Unsere Serie über typische “Heideberufe“: Gisela Renken aus Schneverdingen stellt in Handarbeit die berühmten Heidekörbe her.

Schneverdingen. Für die einen sind sie Kitsch, für die anderen gehören sie als Andenken an einen Ausflug in die Heide einfach dazu: Die Rede ist von den Heidekörben, die früher überall an den Straßen feilgeboten wurden. In der Hauptsaison hat die Andenkenbranche Hochkonjunktur, doch inmitten von Schlüsselanhängern, Schaffellen, Plüschschnucken und Kaffeebechern mit Heidemotiven verliert der Klassiker unter den Heidesouvenirs sichtlich an Bedeutung. Festgestellt hat das auch Gisela Renken (63) aus Schneverdingen. Sie stellt die lila Körbchen in Handarbeit her - und das seit ihrer Kindheit.

Beigebracht hat es ihr der Vater, aber: "als Kind fand ich das schrecklich". Und "ein Graus" sei es damals gewesen, die Zierkörbe zu verkaufen. An den Straßen in der Heide, an der Kleinbahn von Soltau nach Neuenkirchen und vor dem Vogelpark in Walsrode hat sie die Körbchen angeboten. "Wir konnten gar nicht so viele binden, wie die Leute haben wollten", erinnert sich die Schneverdingerin. Das hat sich über die Jahre verändert - der Trend geht wohl weg vom guten alten Heidekorb. Das sei auch eine Generationsfrage, meint Gisela Renken. "Es sind meistens ältere Leute, die das kaufen". So fehlt auf Käuferseite der Nachwuchs. Für Gisela Renken ist die Arbeit an den Körben "sehr viel weniger geworden, heute ist es nur noch ein Hobby". Und so muss sich die 63-Jährige heutzutage auch nicht mehr so beeilen, wenn es ums Binden der Körbchen geht. Einst schaffte ihr Vater einen Heidekorb "in zehn Minuten", Gisela Renken nimmt sich heute mehr Zeit.

Die Arbeit beginnt mit dem Zusammenbinden des selbst geschnittenen Heidekrautes mit Draht. Heide darf natürlich nicht beliebig in der Natur "geerntet" werden, doch auf bestimmten Flächen ist dies erlaubt. Um die gewünschte Qualität zu erreichen, ist körperlich anstrengende Arbeit zu leisten: "Es ist wichtig, das Ganze möglichst fest zu binden, dann halten die Körbe jahrelang".

Nicht so wie bei jenem Kollegen, der seine Körbe nur ganz locker zusammen band. "Die sind den Leuten dann schon im Bus auseinander gefallen. So will ich das nicht machen, die Käufer sollen lange Freude dran haben." Zum Schluss geht es ins Detail: Die Körbe werden regionaltypisch verziert mit lila Schleifchen, mit dem obligatorischen Schriftzug "Gruß aus der Lüneburger Heide", mit Strohblumen, kleinen bunten Pilzen und natürlich mit Heidschnucken im Miniaturformat -"die gehören dazu, ohne Schafe sind die Körbe nicht so gefragt". Obwohl die Nachfrage zu sinken scheint, sind die Preise in die Höhe geschnellt. Für bescheidene zwei D-Mark bot sie als Kind ein Körbchen an, 50 Pfennig durfte sie bei jedem Verkauf behalten. Heute kosteten Heidekörbe an der Straße um die zehn Euro, so Gisela Renken.

Das Herstellen der lila Körbchen ist trotz Gewerbeschein ein reines Saisongeschäft - nur von Mitte August bis Mitte September steht das benötigte Rohmaterial zur Verfügung. So sind es auch "nur" 50 bis 60 Stück, die Gisela Renken pro Jahr anfertigt. Selbst stellt sie sich nicht mehr mit den Körben an die Straße. Produziert wird ausschließlich auf Bestellung, zum Beispiel für Gastronomiebetriebe, die die Körbe an ihre Gäste verkaufen.

Inzwischen ist auch Ehemann Jürgen mit dabei. Anfangs wollte er von den lila Körbchen nichts wissen, doch heute ist er sogar der Mann für die großen Aufgaben: Das größte Exemplar aus der diesjährigen Produktion, immerhin gut einen Meter hoch, hat Jürgen Renken angefertigt - Ehefrau Gisela hat dabei nur mitgeholfen.

Der Riesenkorb geht an ein Schneverdinger Hotel - als Deko-Objekt für den Eingangsbereich.