Ein energieeffizientes Blockheizkraftwerk könnte schon bald die Gebäude in der Innenstadt mit Strom und Wärme versorgen.

Buchholz. Das fordert nicht nur Umweltschützer der Greenpeace-Gruppe Buchholz und des örtlichen BUND - auch der Chef der Stadtwerke kann sich für die Idee mehr als nur erwärmen. "Die Stadt und die Stadtwerke verfolgen bereits Konzepte für eine dezentrale Energieversorgung", sagt Frank Schumacher, Geschäftsführer der Stadtwerke. Die Idee sei in einer Arbeitsgruppe, der Koordinierungsgruppe Klimaschutzkonzept, entstanden.

Das Konzept eines Blockheizkraftwerks steht und fällt mit den Abnehmern, die die Energie eines solchen Kraftwerks nutzen wollen. Neben der Galerie könnten auch die Volksbank, das City-Center oder die Post an das Kraftwerk angeschlossen sein. Damit die Idee Wirklichkeit werden kann, kommt es laut Schumacher aber auch auf kleinere Abnehmer an. Das könnten zum Beispiel innerstädtische Friseure sein, die Wärme für ihr Warmwasser benötigen. Deshalb werden die Gewerbetreibenden an der Poststraße, der Breiten Straße und am Peets Hoff zurzeit befragt, ob sie an einem Anschluss interessiert sind. "Damit sich die Investitionen lohnen, müssen möglichst viele Kunden die Energie aus dem Kraftwerk nutzen", sagt Schumacher. Denn die nötigen Fernwärmeleitungen seien etwa viermal so teuer wie Gasleitungen. "Ich sehe trotzdem Sinn in einem Blockheizkraftwerk", sagt Schumacher. Denn durch den Wechsel könnten etwa 30 Prozent CO2 eingespart werden.

Das ist auch das Hauptargument der Buchholzer Umweltschützer. "Blockheizkraftwerke erzeugen gleichzeitig Wärme und Strom und haben deshalb einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent. Der Energieträger wird also optimal ausgenutzt. So könnte die Klima-Bilanz der Stadt deutlich verbessert werden", sagt Herbert Maliers von der örtlichen Greenpeace-Gruppe. In einem Brief, den er mit Ingo Wolde vom BUND Elbe-Weser aufgesetzt hat, fordert er Bürgermeister Wilfried Geiger, die Mitglieder des Stadtrats und Frank Schumacher auf, "kurzfristig ein Konzept für ein Blockheizkraftwerk im Innenstadtbereich zu entwickeln". Außerdem sollten "unverzüglich" Gespräche mit den Verantwortlichen von Volksbank, Galerie, Empore, City-Center und Woolworth- und Famila-Komplex geführt werden. Die Absender bitten Verwaltung, Stadtwerke und Rat "möglichst noch im Rahmen der Bauarbeiten für Buchholz-Galerie und Volksbank ein dafür geeignetes Blockheizkraftwerk zu bauen und die entsprechenden Leitungen legen zu lassen".

Ganz so eilig sei es nicht, sagt dagegen Frank Schumacher. "Anschlussleitungen werden immer erst nach Fertigstellung der Gebäude gelegt." Er wolle zunächst die Ergebnisse der Datenerhebung abwarten, die Ende September vorliegen sollten.

"Auf Basis dieser Zahlen entscheiden wir dann weiter", sagt Schumacher, der bereits mehrfach ähnliche Projekte, unter anderem in Detmold, umgesetzt hat. Seit Anfang Juni ist er Stadtwerkechef in Buchholz. Am Dienstag führte er bereits ein Gespräch mit Vertretern der DC Commercial, die die Buchholz-Galerie baut. Auch mit der Volksbank, die in der Innenstadt baut, habe er Kontakt aufgenommen.

Werner Albers, Vorstandsvorsitzender der Volksbank, sieht allerdings kaum Spielraum für eine alternative Energieversorgung des neuen Volksbankgebäudes. "Ich glaube nicht, dass das noch gehen wird. Wir haben ja schon die Baugenehmigung bekommen", sagt Albers.

Zwar habe man in seinem Haus kurz über ein Blockheizkraftwerk nachgedacht, sich dann aber dagegen entschieden. Stattdessen sei das Gebäude nach hohen Energiestandards geplant worden, so dass durch Dämmung deutlich Energie gespart werde. Im Rathaus stößt der Vorschlag auf Zustimmung. "Es ist grundsätzlich eine gute Idee, die derzeitigen Bauprojekte mit einem Blockheizkraftwerk zu verbinden", sagt der Erste Stadtrat Jan-Hendrik Röhse. Die konkrete Umsetzung liege zwar in der Hand der Stadtwerke, die einen möglichen Bau mit allen Beteiligten absprechen werde. "Aber aus politischer Sicht würde ich das unterstützen", sagt Röhse. Sollten sich nicht genügend Abnehmer für die Wärme - oder auch Kälte - aus dem BHKW finden, hat Schumacher eine Alternative parat. "Auch ein kleines Kraftwerk nur für die Galerie könnte sich lohnen."

Ein anderes Blockheizkraftwerk ist indes beschlossene Sache. Die Schulen am Buchholzer Schulzentrum II am Kattenberge sollen mit der Wärme aus einem Biogas-Blockheizkraftwerk versorgt werden. Den Auftrag erteilte der Landkreis Harburg nun an die Getec AG aus Hamburg. Sie errichtet das Kraftwerk auf eigene Rechnung und übernimmt Betrieb und Instandhaltung.

Der Landkreis zahlt einen jährlichen Grundpreis und einen Arbeitspreis für die abgenommene Wärme. Dies ist laut Kreissprecher Georg Krümpelmann 12,5 Prozent günstiger als wenn der Landkreis das BHKW selbst bauen und betreiben würde. "Der Landkreis leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz", sagte Landrat Joachim Bordt bei der Vertragsunterzeichnung. Damit würden in Zukunft rund sieben Prozent des Wärmebedarfs der kreiseigenen Gebäude durch Energie aus Biogas abgedeckt.