Mehr als fünf Jahre lebte der Junge glücklich bei seinen Pflegeeltern. Dann griff ein Amtsrichter ein. Seit vier Wochen lebt Dennis in einem Heim.

Hamburg. In einer nicht öffentlichen Sondersitzung befasst sich am morgigen Mittwoch der Jugendhilfeausschuss im Kreistag des Landkreises Harburg mit dem Fall des Hamburger Pflegekindes Dennis .

Mehr als fünf Jahre lebte der Junge glücklich bei seinen Pflegeeltern in Winsen. Nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen um Besuchskontakte mit dem leiblichen Vater und der Großmutter fehlten den Pflegeeltern zuletzt die Kraft und die finanziellen Mittel, um den Kampf fortzusetzen. Sie baten das Jugendamt, das bereits im Sommer 2011 einen Herausgabebeschluss für Dennis aus der Pflegefamilie erwirkt hatte, den Jungen abzuholen. Ein "Akt der Verzweiflung", den sie mittlerweile bereuen. Zurzeit wird in dem laufenden Verfahren ein Sachverständigen-Gutachten über Dennis erstellt.

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Der Fünfjährige hatte auf die vom Richter angeordneten unbegleiteten Umgänge regelmäßig mit massiven Essstörungen reagiert, sodass Ärzte und Therapeuten von diesen Treffen abgeraten haben. Weil die Pflegeeltern die Umgänge verweigerten, waren sie vom Richter jedes Mal mit einem Ordnungsgeld bestraft worden. Seit vier Wochen lebt Dennis in einem Heim.

In ihrem Antrag zur Sondersitzung hatte die Gruppe Grüne/Linke beantragt, die Pflegeeltern zu laden, und ihnen bei einer Sitzungsunterbrechung ein Rederecht einzuräumen. Doch dieser Antrag fand keine Mehrheit. "Ich halte es für rechtlich nicht legitim, in der Sitzung einzelne Beteiligte aus dem laufenden Verfahren zu hören", sagt Udo Heitmann (SPD), Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses. "Es geht am Mittwoch erst einmal darum, dass wir vom Jugendamt in diesem konkreten Fall über den genauen Sachverhalt informiert werden."

Am heutigen Dienstag berichtet auch der NDR über "Das Pflegekind Dennis: Justizdrama ohne Ende?" Der Beitrag wird in der Reihe "Menschen und Schlagzeilen" um 21.15 Uhr gesendet.