Hamburg. Trotz großer Proteste stand Ende Februar das endgültige Aus für das Lokal bevor, nach 115 Jahren. Nun ist doch alles ganz anders.

Das Dorotheen Eck: Lange hatten Stammgäste und Bezirkspolitiker für den Erhalt des Lokals in Winterhude gekämpft. Doch im Oktober schien das Ende der Traditionskneipe an der Dorotheenstraße besiegelt. „Wir geben auf“, hatte Wirtin Gabriele Holzmann damals dem Abendblatt gesagt.

Hamburg-Winterhude: Kultige Kneipe Dorotheen Eck bleibt bestehen

Nun ist alles wieder ganz anders. Das Dorotheen Eck ist gerettet. „Wir sind happy. Ganz Winterhude ist happy“, so die Wirtin, die ihr Glück noch gar nicht fassen kann.

Was ist geschehen? Wie berichtet, hatten die Betreiber des benachbarten Restaurants Froindlichst aufgrund eines Missverständnisses einen Mietvertrag für die Fläche der 115 Jahre alten Eckkneipe erhalten. Sie wollten so ihr Restaurant erweitern und eine ehemalige Verbindung zur Kneipe wieder öffnen. Da die Planungen bereits weit fortgeschritten waren, konnten sie keinen Rückzieher mehr machen.

Hamburg-Winterhude: Stammgäste haben das Dorotheen Eck übernommen

Nun haben sie nach Abendblatt-Informationen vor Kurzem aber davon Abstand genommen und Gabi Holzmann die Kneipenfläche zur Untermiete angeboten. Diese wollte das Dorotheen Eck nicht mehr in Eigenverantwortung weiterführen, aber alles dafür tun, dass es weiterlebt. Und so kamen ihre Stammgäste Zarko Lastro und Inga Elerte ins Spiel.

„Mein Lebensgefährte und ich haben vor etwa zwei Jahren mal zu Gabi gesagt: ,Wenn ihr aufhört, würden wir die Kneipe gerne weiterführen‘“, erinnert sich Inga Elerte. Doch da das Ende der Eckkneipe besiegelt schien, geriet dieser Wunschtraum in Vergessenheit. Bis die beiden am vergangenen Sonntag aus dem Urlaub zurückkamen.

Hamburger Eckkneipe: Zur Rettung wurde eine Petition gegründet

„Gabi erzählte uns von der Möglichkeit, das Dorotheen Eck als Untermieter zu betreiben“, so die 48-jährige Krankenschwester. „Und wir haben sofort zugesagt.“ Sie werde aber weiterhin im Pflegedienst arbeiten und ihr Partner sein Handwerksunternehmen führen.

Um den Betrieb der Kneipe kümmern sich weiterhin Gabi Holzmann, ihr Mann Olaf Dau und Angestellte. „Aber wir werden versuchen, alles von ihnen zu lernen“, sagt Elerte. „Und wenn wir alles können, werden auch wir im Dorotheen Eck arbeiten.“

Dorotheen Eck in Winterhude: Stammgast besucht Kneipe seit 45 Jahren

Stammgast Heinrich Duensing hatte seinerzeit zur Rettung des Dorotheen Ecks die Petition „Die Hamburger Eckkneipe“ gestartet und so öffentlich auf das drohende Kneipensterben aufmerksam gemacht, dem auch die „Glocke“ an der Isestraße zum Opfer zu fallen drohte.

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Er freut sich über die Rettung des Dorotheen Ecks, das er seit 45 Jahren mehrmals die Woche besucht. „Kneipen sind Orte der Begegnung, an denen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Altersgruppen und sozialer Schichten aufeinandertreffen“, sagt er. „Hier können neue Freundschaften geschlossen, alte Bekanntschaften gepflegt und Alltagssorgen abgelegt werden.“

Winterhude: Dorotheen Eck – auch SPD begrüßt Erhalt der Kneipe

Auch Lena Otto von der SPD Hamburg-Nord, die sich mit weiteren Genossen und Genossinnen – darunter die Bundestagsabgeordnete Dorothee Martin – für die Traditionskneipe eingesetzt hat, ist erleichtert. „Der Erhalt des Dorotheen Ecks bedeutet auch die Rettung von einem Stück Winterhuder Stadtteilkultur.“

Umso mehr, weil sie in ihrer ursprünglichen Form, mit Holzmöbeln und besonderem Tresen, bestehen bleibe. „So können sich die Menschen aus der Nachbarschaft noch viele Jahre hier treffen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“