Die große Vogeldame mit dem schwarz-braunen Gefieder ist ein Emu. Der wissenschaftliche Artname lautet “schnellfüßige Neu-Holländer“.

Hamburg. "Nanu, Nandu?" Falsch! "Nanu, Emu!" wäre der richtige Ausruf beim Bemerken unseres heutigen Tieres - auch wenn sich beides wie eine Phrase von Robin Williams als "Mork vom Ork" anhört. Die Älteren unter uns erinnern sich jetzt sicherlich an diese außerirdische Lebensform, die es Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre im Fernsehen zu sehen gab. Bei Hagenbeck sucht man sie allerdings vergeblich - auch wenn manche Tierpark-Kreatur nicht von dieser Welt zu sein scheint. Lisa ist so eine.

Die große Vogeldame mit dem fusselig, schwarz-braunen Gefieder ist ein Emu, wissenschaftlich Dromaius novaehollandiae. Emus sind flugunfähige Laufvögel und noch dazu die größten Vögel Australiens. In Afrika nehmen diese Rolle die Strauße, in Südamerika die Nandus ein. Näher verwandt sind die drei aber nicht - Biologen sprechen bei einer solch ähnlichen Entwicklung von einer konvergenten Evolution.

Entwickeln muss sich Lisa erst noch richtig: "Lisa und Dave - unser Emu-Männchen - sind noch nicht vollständig ausgewachsen", sagt Thomas Feierabend. Der Reviertierleiter ist gleich für zwei große australische Tierarten zuständig (neben vielen anderen Tieren), denn die Emus leben gemeinsam mit den Roten Riesenkängurus auf einer Anlage.

Vor knapp einem Jahr kamen die besonderen Vögel in den Hamburger Tierpark. "Von einem Züchter, da waren sie gerade einmal 30 bis 40 Zentimeter groß und noch zu viert", sagt Feierabend. Zwei Männchen wurden in der Zwischenzeit an einen anderen Tierpark abgegeben - übrig blieben Lisa und Dave. Und die sind, so formuliert es Thomas Feierabend, mittlerweile "auf Augenhöhe mit mir". Soll heißen: In etwa 1,80 Meter groß. Wobei Lisa ein kleines bisschen größer und dunkler sei als ihr Partner, sagt der Tierpfleger. Bei der Größe würden die Tiere jetzt wohl ungefähr bleiben, doch geschlechtsreif werden die beiden ein Jahr alten Tiere erst mit drei Jahren.

So schnell ist mit Nachwuchs und damit einer Massenbesiedlung der Australien-Anlage wie auf ihrem Heimatkontinent also nicht zu rechnen. In Australien zählen Emus jedoch zu den häufigsten Vögeln, und so kann es schon einmal vorkommen, dass sich die Laufvögel - sehr zum Leidwesen von Farmern - zu Massenwanderungen mit 70.000 Artgenossen zusammentun. Ihre "Reisegeschwindigkeit" (wenn schon keine Reiseflughöhe anzugeben ist) kann dabei 50 Kilometer in der Stunde betragen. Übersetzt bedeutet ihr wissenschaftlicher Artname dann auch "schnellfüßige Neu-Holländer".

Grüne Eier, gestreifte Küken und nicht allzu viel Intelligenz

Flink ist Lisa immer besonders dann, wenn die Tierpfleger auf der Anlage sind. "Die klebt uns dann regelrecht am Allerwertesten", sagt Feierabend über die neugierige Vogeldame, die noch dazu "sehr verfressen und ein wenig dumm" sei. Gefüttert wird den Tieren spezielles Kraftfutter und gehäckselte Möhren - "fressen tun sie aber alles, die Deppen", so Feierabend. Dave sei eher zurückhaltend - nur nicht bei Kängurus. Den würden beide Emus schon einmal aus Neugierde auf die Pelle rücken, was die Beuteltiere ein wenig lästig fänden, verrät Feierabend.

In Gänze betrachtet seien die Vögel, die dunkelgrüne Eier legen, aus denen gestreifte Junge schlüpfen, die große Fettreserven anlegen können, jedoch täglich viel Trinkwasser brauchen und die durch eine Öffnung zwischen der Luftröhre und den Halsluftsäcken tiefe, durchdringende und dröhnende Rufe von sich geben können, jedoch umgänglich und nett. Sonst wären sie wohl auch nie die inoffiziellen Wappenvögel Australiens geworden.

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