Nur in Hamburg heißen die Grünen anders. Für eine Umbenennung ist eine Zweidrittelmehrheit nötig. Antje Möller ist strikt dagegen.

Hamburg. Wenn die GAL am heutigen Sonnabend zu ihrer Landesmitgliederversammlung in Altona zusammenkommt, dann steht nichts weniger zur Debatte als die eigene Identität. Gleich der erste Antrag beschäftigt sich mit der Namensänderung der Partei. Die Fraktion der Reformer, angeführt von Parteichefin Katharina Fegebank, will sich künftig ganz offiziell Grüne nennen und nicht mehr GAL.

GAL - die drei Buchstaben stehen für Grün-Alternative Liste und stammen aus der Gründerzeit der Grünen in Hamburg. Während die Berliner Parteifreunde ihren alten Namen Alternative Liste längst abgelegt haben, sind die Hamburger Grünen die Einzigen, die ihren Gründungstitel noch führen, obwohl sie längst kein lockerer Listen-Zusammenschluss mehr sind. "Drei Jahrzehnte politische Praxis haben uns gezeigt, dass Demokratie sehr wohl auch innerhalb der Partei möglich ist", heißt es in dem Antrag zur Namensänderung, der überschrieben ist mit "Wo grün drin ist, soll auch grün draufstehen".

+++ Der Name ist Programm +++

+++ Hamburg: Verschwindet das letzte GALlische Dorf? +++

"Für viele in der Partei ist der alte Name überholt", sagt Katharina Fegebank. An Schulen werde sie gefragt, wer denn die "richtigen" Grünen seien und müsse den Namen erklären. "Neumitglieder und Zugezogene fragen immer wieder, warum wir uns eigentlich GAL nennen", sagt die Parteichefin. Die Antwort darauf sei jedes Mal Tradition gewesen. "Wir sind zwar eine Partei, die sich an Werten orientiert. Das muss sich aber nicht am Namen festmachen."

Neben der Vereinfachung des Namens gibt es auch einen ganz handfesten Grund für die Umbenennung: die Umfragen. In ihrem Antrag machen die Befürworter darauf aufmerksam, dass die "Grünen bundesweit deutlich mehr Zustimmung erfahren als die GAL in Hamburg". Laut jüngster Werte kämen die Grünen bundesweit auf 14 Prozent, in Hamburg zuletzt auf zwölf Prozent. Hamburg müsse wie alle anderen Großstädte grüne Hochburg sein, lautet der Appell in dem Antrag.

Völlig anderer Ansicht als die Parteichefin ist die langjährige Bürgerschaftsabgeordnete Antje Möller. "Es gibt überhaupt keinen Grund, den Namen zu ändern", sagt Möller. Unternehmen änderten den Namen, "wenn ein Produkt nicht mehr läuft". Die GAL verzeichne im Gegenteil einen Mitgliederzuwachs. "GAL ist das gefühlte, aber auch das rationale Symbol für grüne Politik in Hamburg", so Möller.

GAL-Urgestein Kurt Edler widerspricht: "Wir tragen den Namen nur noch aus Tradition. Eine inhaltliche Rechtfertigung gibt es nicht mehr." Die GAL sei längst "ein ganz normaler Landesverband der Grünen" und sollte deswegen auch so heißen. Junge und zugezogene Menschen wüssten manchmal nicht genau, was die GAL ist. "Für mich ist Normalität und Verständlichkeit bei der Namensgebung angesagt. Deswegen bin ich für Grüne", sagt Edler.

Der Weg zu dem neuen Namen hat hohe Hürden. Bei der Abstimmung ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Befürworter und Gegner sind nicht eindeutig Lagern, Gremien oder Kreisverbänden zuzuordnen. Die Initiative haben Harburger Grüne gestartet. Die Abstimmung gilt als offen, auch weil, wie immer, nicht vorauszusagen ist, wie viele Mitglieder kommen. Glücklich wäre Fegebank wohl nicht, wenn sie verlöre. Aber: "Wenn wir weiterhin GAL heißen, dann werde ich es hinnehmen."