich eingeführt. Seit 1979 haben die Schweizer dieses System auch auf weitere Parkverbotszonen ausgeweitet. Die Erfahrungen seien positiv. "Wir wollen diese Art der Verkehrsregelung behalten. Gerade auch vor dem Hintergrund, so den Schilderwald einzudämmen." Ganz ohne Schilder gehe es aber auch in der Schweiz nicht. So seien längere Parkverbotszonen in der Regel mit zusätzlichen Schildern versehen.

Die Schilder haben auch einen weiteren nachvollziehbaren Nutzen: Schneefall. So hat sich etwa die Berner Polizei im Winter 2007/2008 geweigert, bei Falschparkern Tickets zu verteilen, da die Parkverbotslinien unter der Schneedecke nicht zu sehen waren und es keine Schilder gab. Die Verwarngeldforderungen wären deshalb von jedem Gericht kassiert worden.