Uwe Storm ist Schäfer, er kümmert sich in der Lüneburger Heide um eine Herde von bis zu 1000 Tieren und arbeitet seit 18 Jahren beim Verein Naturschutzpark.

Tütsberg. Es ist einer der ältesten Berufe der Menschheit und für Uwe Storm (49) der Traumberuf schlechthin: Storm ist Schäfer, kümmert sich am Tütsberg in der Lüneburger Heide um eine Herde von bis zu 1000 Tieren und ist seit 18 Jahren beim Verein Naturschutzpark (VNP) angestellt. Bei Wind und Wetter ist Storm Tag für Tag mit seinen Heidschnucken, Ziegen und Hunden an der frischen Luft unterwegs. 800 Hektar umfasst sein Areal - die Aufgabe: Die typische Heidelandschaft erhalten. Und weil er auch so interessant von seiner Arbeit erzählen kann, ist Storm häufig "dran", wenn Besuchergruppen in die Heide kommen.

Um die Vegetation kurz und andere Pflanzenarten möglichst fern zu halten, werden in der Lüneburger Heide "tierische Landschaftspfleger" eingesetzt. Die genügsamen Heidschnucken halten die Heide kurz und damit vital. Die Ziegen widmen sich mit großem Appetit den Kiefern und Birken - das Ergebnis sind "Bonsai-Bäume", wie Uwe Storm sagt. Sie sind viel kleiner als Bäume, die gleich alt sind, aber vom Verbiss der Ziegen verschont bleiben. "Das erspart den Maschineneinsatz", betont Storm.

Rund 100 Ziegen gehören zu seiner Herde - dazu kommen zurzeit etwa 750 Schnucken. Die Zahlen schwanken je nach Jahreszeit: Von Februar bis April werden die neuen Lämmer geboren. Ein Teil von ihnen bleibt bei der Herde, um später selbst für Nachwuchs zu sorgen, ein Teil wird im Alter von sieben bis neun Monaten geschlachtet. "Schnuckenfleisch ist eine der besten Fleischsorten, die es gibt", so Storm. Kein Wunder: Schließlich haben die Schnucken viel Bewegung. Kaum ein Nutztier werde "so artgerecht gehalten wie die Heidschnucke im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide", betont der VNP.

Dafür sorgen Schäfer Uwe Storm und seine Kollegen, die ihre Herden jeweils eigenverantwortlich betreuen, wie Storm sagt: "Sie sind wie meine Kinder, ich kenne sie aus dem Effeff." 15 bis 20 Jahre dauere es, eine gute Herde aufzubauen. Schon als Junge hat er seinen Vater begleitet, der als Schäfer in Döhle tätig war - "ich bin damit aufgewachsen". So blickt der 49-jährige Storm heute auf eine langjährige Erfahrung.

Doch ein Schäfer ist bei aller Berufserfahrung nur so gut wie seine Hunde, die die Herde stets im Griff haben müssen. Fünf Hunde hat Uwe Storm, alle hat er selbst ausgebildet. Drei von ihnen sind an diesem regnerischen Tag mit draußen. Ronja und Dixi sind Harzer Füchse, Wanda ist ein Strobel. Alle drei gehören sie zu den Altdeutschen Hütehunden. Als Älteste hat die neunjährige Ronja alles im Blick, Dixi ist erst zwei und noch in der Ausbildung, Wanda mit ihren sechs Jahren wirkt gelassen, weiß aber genau, was zu tun ist.

Damit die Herde die vom Schäfer ausgewählten Flächen nicht verlässt, rasen die Hunde auf Storms Kommando los, treiben die Schnucken zusammen. Dafür müssen sie sich Respekt bei den Heidschnucken verschaffen, doch verletzen dürfen sie diese nicht. Deshalb achtet Schäfer Storm darauf, dass alle drei Hunde sich die Arbeit teilen, denn: "Wenn ein Hund schon zu erschöpft ist, dann besteht die Gefahr, dass er mal ein Schaf beißt".

Während die Herde an Storms vierbeinige Mitarbeiter gewöhnt ist, können fremde Hunde großen Schaden anrichten. Vor lauter Panik könne es zu Totgeburten bei den Heidschnucken kommen, wenn sie von Hunden gejagt wurden. Deshalb der dringende Appell des Schäfers: "Hunde müssen im Naturschutzgebiet immer angeleint werden." Halter, die sich nicht daran hielten, müssten mit Konsequenzen rechnen.

"Obwohl die Leute nicht sehen, wie hart diese Arbeit ist, gibt es für mich keinen schöneren Beruf", sagt Storm. Sein normaler Arbeitstag dauert zehn Stunden, und das an sieben Tagen in der Woche. In der Lammzeit von Februar bis April sind es sogar 22 Stunden, weil Storm dabei ist, wenn die "Muttern" ihre Lämmer bekommen. Trotzdem ist er Schäfer "aus Leidenschaft".

Vielleicht sind die Arbeitszeiten aber auch ein Grund dafür, dass Schäfer kein Modeberuf ist. Zwei Auszubildende erlernen den Beruf derzeit beim VNP, bundesweit seien es nur 25 im dritten und gerade mal 15 im zweiten Lehrjahr. Wer dem Schäfer zusehen möchte, hat dazu am Sonntag, 4. September, ab 11 Uhr beim VNP-Hoffest auf dem Tütsberg Gelegenheit.

www.verein-naturschutzpark.de