Im Karolinenviertel sollen die Müllsäcke nicht mehr an der Straße stehen, sondern sie sollen versenkt werden. Ein Modell für Altona und Eimsbüttel?

Hamburg. Sie sind ein Ärgernis, gehören aber mittlerweile fast ebenso zum Hamburger Stadtbild wie die Reeperbahn: die ungeliebten Abfallsäcke in leuchtendem Pink, die ganze Straßenzüge säumen. Auch im Karoviertel waren sie ein alltäglicher Anblick. Ab dem 2. Mai sollen sie dort aber endgültig Vergangenheit sein - dank unterirdischer Müllbehälter, die den Abfall von den Straßen verschwinden lassen. Ginge es nach der Stadtreinigung , würden die sogenannten Unterflur-Behälter auch in anderen Stadtteilen eingesetzt und könnten der Müllsackplage in Hamburg fast gänzlich ein Ende setzen.

Das Karoviertel ist das erste zusammenhängende Quartier, auf dem die versteckten Hausmülltonnen flächendeckend eingesetzt werden. Rund 380 Säcke pro Woche sollen sie aufnehmen, die sonst auf der Straße landen würden. Etwa einen Monat lang baute die Stadtreinigung die Behälter ein: vier große Container mit einem Fassungsvermögen von vier Kubikmetern, die von außen unscheinbar wie ein Papierkorb wirken. Ihre wahre Größe entfalten sie nur alle paar Wochen bei der Leerung. An der Oberfläche ist lediglich ein grauer Kasten sichtbar, die Luke verschlossen. Nur die Anwohner haben einen Schlüssel.

+++ Weg mit den rosa Müllsäcken +++

+++ Rosa Säcke in Hamburg +++

+++ Weniger Haushaltsmüll - Hamburger denken um +++

Noch immer gibt es überall in Hamburg Altbauten, die keinen Raum für Mülltonnen bieten. Rund 12.000 Haushalten in der Hansestadt fehlt es an Hinterhöfen oder Kellern und somit Platz. Auch im Karoviertel mussten viele Bewohner ihren Abfall bisher zwangsläufig auf die Straße verlagern, wo die Säcke schnell hungrigen Hunden zum Opfer fielen oder ihr Inhalt zu riechen begann.

"Bei den neuen Containern kann nichts wegwehen, es quillt nichts über, und im Sommer stört der Gestank niemanden", zählt der Sprecher des Bezirksamts Mitte, Lars Schmidt-von Koss, die Vorteile der neuen Container auf. Vor etwa fünf Jahren wurden die ersten "Unterflur-Papierkörbe" an der Ottenser Hauptstraße getestet, damals noch in kleinerem Maße und für jeden geöffnet. Inzwischen sind die Behälter größer und können auch den gesamten Hausmüll fassen. Um sie aus der Erde zu hieven, hat sich die Stadtreinigung große Kranfahrzeuge zugelegt. "Es reicht nun auch, wenn wir nur einmal alle ein, zwei oder sogar vier Wochen fahren", sagt Sprecher Reinhard Fiedler. Finanziert werden die Container über die Müllgebühr. Für die Mieter wird die billiger - weil große Gefäße im Verhältnis günstiger sind als kleine.

Auf privaten Grundstücken haben sich die unterirdischen Behälter schon längst durchgesetzt, immer mehr Grund- und Hauseigentümer in Hamburg ziehen die versteckte Variante den herkömmlichen Tonnen vor. 147 solcher Container finden sich in der Stadt inzwischen: Hausmüllbehälter, Papierkörbe, Glasbehälter, Wertstoffbehälter. 54 weitere sind im Bau, 106 geplant. Doch auf öffentlichem Boden wie im Karoviertel wird es kompliziert - denn dann stehen die Container auf dem Fußgängerweg, und die Bezirksämter müssen sie genehmigen.

Nur sechs unterirdische Hausmüllbehälter gab es daher bislang an öffentlichen Plätzen in der Stadt, auf dem Spielbudenplatz auf St. Pauli etwa oder in der Eimsbütteler Lutterothstraße. Mit dem Karoviertel steigt ihre Zahl auf zehn. Sind sich Stadtreinigung und Grundstückseigentümer einig, können sie den Bau beim zuständigen Amt beantragen. Dieses prüft dann vor Ort, wo Leitungen und Kabel verlaufen. Zwei Jahre hat die Prozedur beim Karoviertel gedauert, bis endlich die Genehmigung kam. Auch in der Wohlwillstraße möchte die Stadtreinigung bald Unterflur-Behälter beantragen, sogar bis zu 30 Stück wären es hier.

Während in Mitte also das müllsackfreie Stadtbild geprobt wird, reagieren andere Bezirke noch verhalten. "Wir werden die Ergebnisse aus Mitte abwarten, bis wir darüber entscheiden", sagt etwa der Sprecher des Bezirksamts Eimsbüttel, Stephan Glunz. "Schließlich sind wir ein sehr eng bebauter Bezirk. Wir befürchten, dass die Gehwege eingeschränkt werden und zu viele Leitungen im Boden verlaufen." Bisher sei kein Einbau geplant. Die Stadtreinigung dagegen hofft, die neue Technik bald stadtweit anwenden zu können. "Gerade in Eimsbüttel und Altona wäre es dringend", sagt Fiedler. Dort gebe es noch immer ganze Straßenzüge, die ihren Abfall vor der Haustüre abladen müssten. "Dort würden wir sofort Unterflur-Behälter einsetzen, wenn das Bezirksamt grünes Licht gibt. Und selbst bei einzelnen Häusern wäre es denkbar, sie irgendwann zu versorgen."

Am Karoviertel wird sich nun zeigen, wie die neuen Container in einem innerstädtischen und schon gewachsenen Quartier angenommen werden. "In den Neubauvierteln haben sich die privat eingebauten Behälter schon bewährt", sagt Fiedler. Zwar habe es bei den einzelnen Behältern auf St. Pauli und in St. Georg leichte Übergangsschwierigkeiten gegeben, immer wieder seien die Säcke anfangs dann doch vor den Häusern oder neben den Containern gelandet. Auch im Karoviertel müsse man damit rechnen. "Aber am Ende haben die Leute das neue System immer angenommen."