Ein Tumor im Körper - das bedeutet für Patienten eine persönliche Katastrophe. Umso mehr, wenn dieser Tumor im Gehirn wächst.

Buchholz. Ein Tumor im Körper - das bedeutet für Patienten eine persönliche Katastrophe. Umso mehr, wenn dieser Tumor im Gehirn wächst, der Schaltzentrale unseres Ichs, dem Zentrum unserer Persönlichkeit. Das Krankenhaus Buchholz hat jetzt einen interdisziplinären Ansatz entwickelt, um Betroffenen zu helfen.

Tumoren des Gehirns gehören zu den eher seltenen Erkrankungen. Doch auch durch Absiedlungen von Brust-, Lungen- und Darmkrebsgeschwulsten, die sogenannten Metastasen, kann es zu unkontrolliertem Zellwachstum im Kopf kommen. Viele Krebspatienten sind davon betroffen.

Ob Primärtumor oder Metastase - beiden Tumorformen gemeinsam ist: Sie bringen das Gehirn in Gefahr. Tumoren - auch gutartige - verdrängen schnell gesundes, lebenswichtiges Gewebe. Kopfschmerzen, Ungeschicklichkeit, Sprach- und Sehstörungen , epileptische Anfälle, aber auch Persönlichkeitsveränderungen können die Folge sein. Der Kranke erscheint von heute auf morgen wie umgewandelt - unvermutet aggressiv oder lethargisch, ja apathisch. Für die Angehörigen bedeutet das eine starke seelische Belastung, weiß Dr. Mathias Klein (37), Neurologe am Krankenhaus Buchholz. Der Gehirnspezialist hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Versorgung von Kopftumor-Patienten im Buchholzer Krankenhaus zu verbessern. Als Pionier für den neuen Ansatz, der bald von der Oberärztin Dr. Anne Menke weitergeführt werden soll, koordiniert und vernetzt er die medizinischen Abteilungen des Hauses.

Vor allem aber will er Begleiter der Betroffenen und ihrer Familien sein, dem Worte geben, was der Patient vielleicht nicht ausdrücken kann, erklären, beraten und Perspektiven aufzeigen. "Für die Kranken ist es oft eine riesige Erleichterung, zu erfahren, dass der Grund für ihre rätselhafte Veränderung einen Namen hat und dass sie damit nicht allein sind", beschreibt Klein.

Mit Sachverstand lotst Klein die ihm Anvertrauten durch die verschiedenen Behandlungsschritte. Wird eine operative Entfernung des Tumors nötig, stellt er sie in der neurochirurgischen Abteilung des AK Altona vor, mit der die Neurologie am Krankenhaus Buchholz unter der Leitung von Chefarzt Dr. Konrad Luckner kooperiert.

Nach dem Eingriff sind oft Strahlen- und Chemotherapie nötig. Klein berät "seine Fälle" mit den Strahlentherapeuten. Er nimmt an den interdisziplinären Tumorkonferenzen teil und knüpft Kontakte zur ambulanten onkologischen Praxis am Krankenhaus Buchholz. Denn Chemo und Strahlen sind inzwischen so gut verträglich geworden, dass viele Patienten von zu Hause aus behandelt werden können. Dabei behalten sie vollen Zugang zu allen Einrichtungen der Buchholzer Klinik und immer denselben Ansprechpartner: Dr. Klein ist ihr bester Verbündeter gegen den Feind in ihrem Kopf.

"Ich glaube mit jedem Betroffenen zusammen daran, dass ausgerechnet er derjenige ist, der der Krankheit ein Schnippchen schlägt", sagt Klein.