Verein der Lüneburger Pflegeeltern solidarisch mit Ehepaar aus dem Landkreis Harburg

Lüneburg/Winsen. Die Pflegeelterninitiative im Landkreis Harburg (Pfeil e.V.) erfährt Unterstützung aus Lüneburg. An der gestrigen Demonstration des Vereins in Winsen nahm auch knapp ein Dutzend Mitglieder des Eltern helfen Eltern e.V. teil. Deren Vorsitzende, Elisabeth Heemann aus Lüneburg, hatte die rund 50 Mitglieder des Vereins der Pflegeeltern in der Stadt und dem Landkreis Lüneburg dazu aufgerufen, sich solidarisch mit einem Ehepaar zu zeigen, das ihren fünf Jahre alten Pflegesohn nach einem jahrelangen Rechtsstreit mit den leiblichen Eltern in ein Heim gegeben hat.

"Wir sollten bedenken, dass der sogenannte 'Fall Dennis' leider kein Einzelfall ist", schreibt Heemann in einer E-Mail an die Vereinsmitglieder. "Wir haben jetzt endlich einmal die Chance, eine große Öffentlichkeit auf die Probleme hinzuweisen, die viele Pflegefamilien vor allem mit den Familiengerichten und häufig auch mit den Jugendämtern haben." Die Verwaltungsmitarbeiter würden sich nach den häufig zugunsten der leiblichen Eltern ausfallenden Urteilen nicht mehr für die Belange der Pflegekinder stark machen, so Heemann weiter. "Stattdessen knicken sie ein und erhöhen ihrerseits den Druck auf die Pflegefamilien." Die Betroffenen hätten oftmals Angst vor der amtlichen Wegnahme ihres Pflegekindes und hielten daher lieber still statt Protest dagegen einzulegen.

Deutliche Kritik insbesondere an der Leiterin des Jugendamts des Landkreises Harburg äußert dagegen Götz Gerke. Der Pflegevater aus Winsen ist Vorsitzender des Pfeil e.V. und hatte zu der gestrigen "Versammlung" aufgerufen. Die von ihm angegriffene Amtsleiterin Barbara Stiels sieht ihrerseits Probleme bei den Pflegeeltern, die wie im "Fall Dennis" ein Pflegekind aus Hamburg übernehmen. Bei diesen sogenannten Übernahmen aus dem angrenzenden Stadtstaat bekommt der Heimatort der Pflegeeltern nach zwei Jahren die Zuständigkeit übertragen. Die Entscheidung über die Auswahl der Ersatzeltern habe aber nicht den strengen Anforderungen der niedersächsischen Landkreise unterlegen.

Auch der Leiter des Jugendamts im Landkreis Lüneburg sieht "Gesprächsbedarf" zu diesem Thema. "Es wäre gut, wenn die Hamburger vor einer Vermittlung über die Landesgrenze eine Art Regelanfrage durchführen, ob es unsererseits Bedenken gegen die Pflegeeltern gibt." Das Lüneburger Kreisjugendamt ist mit seinen drei Mitarbeitern des Pflegekinderdienstes derzeit für 99 Paare zuständig, die 170 Pflegekinder betreuen. Etwa ein Drittel davon wurde aus Hamburg übernommen. In der Hansestadt Lüneburg kommt keines der 63 in 40 Pflegefamilien untergebrachten Kinder aus Hamburg.