Senat verengt Straßen und richtet auf zwölf Kilometer Länge weitere Radstreifen ein. Die Kosten liegen bei rund einer Million Euro.

Hamburg. Der Countdown läuft. In 200 Tagen ist Hamburg "Europäische Umwelthauptstadt" (European Green Capital). Und schon jetzt beginnt die Stadt damit, sich ökologisch herauszuputzen. Der nächste Schritt: "Wir wollen das Radfahren attraktiver machen. Diese umweltfreundliche und zugleich gesunde Art der Fortbewegung soll noch selbstverständlicher und sicherer werden", sagte Umweltsenatorin Hajduk am Freitag. Ihre Behörde will Hamburg zu einer besonders fahrradfreundlichen Stadt ausbauen. Dafür richtet die Stadt in einem ersten Schritt auf rund zwölf Kilometer Länge neue Radfahrstreifen auf Straßen ein.

Diese werden - wie schon auf der Hochallee - auf der Fahrbahn markiert. Die Radfahrer erhalten eine eigene Spur parallel zum Autoverkehr und werden entlang von 16 Straßenzügen angelegt. Die ersten Baumaßnahmen am Hofweg und an der Bebelallee haben bereits begonnen.

Entlang der meisten ausgewählten Straßen existieren schon Radwege: Diese bleiben zunächst auch weiterhin erhalten, zusätzlich zu den Radstreifen. "Allerdings werden wir nach einer ersten Testphase entscheiden, ob wir die alten Radwege zum Gehweg zurückbauen", sagt Detlev Gündel, Fahrradexperte in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU). Grundsätzlich sei es den Radfahrern in der Testphase freigestellt, ob sie die alten Radwege oder die neuen Radstreifen benutzen. Die Aktion, die für mehr Komfort und Schutz der Radfahrer dienen soll, kostet eine Million Euro.

Die ausgewählten 16 Straßen wurden mithilfe eines externen Gutachters ermittelt. Seine Arbeit hat rund 40 000 Euro gekostet. Der Gutachter hatte 150 Straßenzüge mit einer Gesamtlänge von etwa 200 Kilometern daraufhin überprüft, ob diese für Radfahr- oder sogenannte Schutzstreifen (siehe auch Text unten) grundsätzlich geeignet sind: "Es wurden 62 Straßenzüge ermittelt, auf denen diese Maßnahme umgesetzt werden könnte, ohne dass es für andere Verkehrsteilnehmer wie Autos oder Fußgänger zu Einschränkungen kommt", sagte Umweltsenatorin Hajduk. Bis 2015 sollen nun Jahr für Jahr weitere Radstreifen im Hamburger Stadtgebiet realisiert werden.

Die Radfahrstreifen werden nur durch eine dicke durchgezogene Linie vom Autoverkehr getrennt und dürfen von diesem nicht genutzt werden. Es gibt bislang 25 Kilometer Radfahrstreifen in der Stadt: "Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Dadurch sind Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern erheblich zurückgegangen", sagt Fahrradexperte Gündel.

Das Projekt stößt allerdings nicht nur auf Zustimmung. Kritik übt der ADAC: "Durch die Radfahrstreifen wird den Autofahrern ein Teil der Straße genommen", sagt Sprecher Matthias Schmitting. Deshalb könne es zu einer Verlangsamung des Verkehrs und zu Problemen mit entgegenkommenden Fahrzeugen kommen. Lob, aber auch weitere Forderungen kommen unterdessen vom Fahrrad-Club ADFC: "Mehr Fahrradstreifen auf den Straßen Hamburgs - das ist eine zentrale Forderung von uns. Von daher ist es ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Vorstandsmitglied Dirk Lau. Zahlreiche alte auf den Bürgersteigen angelegte Radfahrwege seien nicht mehr befahrbar. Deshalb sei es richtig, dass der Radverkehr auf die Fahrbahn verlegt wird. Dabei ist Dirk Lau wichtig: "Allerdings müssen sie nach dem Stand der Technik angelegt werden. Das heißt, sie müssen breit genug sein und eine klare Verkehrsführung haben."

Der SPD-Verkehrsexperte Ole-Thorben Buschhüter sagt: "Wir begrüßen alles, was Fahrradfahren in Hamburg sicherer und attraktiver macht. Aber auf diesem Gebiet gibt es auch noch einen großen Nachholbedarf."

In Hamburg gibt es laut BSU-Sprecher Enno Isermann ein insgesamt 1700 Kilometer langes Radwegenetz.

In diesem Jahr stehen laut Isermann für die Sanierung, den Ausbau oder Neubau von Radwegen rund 12,5 Millionen Euro zur Verfügung. Darin sind auch die Kosten für das Leihsystem StadtRad enthalten, das vor einem Jahr in Hamburg eingeführt wurde. Inzwischen wurden die roten Fahrräder fast eine halbe Million Mal ausgeliehen.