Das neue Flaggschiff für Hapag-Lloyd kann 13.200 Container transportieren. Am Freitag tauft die Frau des Vorstandschefs den Frachter.

Hamburg. Bei Sonnenaufgang lief die "Hamburg Express" am Mittwoch zum ersten Mal in ihren Heimathafen ein. Für Deutschlands größte Linienreederei Hapag-Lloyd beginnt damit auch öffentlich der Einstieg in eine neue Größenklasse von Containerfrachtern. Morgen soll Cornelia Behrendt, die Ehefrau des Hapag-Lloyd-Vorstandsvorsitzenden Michael Behrendt, das neue Flaggschiff der Reederei am HHLA-Terminal Altenwerder taufen.

Der wachsende Welthandel, aber auch der Kostendruck durch teuren Brennstoff haben die Schiffsgrößen in den vergangenen Jahren rapide angetrieben. Seit 2009 kommt eine neue Generation von Containerfrachtern an den Markt, die eine Ladekapazität von zumeist 13 000 bis 14 000 Standardcontainern (TEU) haben. Die "Hamburg Express" ist das bislang weitaus größte Containerschiff, das Hapag-Lloyd einsetzt. Insgesamt will die Reederei in diesem und im kommenden Jahr zehn dieser 366 Meter langen, mehr als 100 Millionen Euro teuren Frachter in Fahrt bringen. Sie ersetzen einen Teil der bislang größten Hapag-Lloyd-Frachter mit rund 8700 TEU Kapazität. Hapag-Lloyd betreibt mehr als 140 eigene und gecharterte Schiffe.

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+++ Spritkosten drücken Hapag-Lloyd ins Minus +++

"Die Containerschifffahrt ist auch langfristig eine Wachstumsbranche", sagte Michael Behrendt zum Einsatz immer größerer Containerschiffe. Am Dienstag hatte die Reederei ihre Halbjahresbilanz veröffentlicht, die von stark gestiegenen Kosten für Schiffsbrennstoff geprägt ist. Frachter wie die neue "Hamburg Express" verbrauchen bei wesentlich höherer Transportkapazität nicht viel mehr Brennstoff als Schiffe in der Größenordnung um 10 000 TEU Kapazität. Deshalb müssen die Reedereien im harten Wettbewerb immer größere Schiffe einsetzen.

Hapag-Lloyd - weltweit die fünftgrößte Container-Linienreederei - steigt als eine der letzten führenden Schiffslinien in die neue Größenklasse ein. Länger als die Konkurrenz hatte die Hamburger Reederei auf die bisherigen "Arbeitspferde" in der Größe von unter 9000 TEU gesetzt. Schiffe von der Größe der "Hamburg Express" werden bislang ausschließlich auf den Verbindungen zwischen Europa und Asien eingesetzt, weil auf diesen Routen die meiste Ladung transportiert wird. Die Kostenvorteile solcher Schiffe können die Reedereien zudem nur ausspielen, wenn die Frachter voll beladen sind. Das macht sie insgesamt weniger flexibel im Vergleich zu kleineren Schiffen.

+++ Hamburgs Hafen wächst langsamer +++

Die "Hamburg Express", die unter deutscher Flagge fährt, markiert für Hapag-Lloyd einen neuen Größenrekord. Sie ist aber nicht das größte Containerschiff. Trendsetter in der Branche ist die weltgrößte Linienreederei Maersk. Sie brachte 2006 die 397 Meter lange "Emma Maersk" und danach noch sieben ihrer Schwesterschiffe in Fahrt, die 15 500 TEU tragen können. Im kommenden Jahr will Maersk die ersten Schiffe der neuen "Triple E"-Serie übernehmen, die eine Kapazität von 18 000 TEU haben.

Voraussichtlich im November wird erstmals ein Containerschiff mit 16 000 TEU und 399 Meter Länge den Hamburger Hafen anlaufen. Nach Abendblatt-Informationen ist es ein Schiff der französischen Reederei CMA CGM. Das Unternehmen lässt auf der südkoreanischen Daewoo-Werft mehrere Schiffe, die zunächst für 13 800 TEU ausgelegt waren, auf 16 000 TEU "strecken". Die derzeit größten Schiffe unter deutscher Flagge betreibt der Hamburger Charterreeder Claus-Peter Offen. Es sind Frachter wie die "La Spezia" mit mehr als 14 000 TEU Kapazität, die für die Linienreederei MSC fahren.

Der Hamburger Hafen hat sich in den vergangenen Jahren auf den Anlauf von Schiffen der neuen Größenklasse vorbereitet. Nach Angaben von Hamburg Hafen Marketing werden in diesem Jahr 166 Frachter mit mehr als 10 000 TEU Kapazität in der Hansestadt erwartet, gegenüber 105 im vergangenen Jahr. Um die steigende Zahl der großen Schiffe pünktlich abfertigen zu können, ist Hamburg allerdings dringend auf die Vertiefung und Verbreiterung der Elbfahrrinne angewiesen. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entscheidet demnächst über Klagen von Umweltverbänden gegen die Erweiterung des Fahrwassers.