Der Königsglanzstar trägt ein schillerndes Federkleid, das ihn bei Fans der 1970er- und 1980er-Jahre ganz weit nach vorne bringen dürfte.

Stellingen. Wäre Cosmo ein Auto, wäre er out. Wer setzt heute noch auf Metallic-Lackierung? Matt ist das neue Glänzend, geht es nach den Vorreitern auf dem Automobilmarkt! Tarnfarben wie olivgrün, so stumpf wie ein Holzschuh nach der Begegnung mit einem Meter Schmirgelpapier, ist angeblich der letzte Schrei - ganz so, als käme ein Leopard-2-Panzer um die Ecke gerollt. Doch darauf pfeift Cosmo: Der Königsglanzstar trägt ein schillerndes, schreiend buntes Federkleid, das ihn bei Fans der 1970er- und 1980er-Jahre (ob bei der Autoausstattung oder der eigenen Ausstaffierung für einen Discobesuch) ganz weit nach vorne bringen dürfte.

Cosmopsarus regius, so sein wissenschaftlicher Name, ist ein ostafrikanischer Singvogel. Drei der schillernden, 35 Zentimeter großen Gesellen leben in der großen Halle von Hagenbecks Tropen-Aquarium. "Die Vögel kamen kurz nach der Eröffnung des Hauses zu uns und sind jetzt alle vier Jahre alt", sagt Heidrun Rohr. Äußerlich unterscheiden könne man die drei nicht voneinander, verrät die Tierpflegerin: weder am Gefieder, noch wurden sie vom Züchter durch farbige Ringe markiert. Somit heißen alle Cosmo - und behalten es (vorerst) für sich, wer von ihnen Weibchen oder Männchen ist.

Sehr neugierig sind sie alle, das liefert leider auch keinen Anhaltspunkt: "Sie sind immer da, wo etwas los ist", sagt Heidrun Rohr und lacht. Und sie sind, gänzlich unscheu, auch gerne einmal dort, wo sie eigentlich nicht sein sollen. Heidrun Rohr: "Neulich, als ich bei den Mangusten sauber gemacht habe, hatte ich eine Plastikbox mit Mehlwürmern neben mir stehen. Aus dem Augenwinkel sah ich einen der Königsglanzstare angehüpft kommen - schnurstracks auf die Box zu. Er hat dann versucht, durch das Plastik nach den Mehlwürmern zu picken." Erfolg hatte er dabei nicht - aber die Lacher der Tierpflegerin waren ihm gewiss.

Auch in freier Natur bevorzugen Königsglanzstare, anders als die meisten ihrer Glanzstar-Verwandten, Insekten, die sie im Flug oder am Boden fangen. Laufend oder auch schon einmal im Tiefflug erbeuten die Vögel in Savannen und lichten Wäldern auch Schnecken, Spinnen, Krustentiere oder kleine Wirbeltiere wie Eidechsen. Außerdem haben die intelligenten, zur Ordnung der Sperlingsvögel zählenden Tiere gelernt, dass Menschenansammlungen meist Nahrung bedeuten: Somit sind Königsglanzstare in Afrika oft in der Nähe von Siedlungen oder Camps anzutreffen, wo die Vögel sogar recht handzahm werden können.

Andere Vögel haben sie jedoch nicht unbedingt gerne in ihrer Nähe, erzählt Heidrun Rohr: "Die Königsglanzstare plündern auch schon einmal andere Nester." Das hätte sie im Tropen-Aquarium noch nicht beobachtet, ebenso wenig wie den Versuch der Tiere, selbst Nachwuchs zu produzieren. Königsglanzstare bevorzugen hierfür Baumhöhlen oder alte Spechthöhlen, die sie mit trockenem Gras und Blättern auspolstern. Die Tiere brüten ebenso wie sie leben - in kleinen Gruppen von drei bis zehn Vögeln, die sich gegenseitig beim Nestbau und der Aufzucht der Jungen unterstützen. Wenn es sich bei den drei Hamburger Exemplaren um drei Weibchen oder drei Männchen handelt, kann man darauf lange warten.

Immerhin, sagt Heidrun Rohr, würden die Vögel ständig die Zeit miteinander verbringen und gemeinsam in der Halle umherfliegen. Grün scheinen sich die drei Tiere, die bis 20 Jahre alt werden können, also schon einmal zu sein. Oder violett? Oder orange? Je nachdem, wie das Licht auf Cosmo, Cosmo und Cosmo fällt, strahlen ihre Farben immer wieder unterschiedlich. Jedoch immer metallisch, und nie matt.

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