Die beiden Abendblatt-Redakteure Volker ter Haseborg und Lars-Marten Nagel erhalten Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus.

Berlin/Hamburg. Ihre Berichte über die Machenschaften der Wohnungsgesellschaft Gagfah bewegten nicht nur Hunderttausende Abendblatt-Leser, sondern überzeugten auch die Jury des renommierten Otto-Brenner-Preises für kritischen Journalismus 2011. Gestern nahmen die Abendblatt-Reporter Volker ter Haseborg und Lars-Marten Nagel den mit 10 000 Euro dotierten Preis in Berlin entgegen.

Die beiden Journalisten wurden für ihre investigative Berichterstattung über die Gagfah ausgezeichnet. In intensiv recherchierten Artikeln zeigten sie, wie ein US-Hedgefonds aus ehemals staatlichem Immobilienbesitz größtmögliche Profite herausschlägt - auf Kosten der Anwohner.

Die Artikel erschienen zwischen April und Juli im Hamburger Abendblatt. Die Jury: "Die Autoren zeichnen den verschlungenen Weg der Millionengewinne nach, die aus der Misere vor Ort geschöpft werden. Sie kritisieren die Hilflosigkeit der Politiker, spüren dem Insiderhandel der Konzernmanager nach und geben Hinweise, wie sich Mieter gegen den Raubbau wehren können." Mit dem zweiten Preis (5000 Euro) wurden außerordentliche und spektakuläre Recherchen zur Affäre der HSH Nordbank ausgezeichnet. In einer Serie von Artikeln, die im Hamburger Magazin "Spiegel" erschienen, wurde aufgedeckt, dass die staatseigene Bank für ein Millionen-Honorar eine Privatdetektei angeheuert hat, um Vorstandsmitglieder überwachen zu lassen. Manager wurden nach fingierten "Beweisen" fristlos entlassen - später musste die Bank auf Kosten des Steuerzahlers millionenschwere Entschädigungen an die Opfer zahlen. Diesem "Abgrund aus Unmoral und Hybris" haben die "Spiegel"-Redakteure Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch und Jörg Schmitt nach Einschätzung der Jury "mit größter Hartnäckigkeit nachgespürt".

Aus 546 Bewerbungen wählte die Jury die Preisträger aus. Die Stiftung möchte mit dem Preis das politische Engagement Otto Brenners fortsetzen. Der 1972 gestorbene Politiker und Ex-Vorsitzende der IG Metall hatte stets Zivilcourage gefordert. Die Stiftung möchte Journalisten dazu anhalten, ungeachtet möglicher Konsequenzen unbequeme Wahrheiten aufzudecken und Missstände zu benennen.