Das 13 Monate alte Kind hat einen Herzfehler. Ein Benefizkonzert soll die OP finanzieren

Stade. Seit nunmehr zehn Monaten besteht die Partnerschaft der Stadt Stade mit der humanitären Hilfsorganisation RobinAid. In diesen zehn Monaten wurden mehr als 8000 Euro für Operationen von schwerstkranken afghanischen Kindern von den Stader Bürgern gespendet, die Nordheim-Stiftung steuerte weitere 30 000 Euro hinzu. Alleine mit den 8000 Euro der Stader Bürger konnten vier Kinderleben gerettet werden. Und weil die Arbeit solche Früchte trägt, wird die Stader Patenschaft im kommenden Jahr fortgesetzt. Das gab Stades Bürgermeister Andreas Rieckhof bekannt.

Stade will das Leben des 13 Monate alten Mädchens Nilab retten

"Unser Ziel ist es, in diesem Jahr die Marke von 20 000 Euro Bürgerspenden zu knacken", sagt Rieckhof. Er ruft darum die Bürger dazu auf, zum Ende des Jahres noch einmal Geld für den guten Zweck zu spenden. Für den Spendenaufruf gibt es auch einen guten Grund. Und der heißt Nilab. Der Stader Jamal Said, der in Hamburg-Wilhelmsburg eine Apotheke betreibt, hat während seines jüngsten humanitären Hilfseinsatzes in Kabul vor zwei Wochen das kleine Mädchen getroffen.

Die 13 Monate alte Nilab mit ihren kleinen dunklen Kulleraugen wurde von Said gleich ins Herz geschlossen. "Die ist so klein und niedlich, dass man gar nicht anders kann als sie gern zu haben", sagt Said.

Doch Nilabs Leben hängt an einem seidenen Faden. "Das Kind hat einen angeborenen schweren Herzfehler, ein Loch in der Herzscheidewand", sagt Matthias Angrés, Gründer der Hilfsorganisation. "Nilab muss innerhalb von zwei bis drei Monaten operiert werden, wenn sie überleben soll." Die Kosten für die Operation, die im Kabuler Kinderkrankenhaus "French Medical Institute for Children" vorgenommen werden soll, kostet etwa 2000 Dollar. Das Geld dafür fehlt zwar noch, ein guter Teil davon soll aber demnächst in Stade gesammelt werden.

Vier Rockbands wollen beim Benefizkonzert Spenden sammeln

Vier Nachwuchsbands, das "Team Analog" aus Hamburg und die Stader Bands "Onastikk", "Leavin Soho" und "Odeville" wollen am Freitag, 26. November, in der Stader Freizeitstätte "Alter Schlachthof" bei einem Benefizkonzert Geld für die Operation einspielen.

"Wir sind davon überzeugt, dass wir mit dem Konzert auch Jugendliche für die Unterstützung der Hilfsorganisation begeistern können", sagt Steffen Wunderlich, Sänger der Band Onastikk. Für das Konzert hat er auch ein Stück mit dem Titel "RobinAid" komponiert, das im Schlachthof vor fast 200 Rockfans seine Premiere feiern soll.

Angrés und Said sind stolz auf das Engagement der Stader. Und die Menschen in Afghanistan auch. "Wenn Sie nach Afghanistan gehen, werden sie feststellen, dass die Hansestadt Stade dort viel bekannter als etwa München oder Frankfurt ist. Die Stader können darauf schon etwas stolz sein", sagt Said. "Das, was Stade leistet, wird in Afghanistan sehr genau registriert und begeistert aufgenommen. Dort bildet sich eine tiefe Verbundenheit der Menschen zu Stade aus", sagt der Mediziner Angrés.

Die Bilanz, die der Gründer von RobinAid jetzt ziehen konnte, ist durchaus positiv. "Auch wenn Stade 7000 Kilometer von Kabul entfernt ist, ist die Hilfe dort gut angekommen", sagt Angrés. Trotz eines immer noch desaströsen Gesundheitssystems und der mit Abstand höchsten Müttersterblichkeit weltweit hätten die Ärzte mit den Spendengeldern mehrere wichtige Operationen in Ruhe erledigen und teilfinanzieren können. So sei einem kleinen Jungen, der unter einem Wasserkopf litt, ein bösartiger Hirntumor entfernt worden. Ein Eingriff, der 70 000 Euro gekostet habe. Bei einem anderen, ähnlichen Fall wurde einem neunmonatigen Kind für 25 000 Euro ein Gehirntumor entfernt. "Das ist noch günstig, in Deutschland kostet eine solche Operation etwa das zehnfache", sagt Angrés. Die Kosten für diese Operationen könnten die afghanischen Eltern, die durchschnittlich über ein monatliches Einkommen von 30 Euro verfügen, niemals aus eigener Tasche finanzieren.

Viele Kinder und auch Erwachsene sterben wegen des fehlenden Geldes für eine dringend nötige Operation. "Die Eltern zahlen, was sie können, aber wir sind dennoch weiterhin auf Spenden angewiesen, um die Kinder zu retten und dem Land eine Zukunft zu geben", so der RobinAid-Gründer.

Dass das Geld in Afghanistan falsch investiert sei, wie Kritiker behaupten, weist er zurück. "Afghanistan kann befriedet werden und hat eine Zukunft, nur muss ein anderer Weg als der bisherige gegangen werden", sagt Angrés. Die humanitäre Hilfe habe eine nachhaltige, positive und tiefgreifende Wirkung für das Land. Ein stabiles Gesundheits- und Sozialsystem sorge für größere innere Zufriedenheit bei den Menschen vor Ort und fördere besser die Entwicklung einer stabilen Gesellschaft, als die derzeitige Präsenz des Militärs, so Angrés.

Karten für das Benefizkonzert für RobinAid am 26. November (Beginn 20 Uhr, Einlass 19 Uhr) im Alten Schlachthof, Freiburger Straße, gibt es für vier Euro (Abendkasse fünf Euro) bei der Sparkasse Stade Altes-Land, im Alten Schlachthof und im Stader Rathaus (Zimmer 7).