Es droht erneut eine zeitliche Verzörgerung beim Bau der Elbphilharmonie. Bis Ende August sollen sich Hochtief und Herzog & de Meuron einigen.

Hamburg. Bei der Neuordnung des Jahrhundertprojekts Elbphilharmonie droht wiederum eine zeitliche Verzögerung. Bis Ende August soll es eigentlich zu einer rechtsverbindlichen Vereinbarung der künftigen Zusammenarbeit zwischen dem Baukonzern Hochtief und den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron kommen. Zwei Wochen vor Ablauf der Frist deutet nach Abendblatt-Informationen aber vieles darauf hin, dass dieser angestrebte Termin nicht eingehalten werden kann.

Vor fast sieben Wochen hatten sich die Stadt und Hochtief darauf verständigt, die Elbphilharmonie gemeinsam bis zum August 2015 fertigzustellen. Kurz vor Ablauf eines Ultimatums schlossen die Parteien Anfang Juli ein "binding agreement", eine verbindliche Vereinbarung. Sie sah vor, durch eine vertragliche Neuordnung das "Planen und Bauen aus einer Hand" zu gewährleisten und damit endlich den "Geburtsfehler" des 323 Millionen Euro teuren Konzerthauses zu beseitigen.

"Wir verhandeln derzeit sehr konzentriert die Ziele, die in dem Eckpunktepapier vom Juli formuliert sind", sagt Hochtief-Sprecher Bernd Pütter. "Das ist eine sehr komplexe Materie. Es gibt noch keine Verträge, aber alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran." Kann der Termin Ende August eingehalten werden? "Es dauert so lange, wie es dauert", sagt Pütter. Karl Olaf Petters, Sprecher Kulturbehörde, sagt: "Wir erwarten, dass die rechtsverbindliche Vereinbarung insbesondere der künftigen Zusammenarbeit zwischen Baufirma und Architekten bei aller erforderlichen Gründlichkeit innerhalb sehr kurzer Zeit erfolgt."

+++ Elbphilharmonie - Wann geht es endlich weiter? +++

Allen Beteiligten ist klar: Bevor sich Architekten und Baukonzern nicht zu einer Planungsgemeinschaft - intern ist die Rede von einem "Totalübernehmer" - zusammenschließen, geht es auf der Baustelle nicht voran. Nach Angaben von Hochtief sind dort derzeit 150 Arbeiter tätig. Das Abendblatt hat gestern die Baustelle kontrolliert - und wird das ab sofort regelmäßig tun.

Bei der geplanten Neuordnung geht es um viel Geld. Und um die Frage: Wer haftet für die bisherigen Bauverzögerungen? Wie viele Millionen auf dem Spiel stehen, lässt sich am Saaldach aufzeigen. Hier ruhen die Arbeiten seit zehn Monaten, weil es Streit um die Sicherheit gibt. Die Überschreitung des Fertigstellungstermins beträgt mittlerweile 28 Monate. Experten schätzen die Kosten pro Monat auf 2,5 Millionen Euro. Heißt: Allein bei der Frage, wer für die Bauzeitverzögerung des Daches haftet, geht es mittlerweile um 70 Millionen Euro. In einem Beweisverfahren soll ein Gericht klären, wer der Verursacher ist. Das kann drei Jahre dauern.

Bei der Neuordnung geht es darum, wie aus gerichtlichen Kontrahenten Partner werden. Anders gesagt: Können die Architekten dem Baukonzern in einem konstruktiven Planungsprozess alle Unterlagen zur Verfügung stellen, die dieser dann womöglich in einem Beweisverfahren zur Durchsetzung seiner Position benutzt? Oder müssen sie dafür vorher von der Stadt aus der Haftung entlassen werden?

An der Lösung dieser Fragen arbeiten eine Lenkungsgruppe und sieben Arbeitskreise. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt ein Beteiligter. "Aber wir können uns nicht einfach von dem freimachen, was bisher passiert ist."