Die rollende Ausstellung soll in 15 europäischen Metropolen die Umwelthauptstadt Hamburg bekannt machen - Kosten 4 Millionen Euro.

Den einen gilt er als massive Geldverschwendung, den anderen als perfekte Investition: der "Zug der Ideen", der im kommenden Jahr durch Europa brausen und vom Ruhm der Umwelthauptstadt Hamburg künden soll. Vier Millionen Euro kostet die rollende Ausstellung, die bei Hamburgs Bewerbung um den von der EU-Kommission immer für ein Jahr vergebenen Titel "Umwelthauptstadt" besonders gefallen hatte. Für Peter Tschentscher, Haushaltsexperte der SPD, ist der Zug angesichts des Haushaltslochs schlicht "nicht bezahlbar". Der GAL-Fraktionsvorsitzende Jens Kerstan hält ihn für "unverzichtbar". Aufzuhalten ist er wohl nicht mehr. Das Geld ist bewilligt, der Abfahrtstermin steht zumindest ungefähr fest: der März kommenden Jahres.

Viel mehr ist noch nicht bekannt über das, was Hamburg im Umwelthauptstadt-Jahr tun will, um dem EU-Titel gerecht zu werden. "2011 soll ein Jahr voller Kreativität, Ideen und konkreter Maßnahmen werden", hieß es im März in einer Senatsvorlage zu diesem Thema. Wobei gerade die konkreten Maßnahmen rund sechs Monate vor dem Start noch am weitesten von einer Realisierung entfernt sind. "Sie sind noch in der Abstimmung", sagt Volker Dumann, der Pressesprecher der Umweltbehörde, und verweist auf die Homepage zur Umwelthauptstadt. Die liefert allerdings auch keine näheren Erkenntnisse.

Bleibt das, was Peter Tschentscher als "Werbung" bezeichnet und für überflüssig hält. Der Infopavillon, das Informationszentrum für alle Aktivitäten, soll auf der Freifläche zwischen Hauptbahnhof und Kunsthalle stehen. 1,4 Millionen Euro kostet er, es wird ein kleines Containerdorf werden. Dort ist unter anderem zu erfahren, welche Umweltziele Hamburg in den nächsten Jahren anstrebt und wie sie erreicht werden können. Wechselnde Sonderausstellungen informieren über Naturschutz in Städten, über den Klimawandel und das Verhältnis von Wirtschaft und Umwelt.

Die fahrende Variante dieses Angebots ist der Zug der Ideen, der mit vier Millionen Euro weitaus teuerste Einzelposten des rund zehn Millionen Euro teuren Projekts Umwelthauptstadt. Er wird in Hamburg nur im Frühjahr und im Herbst zu sehen sein, dazwischen tourt er durch Europa. Die Strecke steht fest. Von Hamburg geht es zunächst nach Kopenhagen, dann folgen Malmö, Göteborg, Oslo, Zürich, München, Warschau, Riga, eventuell Tallinn, Wien, Barcelona, Marseille, Nantes, eventuell Paris, Brüssel, Amsterdam und Antwerpen. Der Zug soll in jeder Stadt drei bis vier Tage lang auf einem "attraktiven Gleis" des Hauptbahnhofs stehen.

Sechs Ausstellungscontainer zieht die Lok durch Europa. Einer ist Hamburg gewidmet und seinen Leistungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes, fünf weitere sollen eine Ausstellung mit dem Thema "Stadt der Zukunft, von der Vision zur Realität" enthalten. Sechs Aspekte werden dabei beleuchtet: "Stadtentwicklung und Wohnen", "Klima und Energie", "Natur und Stadtgrün", "Ressourcenschutz", "Mobilität" sowie "Konsum und Wirtschaften". Alle Städte, die angefahren werden, sollen einen Beitrag zu der Ausstellung liefern.

Apropos Beitrag. Im Senatskonzept zur Umwelthauptstadt war zu lesen: "Der finanzielle Aufwand für die Stadt wird durch gezielte Sponsoringaktivitäten so gering wie möglich gehalten werden." Doch die Umweltbehörde kann sechs Monate vor dem Start nicht einen Sponsorennamen nennen. "Wir sind noch in Verhandlungen", sagt Pressesprecher Volker Dumann.