Die Recycling-Offensive in Hamburg erzielt erste Erfolge

Es geht nur mit Zwang. Umdenken klappt nur, wenn es nicht allein Überwindung kostet, sondern bei Missachtung neuer Vorsätze auch Geld. So heißt es oft. Doch diese Annahme stimmt offenbar nicht, sie ist gewissermaßen ein Fall für die Tonne. Denn in Hamburg zeigt die im Januar 2011, also zu Beginn des Umwelthauptstadt-Jahres, gestartete Recycling-Offensive einen beachtlichen Erfolg. Und zwar ganz ohne großen Druck und Sanktionen.

Die Zahl der neu aufgestellten Bio-, Papier- und Wertstofftonnen ist in vielen Stadtteilen stark gestiegen. Allein 45 000 neue grüne Tonnen gibt es, das entspricht einer Steigerung von 80 Prozent. Zugegeben, die Zuwachsrate ist immer dann sehr schnell sehr hoch, wenn der Bestand vorher niedrig war. Über Jahre hinweg war Hamburg im bundesweiten Vergleich schließlich Tabellenletzter bei der Mülltrennung, nirgendwo im Land wurde pro Kopf mehr Abfall produziert als an der Elbe.

Natürlich trennen auch jetzt vor allem jene von uns ihren Müll, denen es am Herzen liegt, umweltbewusst zu leben. Jene, die auch in einer Umwelthauptstadt leben wollen, wenn den entsprechenden Titel längst eine andere Stadt trägt, in diesem Jahr Vitoria-Gasteiz in Spanien.

Aber was ist mit jenen, die immer noch alles in einen Sack werfen? Sei es aus Bequemlichkeit oder Ignoranz? Und was ist mit den Vermietern, die sich scheuen, Container vor ihren Häusern aufstellen zu lassen, und die damit Tausenden von willigen Mietern das Leben und vor allem die Mülltrennung schwermachen? Denn es ist nachvollziehbar, dass gerade ältere Hamburger - mit Stapeln von Altpapier bepackt - nicht Hunderte von Metern weit zum nächsten Container laufen wollen und können.

Keine Frage, Hamburg ist auf dem richtigen Weg, wie auch Nabu-Chef Alexander Porschke sagt. Doch der nächste Schritt muss sein, dass diesen Weg noch deutlich mehr Hamburger mitgehen. Die Stadtreinigung setzt weiter auf "beharrliche Überzeugungsarbeit". Es ist ihr - und uns allen - zu wünschen, dass das ausreicht.

Sonst muss der Satz "Es geht nur mit Zwang" doch bald wieder recycelt werden.