Das Hamburger Abendblatt überprüft den Fortschritt der Arbeiten an der Elbphilharmonie - und wird das auch in Zukunft regelmäßig tun.

HafenCity. 6.16 Uhr: Ein weißer Kleinbus mit polnischem Kennzeichen fährt an der Baustelle Elbphilharmonie vor. Die Seitentür springt auf, sechs Männer steigen aus. Hastig setzen sie ihre Bauhelme auf und betreten die Großbaustelle.

Fast 50 Tage sind vergangen, seit sich die Stadt und der Baukonzern Hochtief quasi in letzter Sekunde auf den gemeinsamen Weiterbau der Elbphilharmonie geeinigt haben. Was ist seitdem passiert? Acht Monate stand die Baustelle zuvor wegen Streitigkeiten um die Sicherheit des Saaldachs, die Reinigung der historischen Fassade oder korrekter Ausführung der TGA- Planung (Technische Gebäudeausrüstung wie Heizung, Elektrik) quasi still. Und jetzt? Jetzt wird das Abendblatt regelmäßig den Baufortschritt überprüfen.

"Wir sind derzeit mit rund 150 Arbeitern auf der Baustelle", sagt Hochtief-Sprecher Bernd Pütter. Man dürfe sich das nach der Einigung Anfang Juli nicht so vorstellen, dass am nächsten Tag sofort wieder Hochbetrieb herrsche. In dem von allen Parteien unterzeichneten Eckpunktepapier sei schließlich vereinbart worden, dass erst auf eine einjährige Planungs- die zweijährige Bauphase folge. Mit anderen Worten: Erst ab kommenden August werden sich die Arbeiter auf der Baustelle tummeln. "Das wird signifikant erst mehr werden, wenn die Ausbaugewerke tätig werden, wenn also zum Beispiel Fliesenleger und Elektriker ihre Arbeit aufnehmen", sagt Pütter.

+++ Noch keine Einigung zwischen Baukonzern und Architekten +++

6.32 Uhr: Ein gelbes Auto mit der Aufschrift "Heizung, Lüftung, Sanitär" fährt an der Baustelle vor. Ein Mann steigt aus und kramt eine Weile lang im Kofferraum. Schließlich setzt er sich einen gelben Bauhelm auf und geht in Richtung Eingang. Dabei winkt er einem der Sicherheitsleute zu: "Moin!"

6.51 Uhr: Ein Lkw mit drei Toilettenhäuschen fährt auf das Gelände.

6.54 Uhr: An der Südseite des Gebäudes klettert ein Arbeiter mühsam die Treppen des Baukrans hinauf. Nach sechs Minuten ist er oben in der Kabine angekommen.

7.09 Uhr: Ein blau-weißes Klohäuschen ist die erste Fracht, die der Kran auf das Dach der Elbphilharmonie hievt.

7.23 Uhr: Mit einem großen Besen kehrt ein Bauarbeiter den aus Holzlatten zusammengeschusterten Weg unterhalb des gläsernen Aufbaus in luftiger Höhe. "Guck mal, wie das staubt, wenn das alles runterfällt", ruft er und lacht.

7.30 Uhr: Zum ersten Mal sind das Surren einer Kreissäge und Hammerschläge aus dem Innern zu hören.

"Das Eckpunktepapier ist ein Meilenstein, weil alle Beteiligten sich damit verbindlich auf den Weg verständigt haben, wie die Elbphilharmonie erfolgreich fertiggestellt werden soll", sagt Karl Olaf Petters, Sprecher der zuständigen Kulturbehörde. "Nun geht es um die Umsetzung und die rechtsverbindliche Vereinbarung insbesondere der künftigen Zusammenarbeit zwischen der Baufirma und den Architekten. Wir erwarten, dass diese Klärung bei aller erforderlichen Gründlichkeit nun innerhalb sehr kurzer Zeit erfolgt. Dazu werden momentan sehr intensive Gespräche geführt."

+++ Hamburg bekommt eine zweite Elbphilharmonie +++

9.44 Uhr: Zeit für den ersten Kaffee. Drei Männer verlassen gemeinsam die Baustelle und gehen zu einer Bäckerei .

Allen Beteiligten ist klar: Erst wenn die angestrebte Neuordnung einer gemeinsamen Planungsgesellschaft von Architekten und Baukonzern vertraglich festgeschrieben ist, wird es sichtbare Fortschritte auf der Baustelle geben.

10.12 Uhr: Während vor dem Rohbau eine Gruppe von Elektrikern aufgeregt diskutiert, dröhnt und klirrt es immer lauter aus dem Gebäude heraus.

11.11 Uhr: Auf der Baustelle wird allmählich die Mittagszeit eingeläutet. Es wird ruhiger. Ein kleiner Kran entsorgt Bauschutt in die Container.

11.25 Uhr: Die Sonne brennt. Die Elbphilharmonie wirkt wie ausgestorben. Ab und zu schlendert ein Bauarbeiter am Eingang herum.

11.33 Uhr: Ein Tourist staunt: "Kiek dir dit mal an, wat die wohl für 'ne Heizungsanlage drin haben."

Entscheidend für den Weiterbau ist nach wie vor eine Einigung über die Sicherheit des Tragwerks für das Saaldach. Hochtief hat eine eigene Statik aufgestellt und will die Stahl-Beton-Konstruktion "ertüchtigen". Wann? "Das Tragwerk muss nur dann ertüchtigt werden, wenn die Messergebnisse eine entsprechende Notwendigkeit ergeben", sagt Petters. Der Baukonzern werde mit einem Messsystem die Absenkung des Daches überwachen. "Im Eckpunktepapier hat sich Hochtief verpflichtet, am 17. September mit dem überwachten Absenkungsprozess zu beginnen", sagt Petters.

+++ Hochtief rutscht wegen Elbphilharmonie in rote Zahlen +++

11.36 Uhr: Die ersten Bauarbeiter räumen zusammen. Der VW Bus wird mit Leiter, Werkzeugkoffern, Kartuschen und Baulampen beladen. Ein weiterer Arbeiter verlässt das Gelände - mit großer Tasche auf dem Rücken in den Feierabend.

12.01 Uhr: Es wird kurzzeitig wieder gesägt, gefräst und gebohrt. Nebenbei wird eine Traube von Bauarbeitern vom Gelände geschleust. Gegenseitig verabschieden sie sich in den Feierabend.

12.52 Uhr: Nachdem die Arbeiter weg sind, betritt eine Besucher-Gruppe die Baustelle.

13.15 Uhr: Die Teilnehmer der Gruppe schauen aus einem der riesigen Bogenfenster. Ihr Blick geht auf ein Transparent gegenüber am Elbufer am Rohbau des neuen Stage-Musicaltheaters, das dort entsteht und 2014 eröffnet werden soll.

"Was für ein Theater! Wir bauen wieder gemeinsam" ist da zu lesen. Ein deutlich sichtbarer Hinweis darauf, dass es auch problemlose Hochtief-Neubauten gibt. Vielleicht hängt ja in Kürze auch ein Plakat an der Elbphilharmonie. Textvorschlag: "Das Theater ist beendet! Wir bauen wirklich gemeinsam weiter."