Der 46 Jahre alte Diplom-Biologe Jan Brockmann aus Steinbeck/Luhe hat als Heide-Ranger vielfältige Aufgaben zu erledigen.

Steinbeck/Luhe. Alle deutschen Nationalparks haben hauptamtliche Ranger, die staatlich finanziert werden, doch Jan Brockmann musste sich ins kalte Wasser der Selbstständigkeit stürzen, um die gleichen Arbeiten zum Schutz der Lüneburger Heide zu verrichten. Dabei war der 46-jährige Diplom-Biologe aus Steinbeck/Luhe einmal einer der Pioniere dieses Berufes in Deutschland.

"Ich wollte das immer werden, schon in der Schülerzeitung stand, ich wäre ein zukünftiger Ranger. Dabei gab es damals in Deutschland nur im Bayerischen Wald hauptamtliche Ranger", erinnert sich Brockmann. Er war als Jugendlicher in Naturschutzvereinen tätig, sah bei einer Reise nach England Ranger bei der Arbeit und war sich sicher: "Das möchte ich auch einmal machen".

Schon 1880 hatte im US-amerikanischen Yellowstone National Park der erste Ranger der Welt seine Arbeit aufgenommen. Diesem Vorbild folgen inzwischen Ranger weltweit in verschiedenen Schutzgebieten. In rund 50 Ländern gibt es nationale Rangerorganisationen, allein in Deutschland gibt es rund 500 professionelle Ranger. Geschäftsführer des Zusammenschlusses der deutschen Ranger, des Bundesverbandes Naturwacht, ist Jan Brockmann.

Seinen Zivildienst leistete er als Vogelschützer im Wattenmeer, dann folgten ein Biologiestudium und die berufliche Aufgabe, in den neuen Bundesländern den Ranger-Beruf zu etablieren. Er bildete ABM-Kräfte aus und war am Ende Chef der Ranger in Brandenburg mit 130 Mitarbeitern in 15 Gebieten. Nach acht Jahren in dieser Position stand für Brockmann ein Wechsel an.

Spannend sei es gewesen, das alles aufzubauen, "aber ich habe nur noch im Büro gesessen, und das war nicht das, was ich ursprünglich wollte." Jan Brockmann wollte wieder näher ran an die Natur, und da er aus der Heide stammt, war klar: Hier wollte er als Ranger arbeiten. Das Problem: Die Lüneburger Heide ist "nur" ein Naturpark und kein Nationalpark. Doch in den westlichen Bundesländern werden in den Naturparks keine hauptamtlichen Ranger beschäftigt. So blieb für Brockmann nur der Weg in die Selbstständigkeit seines Ranger-Projektes, den er im Jahr 2005 wagte.

Doch gerade in Naturparks, "die durch ihre gesetzliche Aufgabe Naturschutz und Erholungsvorsorge zusammenbringen sollen", sei der Einsatz von Rangern "dringend erforderlich, um die Erholungsressource Natur dauerhaft zu erhalten". Brockmann sieht sich als "Mittler zwischen Mensch und Natur".

Als solcher informiert er Einheimische und Gäste bei Vortragsveranstaltungen über die Natur- und Kulturgeschichte der Heideregion von der Steinzeit über Hermann Löns bis zur heutigen Heidepflege oder über die vielfältige Vogelwelt heimischer Moor- und Heidelandschaften. Weil "die Besucher zunehmend kürzer und weniger regelmäßig in die Heide kommen", blieben ihnen diese Hintergründe mehr und mehr verborgen.

Sein Anliegen sei es, "das Besondere der Heide" zu vermitteln - ein langfristiger Erhalt der Landschaft sei nur möglich, wenn die Menschen sie weiterhin wertschätzten. Touristen und Schulklassen müssten an diese "einmalige Landschaft" herangeführt werden, um sie für deren Erhalt zu begeistern. Brockmann bietet dafür Studienreisen, Wanderungen mit GPS-Satellitennavigation und Seminare zu Heidethemen oder über Naturfotografie an.

Bei Nachtwanderungen bringt der Ranger den Menschen die faszinierende Welt der Fledermäuse näher. Zu den Teilnehmern zählen Familien und Schulklassen, Vereine, Firmen und Reisegruppen, die Programme werden gleichermaßen für Kindergeburtstage wie fürs Teambuilding genutzt. Von Ostern bis zum Ende der Herbstferien stehen jeden Tag ein bis zwei Veranstaltungen auf dem Programm, im Winter wird es ruhiger.

Überrascht ist Brockmann davon, wie groß die Nachfrage von Gruppen aus der Region ist - Landfrauen, Vereine und Firmen buchen Vorträge und geführte Wanderungen. Daneben engagiert er sich in der Bestandsaufnahme von Flora und Fauna in der Heide, kümmert sich um die Beschilderung von Wander- und Reitwegen, arbeitet als freiberuflicher Dozent, bildet Gästeführer aus und entwickelt Maßnahmen für den Arten- und Biotopschutz.

"Typisch für Ranger" sei es, die touristische Infrastruktur zu unterhalten, um die Besucherströme zu lenken, damit Pflanzen- und Tierwelt möglichst ungestört bleiben. Dafür spricht Brockmann auch Wanderer an, die querfeldein unterwegs sind oder ihre Hunde unangeleint durch die Heide laufen lassen. "Wir haben ein gutes Wegenetz, es ist nicht nötig, die Wege zu verlassen", sagt Jan Brockmann, der bei seinen Kontrolltouren ein Elektro-Fahrrad als Dienstfahrzeug nutzt.

Sein Ziel ist es, das Heide-Ranger-Projekt so weiterzuentwickeln, dass daraus eine hauptamtliche Naturwacht für den Naturpark Lüneburger Heide entsteht, die über öffentliche Zuschüsse oder Stiftungen finanziert wird.

www.heide-ranger.de