Die Bezirke wollen die Tagesgebühr durch eine Jahrespauschale ersetzen. Sie reagieren damit auf eine Kritik vom Rechnungshof.

Hambug. Ein kleiner Blumenstand neben dem Gemüsehändler, der Teeverkäufer neben dem Käsestand - ein bunter Mix aus kleinen und großen Ständen prägt die 80 Wochenmärkte in Hamburg. Noch. Denn mit dieser Vielfalt könnte es nach Befürchtung des Hamburger Landesverbandes der Markthändler und Schausteller bald vorbei sein. Grund sei eine neue Benutzungsverordnung, die derzeit federführend für alle sieben Hamburger Bezirke in der Bezirksverwaltung Altona erarbeitet wird. Entscheidende Änderung: Bisher kassierte ein Marktmeister jeden Markttag am Stand direkt ab: 2,80 Euro pro Meter - und wenn ein Marktbeschicker nicht kommen konnte, musste er auch nichts zu bezahlen. Künftig soll es eine pauschale Jahresgebühr geben, die direkt abgebucht wird. Deren Höhe ist noch unklar. Angepeilter Termin zur Einführung ist der 1. August.

Die Neureglegung werde die Flexibilität vieler Marktbeschicker stark einschränken, sagt Dirk Marx, Präsident des Landesverbandes, der rund 600 der etwa 2000 Hamburger Markthändler vertritt. "Viele kleine Händler können sich die pauschale Jahresgebühr nicht leisten." Zumal die Wochenmärkte mit Umsatzrückgängen von bis zu 30 Prozent zu kämpfen hätten. Die "Vielfalt" der Wochenmärkte sei daher durch die Verwaltungspläne bedroht. Marx: "Denn die kleinen Händler mit ihren Nischenprodukten machen doch auch den Reiz eines Marktes aus - und die könnten dann aufgeben." Sein Verband fordere daher eine Rücknahme der Pläne.

Auch die Partei Die Linke in Altona will die neue Markt-Ordnung stoppen: "Die meisten Marktbeschicker sind kleine Familienbetriebe, die infolge eines krankheits- oder urlaubsbedingten Ausfalls keine Vertretung organisieren können", sagt Linke-Politiker Robert Jarowoy. Zumindest müsste es in einer solchen neuen Benutzungsordnung ein kurzfristiges Kündigungsangebot und weiter eine tagesgenaue Abrechnung geben, fordert er in einem Antrag an die Bezirksversammlung Altona. Auf den Märkten stößt das Vorhaben indes auf unterschiedliche Reaktionen. Vor allem gestern auf dem Wochenmarkt an der Gustav-Falke-Straße in Eimsbüttel. Dort müssen die Beschicker zusätzlich noch mit einer Gebührenerhöhung klarkommen Als einziger Bezirk hat Eimsbüttel diese Kosten erhöht, andere Bezirke sind dem bisher noch nicht gefolgt.

Nachdem bereits die durchschnittlichen Standgebühren im Bezirk Eimsbüttel von 2,80 Euro auf 3,90 Euro pro Meter angehoben wurden, fürchten daher gerade kleine Händler wie Marmeladenverkäufer Michael Lorenz, dass mit der Jahrespauschale der Verlust der Flexibilität einhergehe: "Wenn ich jetzt im Voraus bezahlen soll, kann ich Urlaub vergessen." Auch krankheitsbedingten Ausfall müsse der 53-Jährige pauschal mitfinanzieren. "Außerdem ist die jährliche Gebühr sehr viel Geld auf einmal", sagt der Inhaber des "Marmelädchens". Für ihn, der erst seit neun Monaten auf den Wochenmärkten Hamburgs unterwegs ist, sei das eine richtige Hausnummer. Da helfe es auch wenig, dass die Jahresgebühr quartals- oder monatsweise abgebucht werden kann.

Nicht so kritisch sieht Blumenhändlerin Evelyn Schühmann die neue Benutzungsordnung. Sie erhofft sich ein einfacheres Abrechnungssystem: "Urlaubs- oder Feiertage werden mit bezahlt. Ganz klar!" Dennoch hege sie nicht die Befürchtung, unflexibel zu werden. Es sei doch auch ein komfortabler Weg, seine Standgebühr zu entrichten.

Grund für die neue Benutzungsordnung ist nach Auskunft der Bezirksverwaltung Altona der Rechnungshofbericht 2009. Die Rechnungsprüfer hätten die umständliche Abrechnungspraxis bemängelt und eine Einsparung beim Verwaltungsaufwand angemahnt. Geplant sei nun die Einführung von Jahres- und Saisongebühren. Um einen Anreiz zu schaffen, sollen die neuen Gebühren beim jährlichen Abbuchen etwas geringer ausfallen als die vergleichen Kosten bei einer täglichen Abrechnung.

Die genauen Modalitäten müssten noch festgelegt werden, sagte Bezirkssprecher Nils Fischer. Wie groß die Einsparung werden wird, sei allerdings noch offen. Fischer: "Das müssen die Erfahrungen zeigen."