Mathias Eik setzt auf regenerative Energien aus der Region. Der Atom-Ausstieg in Deutschland sei eine “tolle Chance“.

Winsen. Der Ausstieg aus dem Atomstrom sei für die Stadtwerke Winsen eine "tolle Chance", meint Mathias Eik, seit 1. Juni neuer Geschäftsführer des kommunalen Unternehmens mit 69 Mitarbeitern. 25 Prozent betrage der Atomstromanteil zurzeit noch am Strommix der Stadtwerke.

"Wir sind jetzt stark gefordert, diesen Strom durch regenerative Energien aus der Region zu ersetzen", sagte Eik bei seiner Vorstellung. Es gebe bereits Gespräche über Blockheizkraftwerke in Neubaugebieten, und in den kommenden Monaten sollten weitere Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden installiert werden. Auch über Windkraftanlagen müsse nachgedacht werden. "Die Flächen dafür zu bekommen, ist allerdings viel schwieriger, als ich gedacht hatte." Denn diese hätten sich Projektentwicklungsgesellschaften schon vor Jahren gesichert. Eik will trotzdem Windräder in der Region aufstellen. "Ich hoffe, dass die Politik sich dafür einsetzt." Durch den Ausbau des vor Ort selbst erzeugten Stromanteils könnten sich die Stadtwerke unabhängig von Energiekonzernen machen.

Der Wechsel werde jedoch nicht von heute auf morgen geschehen. "Die Folgekosten wären zu hoch", sagt Eik. "Für einen Familienhaushalt würde Ökostrom von guter Qualität etwa 100 Euro mehr im Jahr kosten." Tatsächlich bezögen in Winsen bisher nur 2,6 Prozent aller Haushalte Ökostrom. Eik hält einen stufenweisen Übergang für realistisch. "Spätestens in zehn Jahren sind wir bei null Prozent Atomstrom."

Außerdem hat Eik zwei weitere Ziele: Das Leitungsnetz soll ausgeweitet werden, indem zusätzliche Konzessionen für die umliegenden Gemeinden erworben werden. Und er will noch mehr mittelständische Betriebe aus der Region als Kunden gewinnen. Zurzeit haben die Stadtwerke 19 000 Privatkunden und 150 000 Großkunden.

Mathias Eik ist in Buxtehude aufgewachsen, lernte bei Heingas und studierte technische BWL in Hamburg. Nach einem Abstecher zu einem Energiekonzern nach Baden-Württemberg, verkaufte er Erdgas für die Deutsche BP. Zuletzt war er fünf Jahre Vertriebsleiter der Stadtwerke Kiel. Der 39-Jährige ist begeisterter Sportbootfahrer und Hochseeangler. Er ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von sechs Wochen, vier und sechs Jahren.