Nicht nur Besucher des Tropen-Aquariums finden die Karibik-Languste lecker, Barbados muss sich auch vor den Zwerghaien in Acht nehmen.

Stellingen. Lecker! Nur dieses eine Wort schrieb mir mein Kollege Stephan auf die Ankündigung des heutigen Kolumnentieres. Und genau das ist auch das Wort, das Dr. Guido Westhoff am häufigsten von Besuchern hört, wenn diese im Tropen-Aquarium von Hagenbecks Tierpark vor Barbados stehen - einer der drei Karibik-Langusten.

Dabei, verrät der Leiter des Tropen-Aquariums, schätzen nicht nur Menschen die geschmacklichen Qualitäten der Zehnfußkrebse: "Unsere Karibik-Langusten müssen sich in ihrem Becken, der sogenannten Lagune, vor den Zwerghaien in Acht nehmen." Seit neun Monaten leben die beiden Arten zusammen, davor waren die Langusten die Untermieter der nicht minder wehrhaften, jedoch nicht ganz so hungrigen Rotfeuerfische. Hier wuchsen die Krebse zu erwachsenen Tieren heran.

45 Zentimeter lang und etwa fünf Kilogramm schwer sind die drei Karibik-Langusten jetzt - die Maximalgröße von Panulirus argus, so ihr wissenschaftlicher Name. In der Regel werden die im Westatlantik beheimateten Tiere (dort vor allem vor den Bermudas und an der Ostküste der USA von North Carolina bis nach Brasilien, jedoch auch im gesamten Golf von Mexiko und der Karibik) jedoch nur um 20 Zentimeter groß. Dann landen sie häufig auf Fischmärkten: Die Art wird in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet kommerziell gefangen und zählt daher zu den wirtschaftlich wichtigsten Langusten.

Bei Hagenbeck muss sie nur die Haie fürchten (wie beruhigend!). "Alle drei bis sechs Monate haben die Langusten einen besonders schwachen Moment - immer dann, wenn sie sich häuten", sagt Westhoff. Deshalb ist es wichtig, dass die Tiere Rückzugsmöglichkeiten zwischen Felsen haben. Wie im Freiland: Dort besiedelt die Seichtwasserart, die jedoch auch bis in Tiefen von bis zu 90 Metern vorkommen kann, felsige Gebiete, Riffe und Seegraswiesen. Rückzug ist ihre beste Verteidigung: Auch wenn die gepanzerten Schalentiere, wie sie im Küchenjargon gerne genannt werden, recht robust und durch etliche Stacheln auch wehrhaft aussehen, fehlen ihnen doch die großen Scheren vieler großer Krebse. Dafür können sie ihre langen Fühler als Peitsche einsetzen.

Bei Hagenbeck knallt es oft aus anderem Grund, verrät Westhoff: "Unsere Karibik-Langusten sind recht stänkerig untereinander, wenn es ums Fressen geht." Da wird um jeden Brocken gekämpft. Gefüttert werden die Tiere mit Fisch-, Muschel- und Tintenfischfleisch - und immer schön nach den Haien. "Die Haie sind so aufgeregt, wenn es Futter gibt, dass sie dann nach allem im Becken schnappen", sagt Westhoff. So gebe es erst etwas für die Langusten, wenn die Haie satt seien.

Was man im Aquarium nicht beobachten kann, ist das außergewöhnliche Wanderverhalten der Karibik-Langusten-Weibchen: Zum Laichen begeben sich diese in tiefere Gewässer. Dabei marschieren sie Languste an Languste in einer langen Reihe - mit bis zu 50 Individuen. Was den Elefanten bei ihren Paraden die Schwanz-Rüssel-Verbindung ist, ist bei den Karibik-Langusten dabei der Kontakt zwischen ihren langen Fühlern und dem Rückenpanzer der Vorderfrau.

Apropos Rückenpanzer: Der schimmert bei Karibik-Langusten in einem dekorativen Blaugrün, jedenfalls im lebendigen Zustand. Beim Kochen wird jedoch der Farbstoff Astaxanthin freigesetzt. Dieser zählt zu der Xanthophyll-Klasse von Carotinoiden und ist für die Rotfärbung von Krebstieren nach dem Kochvorgang verantwortlich.

Aber das nur am Rande. Und nein, Stephan, hier folgt jetzt kein Rezept. Barbados und seinen beiden Artgenossen bei Hagenbeck sei ein langes, gesundes Leben gegönnt. Auch wenn Besucher und Haie weiterhin "lecker!" denken werden ...

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