Erneut drei Abgeordnete stellt der Kreis Harburg: Nicole Bracht-Bendt (FDP) kommt neu ins Parlament. Monika Griefahn (SPD) muss Zuhause bleiben.

Winsen. Die Stimmung am Wahlsonntag im Winsener Café Marstall hätte schlechter nicht sein können. Die Genossen und Mitstreiter im Wahlkampf konnten die SPD-Direktkandidatin Monika Griefahn nicht trösten. Schon wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr waren auf der großen Leinwand im Marstall erste Auszählungsergebnisse aus den 300 Stimmbezirken im Landkreis Harburg zu sehen. Und schnell war klar, dass an diesem Abend Michael Grosse-Brömer (CDU) das Direktmandat im Landkreis Harburg erringen würde.

Der Wahlabend war ein einziges Debakel für die Buchholzerin. Nach zwei Bundestagswahlen, bei denen sie das Direktmandat in ihrem Wahlkreis 37 erringen konnte, ist seit Sonntag ihre politische Karriere in Berlin zu Ende. Mit 30,6 Prozent der Erststimmen bekam Griefahn die katastrophale Talfahrt ihrer Partei auf Bundesebene mit voller Wucht zu spüren. Es war für die SPD-Politikerin aus Buchholz mit Abstand das schlechteste Ergebnis, das sie je im Landkreis Harburg erzielte. Die Hoffnung, über einen Listenplatz noch ein Mandat im Bundestag zu bekommen, musste Monika Griefahn auch schnell begraben. Platz 19 reichte nicht aus.

Vor der Tür suchten der SPD-Unterbezirksvorsitzende Klaus-Dieter Feindt und Uwe Harden, ehemaliger SPD-Landtagsabgeordneter in Hannover, eine Erklärung für den historischen Erdrutsch ihrer Partei auf Landkreis- und Bundesebene. Harden: "Das neurotische Verhältnis der SPD zur Linken muss aufhören." Und: "Seit Jahren war zu erkennen, dass wir in ein großes Loch geraten und jetzt sitzen wir drin. Eine Partei, die nicht die Mehrheit haben will, kann nicht gewinnen", so Harden.

Im Marstall hatte Monika Griefahn dann auch schnell die Schuldigen für ihre persönliche Wahlschlappe gefunden: "Ich habe kontinuierlich gute Arbeit für meinen Wahlkreis in Berlin gemacht, und wir alle haben einen tollen Wahlkampf gemacht. Es ist bitter, dass der Wähler diese Arbeit nicht honoriert hat." Und dann noch einen Seitenhieb in Richtung Grüne und Linke: "Es ist bedauerlich, dass Grüne und die Linke mit ihrer aktiven Erststimmen-Kampagne mir Stimmen weggenommen haben. Aber ich nehme das Votum der Bürger natürlich respektvoll an." Jetzt werde sie erst einmal gemeinsam mit ihrer Familie überlegen, wie es beruflich weiter gehen solle, so Griefahn.

Die erste FDP-Frau aus dem Landkreis in Berlin

Die Siegerin des Wahlabends ließ sich derweil im Kreishaus feiern. Mit Nicole Bracht-Bendt hat die FDP im Landkreis Harburg zum ersten Mal eine Abgeordnete in Berlin. Die Buchholzerin bekam zwar nur 10,8 Prozent der Erststimmen in ihrem Wahlkreis 37, war aber mit Platz sechs auf der Landesliste von ihrer Partei abgesichert worden. Strahlend zeigte sich die Mutter zweier Söhne und frischgebackene Bundestagsabgeordnete mit ihren beiden Kollegen Michael Grosse-Brömer (CDU), der Monika Griefahn mit 40,6 Prozent das Direktmandat abnehmen konnte, und Herbert Karl Schui (Die Linke), der mit Platz vier über die Landesliste seiner Partei abgesichert war.

Bracht-Bendt: "Ich freue mich darauf, unsere Region in Berlin mitzugestalten. Besonders wichtig wird mir der Kontakt zu meinem Wahlkreis sein. Ich will unsere Bürger in Berlin vertreten." Im Wahlkampf war die Buchholzerin, die ihr Mandat im Stadtrat behalten will, mit familienpolitischen Themen wie Kinderbetreuung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Bildungspolitik angetreten. Ob sie sich allerdings in Berlin auch um diese Themen kümmern wird, entscheidet sich noch. Die FDP im Landkreis Harburg feierte ihre neue Bundestagsabgeordnete und das beste Wahlergebnis auf Bundesebene seit Gründung der Partei in der Buchholzer Lim's Sportsbar.

Nach einer Stippvisite im Winsener Kreishaus fuhr auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Grosse-Brömer zur eigenen Wahlparty nach Elstorf und feierte sein Direktmandat.