Hamburg will den Vertrag mit der Bahntochter S-Bahn Hamburg GmbH ohne Ausschreibung verlängern. Die Verhandlungen haben schon begonnen.

Hamburg. Die Stadt Hamburg beabsichtigt, den Betrieb des S-Bahn-Netzes auch nach Ende des jetzt gültigen Vertrages im Jahr 2017 und ohne öffentliche Ausschreibung wieder an die S-Bahn Hamburg GmbH zu vergeben. Die Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Unternehmen haben begonnen. Das bestätigt Volker Dumann, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, auf Abendblatt-Anfrage.

Die S-Bahn fährt in Hamburg seit mehr als 100 Jahren, das Streckennetz ist rund 144 Kilometer lang. Eine Ausschreibung für dieses Netz gab es noch nie - es wird von jeher an die Deutsche Bahn vergeben Der derzeitige Verkehrsvertrag mit der S-Bahn Hamburg gilt seit Dezember 2009 und läuft bis Ende 2017.

Die Opposition im Rathaus begrüßt das Vorhaben der Stadt, stellt aber auch Forderungen für den Fall einer Direktvergabe: "Es ist richtig so, dass die Stadt plant, auch nach 2017 die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen fortzusetzen. Damit werden rund 1000 Arbeitsplätze gesichert", sagte Ole Thorben Buschhüter von der SPD. Die technischen Besonderheiten der S-Bahn sprechen laut Buschhüter gegen eine Ausschreibung. Aber dem SPD-Politiker ist wichtig: "Ziel muss sein, dass es für die Fahrgäste durch die Direktvergabe an die S-Bahn GmbH zu spürbaren Verbesserungen kommt." In dieser Frage wird CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse konkreter: "Neben finanziellen Erwägungen muss es in den Verhandlungen auch um den teilweise schlechten Zustand der Stationen, um Barrierefreiheit, fehlende Toiletten, mehr Personal sowie den Zustand der Fahrzeuge gehen." Nur wenn die S-Bahn bereit sei, durch Investitionen den Fahrgästen mehr Leistung und Service zu bieten, wäre eine Vertragsverlängerung ohne Ausschreibung sinnvoll, so Hesse weiter.

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Das sieht die zuständige Behörde ähnlich: "Wir streben natürlich an, dass ein neuer Vertrag mit der S-Bahn auch den Fahrgästen zugute kommt", sagt Dumann. Außerdem stellt er klar: "Wir müssen keinen Vertrag mit der S-Bahn abschließen. Es gibt eine entsprechende Vereinbarung, dass, sofern keine Einigung erzielt wird, die S-Bahn für ein weiteres Jahr das Streckennetz bedient. Damit hätte die Stadt genügend Zeit für eine Ausschreibung."

Die S-Bahn zeigt sich erfreut über die mögliche Direktvergabe: "Wir sehen dies als Bestätigung für unsere guten Leistungen. So haben wir die Pünktlichkeit in unseren S-Bahnen in den vergangenen Jahren kontinuierlich steigern können", sagt S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke. "Seit 2007 verzeichnen wir zudem Fahrgaststeigerungen von mehr als elf Prozent."

Aber was sagt die Konkurrenz zu einer möglichen Direktvergabe? "Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass die Vergaben von Verkehrsleistungen im Wettbewerb dazu beitragen, die Qualität im Sinne der Kunden zu steigern", kritisiert Andreas Winter, Sprecher der Veolia Verkehr.