Der Senat hält am Plan fest, Wissenschaftsetat zu kürzen. Kommt es jetzt zur Fusion der HafenCity-Universität mit der TU Hamburg-Harburg?

Hamburg. Auch wenn Proteste gegen die geplanten Sparmaßnahmen in der Wissenschaft lauter werden, hält der Senat an seinen Plänen fest. Nach Abendblatt-Informationen endete ein Spitzentreffen der Regierung mit Hochschulchefs gestern ohne Einigung. "Das ist enttäuschend", sagte Uni-Präsident Dieter Lenzen, der die später folgende Debatte in der Bürgerschaft begrüßte: "Das Thema ist in der Öffentlichkeit angekommen, wir werben weiter um Unterstützung". Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) sagte zu den Attacken der Opposition, die Einschnitte "schmerzen mich sehr". Sie habe nicht erwartet, nach dem Regierungswechsel einen "teilweise desolaten" Haushalt vorzufinden.

Wie im Wissenschaftsetat 13 Millionen Euro eingespart werden können, werde der Senat nun in Gesprächen mit "allen Beteiligten" erarbeiten. Die Uni Hamburg weigert sich jedoch weiterhin, Streichvorschläge vorzulegen.

Ein Szenario zeichnet sich in der Fraktion der SPD-Alleinregierung ab: "Wir müssen über Perspektiven ab dem Jahr 2013 nachdenken, auch über strukturelle Veränderungen in der Hochschullandschaft", sagte Hochschulexperte Philipp-Sebastian Kühn dem Abendblatt. Ziel müsse ein "Hochschulfrieden" mit verbindlichen Zusagen sein. Dieser "Masterplan" zur Zukunft des Standorts solle mit den Hochschulen erarbeitet werden - um die "chronische Unterfinanzierung schnellstmöglich zu beenden".

Was mit "strukturellen" Veränderungen gemeint ist, darüber lässt sich spekulieren. Sowohl die HafenCity-Universität (HCU) als auch die teilweise öffentliche Hamburg Media School könnten als eigenständige Hochschulen verschwinden. Beide Hochschulen sind - von der SPD skeptisch beäugte - Projekte des Ex-Wissenschaftssenators Jörg Dräger (parteilos, für die CDU) und von Pannenserien geschüttelt. Der Haushalt wäre ohne sie nicht saniert, aber einige Millionen Euro mehr stünden bereit.

Möglich wäre, die HafenCity-Universität mit rund 1500 Studierenden an die TU Harburg anzudocken, um Präsidium und Verwaltung zu sparen. Zudem wird der Neubau nach mehrfachen Preissteigerungen weiter teurer: Nach Abendblatt-Informationen schmetterte die Wissenschaftsbehörde kürzlich weitere Millionen-Nachforderungen der Hochschule ab. Zumal bekannt ist, dass das im Bau befindliche Gebäude in der HafenCity ohnehin zu klein für den Lehrbetrieb ist. Stoppen wird der Senat den Bau aber wohl nicht, dessen Kosten sich auf mehr als 66 Millionen Euro seit Planungsbeginn nahezu verdoppelt haben. Es müsste also ein neuer Mieter gefunden werden.

Zweiter Streichkandidat: Die Hamburg Media School (HMS): Unklar ist, wie sie private Geldgeber finden will, um dem Status als Public Private Partnership gerecht zu werden. Wie berichtet, finanziert sie sich nach Angaben des Rechnungshofs zu 60 Prozent mit öffentlichen Geldern. Vorgesehen war ursprünglich, dass öffentliche Hand und private Geldgeber ab 2008 rund 40 Prozent der Kosten übernehmen. Die übrigen 20 Prozent sollten durch Studiengebühren bestritten werden. Weil die Zahl der Studierenden zurückgeht, gibt es auch kaum Hoffnung, den Anteil der Studiengebühren am Etat wesentlich zu steigern.

Laut HMS-Geschäftsführerin Insa Sjurts kommt etwa der berufsbegleitende Studiengang Medienmanagement für Führungskräfte derzeit nur auf "neun Studierende". Das ist bitter, weil dieser Studiengang mit einer Gebühr von 32.000 Euro für eine 18-monatige Ausbildung für die HMS lukrativ ist. Die Studiengebühren für den Vollzeit-Studiengang Medienmanagement und den Studiengang Journalismus liegen bei 25 000 beziehungsweise bei 12.000 Euro. Fragen gibt es bezüglich der Konkurrenzfähigkeit der HMS: Der Medienmanagement-Studiengang gilt als zu spitz positioniert.

Dagegen ist der breiter aufgestellte Studiengang Kulturmanagement der Leuphana-Uni Lüneburg äußerst erfolgreich. Eine kostenpflichtige Journalistenausbildung, wie sie die HMS anbietet, ist überdies unüblich. Der Journalistik-Studiengang an der Universität Hamburg ist kostenlos. Angehende Journalisten, die sich in Volontariaten und an Journalistenschulen ausbilden lassen, erhalten meist ein Gehalt.

Weiteres Sparziel, was nicht eben die Stimmung zwischen Uni und Senat verbessern dürfte: SPD-Fraktionschef Andreas Dressel forderte Uni-Präsident Dieter Lenzen auf, in seinem Stab nach Entbehrlichem zu suchen.