Flop bei Elite-Prüfung. “Forschungs-Finanzierung die schlechteste in Deutschland“. Forschung sei ein wichtiges Investment in die Zukunft.

Hamburg. Nach dem Scheitern der Hamburger Universitäten bei der bundesweiten Auswahl der Elite-Hochschulen haben Wissenschaftler massive Kritik an der Politik der Hansestadt geübt. "Die Finanzierung des Hamburger Wissenschaftsbereichs ist die schlechteste in Deutschland", sagte Universitätspräsident Dieter Lenzen dem Abendblatt. Mit einer solchen "massiven Unterfinanzierung" ließen sich keine Spitzenleistungen in der Forschung erzielen. Ähnliche Vorwürfe erhebt Edwin Kreuzer, Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Viele Forscher, so Kreuzer, beklagten "den geringen Stellenwert, den die Wissenschaft in Hamburg hat".

Bei der sogenannten Exzellenz-Initiative waren neun Hamburger Forschungsprojekte mit ihren Bewerbungsanträgen am Mittwoch bereits in der Zwischenrunde durchgefallen, nur ein Exzellenz-Verbund mehrerer Hamburger Institute kam eine Runde weiter. Die anderen Forschungsverbünde und auch die Universität selbst kommen nun nicht in den Genuss der staatlichen Fördermittel über insgesamt drei Milliarden Euro. Mit dem Geld werden nur die besten deutschen Universitäten und Forschungsvorhaben bedacht.

TU-Präsident Kreuzer fordert, Hamburg müsse aus der Niederlage dringend Lehren ziehen. Grundlagenforschung solle wie im Süden der Republik stärker gefördert werden, damit die Stadt nicht wirtschaftlich den Anschluss verliere. Die Konzentration auf Schifffahrt und Handel allein reiche nicht. Forschung sei ein wichtiges Investment in die Zukunft. "Wir brauchen ein neues Wir-Gefühl für Hamburg als Wissenschaftsstandort."

+++ Eliteprüfung: Hamburgs Unis fallen durch +++

Auch Hamburgs künftiger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sieht dringenden Handlungsbedarf: "Der Senat wird mit den Hochschulen eine Strategie entwickeln, wie Forschung und Lehre in Hamburg vorangebracht werden können." GAL-Hochschulexpertin Eva Gümbel sagt: "Die Zukunft liegt in der Wissenschaft. Wer das nicht kapiert hat, hat gar nichts kapiert."

Nach einem Ländervergleich des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft beträgt der Anteil der Forschungsausgaben an den öffentlichen Ausgaben im Durchschnitt 3,3 Prozent. Spitzenreiter ist Sachsen mit 5,9 Prozent, in Bayern liegen die Forschungsausgaben bei deutlich über vier Prozent. Hamburg ist mit weniger als drei Prozent bundesweites Schlusslicht.

Mit Blick auf die Zukunftschancen sieht das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos die Hansestadt nur noch auf Platz fünf - hinter München, Stuttgart und den Groß-Regionen Rhein-Main und Rhein-Neckar.