Die regierende SPD und die FDP suchen die Schuld für Gartenschau-Desaster aber bei Schwarz-Grün. Es sei zu lange an verfehlten Marketingstrategien und zu hohen Eintrittspreisen festgehalten worden.

Hamburg. Die Reaktionen auf den Verlauf der Internationalen Gartenschau (igs) sind einhellig: Richtig zufrieden ist mit dem Ergebnis niemand. Wer an dem finanziellen Desaster die Schuld trägt, wird aber naturgemäß unterschiedlich beurteilt.

Für CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich steht fest: „Mit der lieblosen Begleitung hat der Senat insbesondere bei Preispolitik und Werbung schwere Versäumnisse begangen.“ Damit sei das Potenzial der Gartenschau vielen verschlossen geblieben, und statt eines Imagegewinns bleibe ein Imageschaden übrig.

Eine Mitschuld sieht Wersich in der „fehlenden Identifikation des Senats mit dem Konzept ‚Sprung über die Elbe‘“. Nur weil das Konzept von der CDU stamme, dürfe der SPD-Senat diese für mehrere Legislaturperioden angelegten großen Aufgaben nicht schleifen lassen. Gleichwohl sei die igs dank des unermüdlichen Einsatzes vieler Menschen ein Gewinn für die Entwicklung des Hamburger Südens.

Monika Schaal, umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, sagte am Sonntag: „Mit diesem Ergebnis kann niemand zufrieden sein.“ Aber: „Die unter Schwarz-Grün bereits weitgehend abgeschlossenen Planungen und das damit verbundene Investitionsvolumen für die igs sind von zu optimistischen Besucherzahlen ausgegangen.“

Schaal nannte es mit Blick auf die Opposition „wohlfeil“, wenn diejenigen, die das Projekt maßgeblich geplant haben, kurz vor Toresschluss oder sogar im Nachhinein nun sagen würden, was man „so alles hätte anders machen können“. Die Durchführung der igs sei über Jahre hinweg politisch breit getragen worden, einseitige Schuldzuweisungen seien fehl am Platze.

Für die FDP ist es eindeutig: „Der SPD-Senat und der schwarz-grüne Vorgängersenat tragen für das hohe igs-Defizit die politische Verantwortung“, sagte der stadtentwicklungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Kurt Duwe. Es sei zu lange an verfehlten Marketingstrategien und zu hohen Eintrittspreisen festgehalten worden. Nun müsse der Senat zügig Klarheit schaffen, wie der Verlustausgleich finanziert wird.

Duwe sorgt sich aber auch um die Zukunft des Geländes. Die vorgesehenen Mittel des Bezirksamtes Mitte für den Unterhalt des „Wilhelmsburger Stadtparks“ seien absehbar nicht ausreichend. Um keinen verwilderten Park zu hinterlassen, müsse der Senat dem Bezirk dabei zur Seite stehen. In diese Richtung zielt auch die Reaktion der stadtentwicklungspolitischen Sprecherin der Linken, Heike Sudmann. „Der öffentliche Park, den die igs der Elbinsel hinterlässt, muss anständig bewirtschaftet werden.“ Der Senat habe aber bisher nicht dafür gesorgt, dass auch langfristig genug Geld und Personal zur Verfügung stehe. Sudmann plädierte außerdem dafür, dass auf der Wilhelmsburger Reichstraße die für die igs eingeführte Tempo-50-Regelung weiter bestehen bleiben solle.

An die Zukunft denkt auch Till Steffen, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. Er schlägt eine Stadtbahnlinie über die Busspur auf den Elbbrücken bis nach Wilhelmsburg und eine dichtere S-Bahn-Folge von zwei auf drei Zügen pro zehn Minuten vor, um die Elbinsel besser an die Stadt anzubinden.

Susanne von Bargen, 62, war von 1979 bis 2002 landespolitische Korrespondentin