Hamburgs Forschungs-Problem ist hausgemacht.

Die Hamburger Hochschulen haben einen gewichtigen Vorteil: ihren Standort in dieser Stadt. Die attraktive Metropole lockt Studenten ebenso wie Dozenten und Professoren nach Hamburg, um hier zu lernen oder zu lehren.

Die Hamburger Hochschulen haben aber auch einen gewichtigen Nachteil: ihren Standort ausgerechnet in dieser Stadt. Denn die Macher im Rathaus, unabhängig welche Parteien den Senat stellten, haben die drei großen Ziele, die an der Fassade des Uni-Hauptgebäudes in Stein gemeißelt sind, jahrzehntelang nie konsequent ins Visier genommen: "Der Forschung. Der Lehre. Der Bildung" steht da. Um auf diesen drei Feldern im Wettbewerb mit süddeutschen Universitäten bestehen zu können, muss zunächst der politische Wille für diese Herausforderung erkennbar sein - und zwar länger als eine durchschnittliche Vier-Jahres-Wahlperiode.

Am Willen hat es fast immer gefehlt und damit an einer angemessenen finanziellen Ausstattung. Die hinkt den steigenden Studentenzahlen hinterher. Insofern ist das Klagelied der Hamburger Hochschul-Chefs berechtigt. Die aktuelle Schlappe im Wettbewerb der Hochschulen um den Titel "Elite-Universität" ist ein weiterer Beleg für Hamburgs Misere mit der Wissenschaft. Da ist die Stadt mit 75 000 Studenten zwar breit aufgestellt. Aber wer mehr will als Masse und Mittelmaß, darf sich nicht mit dürftigen Ergebnissen beim Forscher-Wettstreit zufriedengeben. Zumal hier Geld nach Hamburg fließen könnte: Bundesweit werden drei Milliarden Euro Fördergeld verteilt. Dennoch geht es um mehr als die Frage, ob ein knapp Drei-Prozent-Anteil der öffentlichen Ausgaben für die Forschung genug ist. Denn solange der Staat erheblich mehr ausgibt, als er einnimmt, ist der Königsweg, den Geldhahn weit aufzudrehen, leider versperrt.

Hamburg fehlt es an effektiven Strukturen in Forschung und Lehre. Vor allem die Universität braucht mehr Selbstständigkeit und weniger Gängelei durch Behörden. Dass ausgerechnet die neue Wissenschaftsstiftung, die Spitzenforschung in Hamburg unbürokratisch fördern soll, eingespart wird, wenn die SPD ihre Ankündigung wahr macht, wäre ein schwerer Fehler. Dann könnten die Hochschul-Chefs wieder protestieren - und die Politik sich schnell wieder anderen Themen widmen.