Laut ADAC verhalten sich die Autofahrer falsch, denn Parkplätze gebe es genug. Der Nabu will die Fahrzeuge vom Straßenrand verbannen.

Hamburg. Einen freien Parkplatz in der Innenstadt zu finden ist häufig ein Glücksspiel. Die Suche nach dem begehrten Stellplatz dauert nicht selten 20 Minuten und länger. ADAC-Sprecher Matthias Schmitting bestätigt, dass die Parkplatzsituation in der City, wo es 3800 durch Parkscheinautomaten oder Parkuhren bewirtschaftete Parkplätze gibt, chaotisch ist. Aber seine Erklärung dafür überrascht: Es gebe nicht zu wenige Parkplätze, die Autofahrer seien meist selbst schuld an der chaotischen Situation.

Das Hamburger Konzept sei gut, nur bei der Umsetzung hapere es, sagt Schmitting. Für den ADAC-Sprecher steht fest: "Die Autofahrer aus nah und fern müssen endlich begreifen, dass es eben Geld kostet, in der Innenstadt zu parken. Dann wäre das Problem gelöst." Stattdessen würden sie bei der Suche nach einer kostenfreien Parkfläche langsam durch die Straßen fahren, den Verkehrsfluss behindern, um schließlich ihren Wagen doch in zweiter Reihe oder auf dem Fußweg abzustellen, nur um sich Parkgebühren und längere Fußwege zu ersparen. Schmitting betont: "Wer einen Parklatz in der Innenstadt braucht, der kriegt ihn auch." Dafür brauche der Autofahrer nur das Parkleitsystem zu beachten, das ihn in eines der vielen Parkhäuser führt. In der Hansestadt gibt es rund 9400 Stellplätze in Parkhäusern und Tiefgaragen.

Auch den Naturschutzbund Hamburg (Nabu) beschäftigt die Parkplatzproblematik. Dem Nabu-Vorsitzenden und ehemaligen GAL-Umweltsenator Alexander Porschke sind die vielen Autos im öffentlichen Raum ein Dorn im Auge. Der Umweltschützer fordert, die geparkten Autos in der Innenstadt in Parkhäuser zu verbannen. "Die vielen Fahrzeuge, die an den Straßenrändern geparkt werden, versperren die Chance, mehr Grün und Natur in die Stadt zu holen", sagt er. Eine Beschränkung des Parkraums würde die Lebensqualität in der City erheblich steigern. Als Beispiel führt Porschke Venedig oder Florenz an, wo alle Autos außerhalb der Stadt auf Parkplätzen oder in einem Parkhaus abgestellt werden. "Dort lässt sich die Lebensqualität einer autofreien Stadt erkennen." Unterdessen fordert der CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse mehr Anreize für die Autofahrer, damit diese künftig auf Bus und Bahn umsteigen: "Der öffentliche Personennahverkehr muss noch attraktiver werden."

Deshalb sei es besonders wichtig, Projekte wie den geplanten Ausbau der S 4 von Hamburg nach Ahrensburg zügig zu realisieren. Zudem setzt sich der Verkehrspolitiker für mehr P+R-Flächen an U- und S-Bahn-Stationen ein. Außerdem hofft Hesse, dass der von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) geplante Einsatz von 100 neuen Mitarbeitern für die Überwachung der öffentlichen Parkplätze Erfolg zeigt: "Die stärkeren Kontrollen werden hoffentlich eine abschreckende Wirkung auf das asoziale Parkverhalten haben. Wenn die Autofahrer wissen, dass mehr kontrolliert wird, dann wird auch nicht mehr einfach so drei Stunden ein Parkplatz blockiert."

Wie berichtet, sollen von Mai 2011 an die Parkgebühren erhöht werden: In der Zone 1 kostet dann eine halbe Stunde 1,50 Euro anstatt wie bisher 1 Euro, und in der Zone 2 werden für 30 Minuten statt 50 Cent künftig ein Euro fällig. Das gilt auch für die Parkzone 3, die jetzt auch zur Parkzone 2 gehört und in der Parken bislang je angefangene halbe Stunde 25 Cent kostete. Immer wieder wird auch über eine City-Maut wie in London oder Stockholm diskutiert. Dort müssen Autofahrer Geld bezahlen, wenn sie in die Innenstadt fahren wollen.

Die Stadt hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt zurzeit auswertet. Die SPD-Verkehrsexpertin Martina Koeppen kritisiert: "Die Ergebnisse liegen der Behörde seit Langem vor. Nun muss endlich auch mal die Öffentlichkeit über den Inhalt des Gutachtens informiert werden." Der ADAC kritisiert unterdessen, dass die Stadt immer noch nicht auf die Parkplatzproblematik in Stadtteilen wie Eppendorf oder Eimsbüttel reagiert habe: "In den betroffenen Gebiete müssen dringend Quartiersgaragen errichtet werden. Der Parkdruck in manchen Stadtteilen ist nicht länger hinzunehmen", sagt Sprecher Matthias Schmitting.