Der Bayern-München-Star und Ernährungs-Doc Matthias Riedl machen gemeinsame Sache. Was die beiden Männer zusammengebracht hat.

  • Ernährungs-Doc Riedl und Fußballprofi Thomas Müller schreiben gemeinsam Kochbuch
  • Thomas Müller: Auch Bayern München sieht die Vorteile gesunder Ernährung
  • Gemeinsames Kochbuch richtet sich an die ganze Familie

Hamburg Thomas Müller spürt jeden Tag, wie sich seine Ernährung auf seinen Körper und seine Leistungsfähigkeit auswirkt. Mit seinen 34 Jahren ist der Fußballer von Bayern München vor wenigen Wochen sogar wieder in die deutsche Nationalmannschaft berufen worden. Und weil Müller für viele Kinder und Jugendliche ein Vorbild und Idol ist, hat sich der Fußball-Profi nun mit einem Ernährungs-Profi und Bestsellerautor zusammengetan – mit Dr. Matthias Riedl.

Die beiden haben gemeinsam ein Buch geschrieben, das am 7. Oktober erscheint: „Kochen für kleine und große Champions.“ Ihr Anliegen: mehr gesundes und leckeres Essen in die Familien zu bringen.

Ernährungs-Doc: Warum Fußballer Thomas Müller jetzt mit Matthias Riedl kocht

Im Fußball gehe es darum, den Körper bestmöglich in Form zu bekommen und gesund zu sein. „Je gesünder wir sind, desto mehr Spiele können wir machen“, sagt Fußballweltmeister Thomas Müller als Gast im Podcast „Dr. Matthias Riedl. So geht gesunde Ernährung“ und auf YouTube. „Wenn du 18, 19, 20 bist, dann hast du natürlich vieles im Kopf, aber nicht das Thema Ernährung und Gesundheit – sondern da willst du einfach Sturm und Drang.“

Er habe im Laufe seiner Karriere mit vielen Experten Kontakt gehabt und sich Stück für Stück ins Thema Ernährung hineingearbeitet und das Bedürfnis entwickelt, sein Wissen weiterzugeben. Und dafür sei Matthias Riedl der perfekte Partner gewesen.

podcast-image

Mit Riedls großer und seiner „kleinen Expertise“ – aber dafür seiner großen Reichweite auch bei jüngeren Fußballfans – hoffe er, Eltern ein paar Dinge an die Hand zu geben, wie man sich geschmackvoll besser ernähren kann, so Müller. „Die haben ja auch ihre Schwierigkeiten, ihre Kinder gesund zu bekochen.“ Auch er selbst habe bei der Arbeit an dem Buch dazugelernt und das in seinen Alltag integriert.

Thomas Müller: „Nicht immer muss alles Weltklasse schmecken“

Ernährungs-Doc Riedl lobt seinen Mitautor. Der Fußballer habe ein wirklich gesundes Verständnis vom Essen, ohne dogmatisch zu sein, sagt der Ärztliche Direktor des Medicum Hamburg. Müller sei ein Super-Vorbild für einen gesunden Leistungssportler.

Der Profifußballer betont, man müsse sich bewusst machen, was man beim Essen erreichen will. „Es gibt ja auch Mahlzeiten im Laufe einer Woche, da haben wir eine gute Gesellschaft, da will man vielleicht auch Spaß haben. Da will man vielleicht die Priorität nur auf den Geschmack setzen – alles wunderbar! Und dann gibt es aber auch ganz viele Mahlzeiten, bei denen es darum geht, vielleicht dem Effekt der Ernährung die höhere Bedeutung zu schenken als dem Genuss“, sagt Thomas Müller.

Müller plädiert für einfache Gerichte, die leicht nachzukochen sind

„Es muss nicht alles weltklasse schmecken, wenn man etwas in seinen Speiseplan integriert, das einem gesundheitlich hilft“. Meistens spüre man den gesundheitlichen Nutzen zudem relativ schnell: „Lieber habe ich mal für zwei Sekunden einen Geschmack im Mund, der mir vielleicht fremd vorkommt, aber dafür den ganzen Vormittag Power wie ein Ochse.“

Thomas Müller und Matthias Riedl haben in München zusammen gekocht.
Thomas Müller und Matthias Riedl haben in München zusammen gekocht. © Edel Verlagsgruppe | Edel Verlagsgruppe

Man müsse die Gerichte auch so einfach wie möglich gestalten, damit es die Leute auch umsetzen könnten, sagt der Fußball-Star. Und entsprechend einkaufen: „Ich esse gerne Gemüse und Obst – aber wenn es nicht geschnitten daliegt, dann esse ich auch keins oder zu wenig. Und dementsprechend müssen wir uns gut vorbereiten.“

Ernährungs-Doc rät zu Nüssen statt Müsliriegeln

Wer wie Thomas Müller die Erfahrung gemacht hat, welche positiven Effekte die Ernährung haben kann, der könne das nicht mehr ignorieren, sagt der Ernährungs-Doc. „Wir müssen das gesunde Zeug zu Hause haben und auch mal eine Karotte essen. Ich kann Nüsse herumstehen haben zu Hause, aber keine Müsliriegel“, sagt der Ernährungsmediziner. Diese seien ihm zu stark gesüßt.

„Thomas macht das ganz bewusst, er isst was Gesünderes – etwas mit Gemüse, mit Ballaststoffen – und fühlt sich dann anders. Und man weiß, dass das Essen eine Auswirkung haben kann auf die Psyche, auf die Leistung, nicht nur auf Muskelwachstum und auf die Regenerationsfähigkeit nach Sport. Wer das einmal begriffen hat, der lässt davon nicht mehr los. Und das wollen wir in die Familien bringen.“

Fußballer Thomas Müller wird vom Mannschaftskoch versorgt

Müller sagt, er habe den Riesenvorteil, dass für ihn und seine Kollegen der Mannschaftskoch das Mittagessen zubereitet. „Der Verein hat auch festgestellt, dass die Ernährung ein wichtiger Schlüssel ist. Bei uns gibt es natürlich die ganze Bandbreite – Salatbuffet, Fisch, Fleisch, Gemüse, Nüsse – alles, was man haben will.“ Das sei natürlich ein außergewöhnlicher Service, den er genieße.

Wenn er dann wie in diesen Tagen mal in München auf die Wiesn gehe, stehe der Spaß im Vordergrund. „Wenn ich aufs Oktoberfest gehe, dann gehe ich dahin und hab Spaß. Und wenn was Gesundes dabei ist, was mir zusagt, dann nehme ich das. Und wenn es irgendein Gericht ist, das vielleicht nicht alle Varianten der großen Gruppe der Makronährstoffe abdeckt, dann nehme ich es trotzdem“, sagt Müller. Aber grundsätzlich gelte für ihn: „Wer auch mit 60, 70, 80 noch locker durch die Hose atmen möchte“, sollte auf seine Ernährung achten.

Ernährungs-Doc Riedl: Kein Dogmatismus beim Essen

„Wir haben, was Essen angeht, immer noch so einen Dogmatismus“, sagt Riedl. „Wenn der Tag mal ungesund abläuft, dann ist das egal. Bloß wenn ich fünf Tage hintereinander ungesund esse, dann hat das Auswirkungen auf unsere Leistung – sowohl auf die geistige als auch die körperliche Leistung.“

Kleine Kinder wüssten noch nicht einzuschätzen, was ihrem Körper guttut, sagt der Fußballer. „Wenn man klein ist, dann geht man mehr nach dem Geschmack. Da geht es auch darum, dass die Eltern sich schon was einfallen lassen müssen, das gute Zeug ein bisschen in den Speiseplan unterzujubeln.“ Er selbst habe auch viele Dinge nicht gemocht – beispielsweise Walnüsse, weil sie leicht bitter sind. „Heute stehe ich in der Früh auf und das Erste, was ich mache, ist: Ich gehe an den Schrank und hole meine Walnüsse raus – und dann gibt’s eine Handvoll.“

Ernährungs-Doc rät, gesunde Alternativen auszuprobieren

Riedl sagt, dass viele Eltern ihre Kinder in Watte packten. „Es ist völlig normal, dass gerade Kinder bittere Sachen erst mal ablehnen. Das ist normal. Das ist das Grundprogramm – weil bitter könnte giftig sein. Und wenn ich bittere Sachen nicht immer mal wieder anbiete, dann lernen sie es gar nicht kennen.“

Mehr zum Thema

Er rät zu kleinen Veränderungen. So könne man beispielsweise die klassische Bolognese abwandeln. „Wir haben einfach Linsen in unser Rezept integriert und diese mit Hack gemischt – mit der Zeit macht man immer mehr Linsen rein und so gewöhnen sich die Kinder daran. Wir haben ein Gericht, das sie kennen, und fügen einen neuen Geschmack hinzu – und steigern die Linsendosis. Und dann essen sie das.“ Das funktioniere nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen, sagt Riedl.

Ernährungs-Doc Riedl erklärt die Frage: Was sättigt wirklich?

Ein großes Thema sei auch die ausreichende Versorgung mit Eiweiß, um satt zu werden. „Kartoffeln, Reis und Nudeln gelten als Sättigungsbeilage. Das ist der alte Begriff, den kann man tatsächlich getrost streichen“, sagt Riedl. „Das ist Quatsch. Ja, was uns satt macht, ist Eiweiß. Und die Magendehnung durch viel Gemüse – das sind die beiden Sattmacher. Kartoffeln, Reis, Nudeln und Co. sind die Energielieferanten – das ist der Brennstoff. Wer also Brennstoff braucht, weil er Sport macht, der braucht davon viel. Aber die Grundbedürfnisse des Körpers sind das richtige Eiweiß, die richtige Gemüsemenge.“

Thomas Müller hofft auf viele Leser: „Das Buch richtet sich an die ganze Familie: die Eltern, die ein Gewichtsproblem haben; die Jungs, die vielleicht großen Wert auf Muskelaufbau legen; die Mädels, die nicht dick werden wollen, aber auch leistungsfähig. Gesunde Ernährung, so wie wir das hier beschreiben, macht körperlich und geistig leistungsfähig und übrigens auch immun gegenüber Infekten.“ Das sei auch für ihn wichtig: „Ein Sportler mit Infekten, das passt überhaupt nicht.“

Spaghetti mit Linsen-Bolognese

Für 4 Personen, Zubereitungszeit: 20 Minuten. Pro Portion: ca. 820 kcal, 38 g EW, 14g F, 120 g KH.

Zutaten:
250 g braune Linsen (z. B. Berglinsen), 2 rote Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen, 3 Möhren, 1 rote Paprikaschote, 3 EL Olivenöl, 800 g stückige Tomaten (aus der Dose), Salz, Pfeffer aus der Mühle, 2 EL getrockneter Oregano, 400 g Vollkornspaghetti, 4 Zweige Basilikum.

Spaghetti mit veganer Linsen-Bolognese – gesunde Alternative zum Standardgericht aus „Kochen für kleine und große Champions“ von Thomas Müller und Matthias Riedl.
Spaghetti mit veganer Linsen-Bolognese – gesunde Alternative zum Standardgericht aus „Kochen für kleine und große Champions“ von Thomas Müller und Matthias Riedl. © Coco Lang für Edel Verlagsgruppe | Coco Lang

Zubereitung:
1. Die Linsen in ein Sieb geben, kalt abbrausen und nach Packungsanweisung in reichlich Wasser etwa 20 Minuten garen. Anschließend abgießen. Die Zwiebeln und den Knoblauch schälen und in feine Würfel schneiden. Möhren putzen, schälen und in Streifen raspeln. Die Paprika längs halbieren, entkernen, waschen und in Würfel schneiden.

2. Das Öl in einer großen Pfanne erhitzen, Zwiebeln und Knoblauch darin 2 Minuten andünsten. Möhren und Paprika dazugeben und kurz mitdünsten. Tomaten und Linsen hinzufügen und alles etwa 5 Minuten köcheln lassen. Die Bolognese mit Salz, Pfeffer und Oregano würzen

3. Die Spaghetti nach Packungsanweisung bissfest garen. Das Basilikum waschen, trocken schütteln und die Blätter abzupfen. Die Spaghetti auf tiefen Tellern verteilen, die Linsenbolognese darauf anrichten und mit Basilikum garnieren. Übrigens: Zu den Spaghetti passt zur Abwechslung auch sehr gut Basilikumpesto.

Küchentipp: Wer mag, kann noch frisch geriebenen Parmesan über die Pasta streuen oder, wenn das Gericht vegan bleiben soll, einen selbst gemachten „Käse“ aus Cashewkernen. Dafür einfach 50 g Cashewkerne, 3 EL Hefeflocken, ½ TL Knoblauchpulver, ½ TL Salz, 2 Msp. geräuchertes Paprikapulver und etwas bunten Pfeffer in der Küchenmaschine oder einer elektrischen Mühle zerkleinern.

„Kochen für kleine und große Champions“ von Thomas Müller und Matthias Riedl, ZS Verlag, 25 Euro. Erscheint am 7. Oktober 2023.
„Kochen für kleine und große Champions“ von Thomas Müller und Matthias Riedl, ZS Verlag, 25 Euro. Erscheint am 7. Oktober 2023. © Edel Verlagsgruppe | Edel Verlagsgruppe