Busemann untersucht den Fall aus Winsen. Der fünf Jahre alte Junge lebt jetzt im Heim. Leser wollen den Pflegeltern spontan helfen und spenden.

Hamburg. Das Justizdrama um das Hamburger Pflegekind Dennis schlägt hohe Wellen. Nun wird sich das Justizministerium von Niedersachsen mit dem Fall beschäftigen, über den das Abendblatt am Freitag berichtet hat.

Fünfeinhalb Jahre lebte der Junge, der mit vier Monaten aus einem Kinderschutzhaus in Hamburg zu den Pflegeeltern gekommen war, bei Anna und Peter Schneider (alle Namen geändert) in Winsen. Eine jahrelange juristische Auseinandersetzung mit dem leiblichen Vater und der Großmutter um eine Umgangsregelung hat die Pflegeeltern an ihre körperlichen und finanziellen Grenzen geführt. Das Jugendamt in Winsen hatte bereits 2011 einen Herausnahmebeschluss für Dennis aus der Pflegefamilie gestellt. Vom Amtsgericht Winsen wurden die Schneiders mit Strafgeldern bedrängt, weil sie mit Rücksicht auf Dennis' Gesundheit unbegleitete Besuchskontakte verweigert hatten. Auf die hatte der Junge stets mit massiven Essstörungen reagiert.

Vor drei Wochen kam Dennis ins Heim. Die Pflegeeltern hatten das Jugendamt gebeten, ihn abzuholen, um ihm weitere seelische Qualen zu ersparen. Ein Akt der Verzweiflung. "Man hat uns so lange traktiert, bis wir nicht mehr konnten", sagt Peter Schneider.

Birgit Nabert, Vorsitzende des Landesverbandes für Kinder in Adoptiv- und Pflegefamilien in Schleswig-Holstein (KiAP), hat Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann über diesen Fall von "institutioneller Kindeswohlgefährdung durch den Amtsvormund und den Richter am Amtsgericht Winsen" informiert. "Der Minister wird sich in der kommenden Woche zu dem Fall äußern", sagte sein Sprecher Jörn Westermann zum Hamburger Abendblatt.

+++ Kommentar: Bis sich niemand mehr engagiert +++

Das Jugendamt in Winsen wollte den Fall im Hinblick auf die Persönlichkeitsrechte der Beteiligten auch am Freitag nicht kommentieren.

Kritik am Jugendamt kommt von Götz Gerke, 46, dem Vorsitzenden des Vereins Pflegeelterninitiative (Pfeil Harburg e. V.). "Der Fall Dennis ist erschütternd. Das Jugendamt hat die Pflegeeltern völlig im Regen stehen lassen." Grund seien auch ein "eklatanter Personalmangel" und die daraus resultierende Überlastung der Mitarbeiter, was durch solche Fälle "endlich einmal publik" werde. "Für 160 Pflegekinder im Landkreis gibt es 1,5 Stellen", soGerke. "Eine Jugendamtsmitarbeiterin hat rund 100 Pflegekinder zu betreuen." Dagegen steht die gesetzliche Verpflichtung, alle sechs Monate ein Hilfeplangespräch zu führen. "Das ist schon rechnerisch unmöglich", sagt Gerke, der selbst neben drei eigenen Kindern zwei Pflegekinder hat. "Bei uns ist seit Jahren kein Jugendamtsmitarbeiter zu Hause gewesen."

Viele Leser zeigten sich tief betroffen von dem Fall und wollten spontan für die Pflegeeltern spenden.

+++ Abendblatt-Leser wollen Dennis' Pflegeeltern unterstützen +++