Bei der Bezeichnung der Spitzhauben-Turakos haben die Biologen tatsächlich endlich einmal die Logik bei der Namensvergabe walten lassen.

Hamburg. Tura hat die Federn schön. Akkurat sitzt ihr Irokesenschnitt - in leuchtendem Grün - und wird noch dazu von einem kunstvollen weißen Strich abgeschlossen. Jeder Punker müsste der Vogeldame eigentlich neidvoll Tribut zollen - wäre da bloß nicht diese leidige Sache mit den Farben. Denn die bunten Turakos, und zu dieser Vogelfamilie gehört Tura, sind absolut nicht wasserfest ...

Tura und ihr Männchen Rako leben im Tropen-Aquarium von Hagenbecks Tierpark. Ihre genaue Bezeichnung lautet Spitzhauben-Turako; hier haben die Biologen tatsächlich einmal Logik bei der Namensvergabe walten lassen. "Zudem hatten wir noch Rothauben-Turakos", sagt Tierpfleger Tobias Taraba.

Äußerlich kann man Tura und Rako nicht voneinander unterscheiden. "Wenn wir es wissen müssten, könnten wir mit einer Federprobe eine genetische Analyse machen", sagt Taraba. Doch dazu bestehe derzeit kein Anlass. Da die beiden Tropenvögel sich als echte Turteltauben erwiesen haben und auch fleißig Nester bauen, jedoch bisher noch keinen Nachwuchs hatten, wissen die Tierpfleger, dass es sich um ein Pärchen handelt. Und das reicht ihnen vorerst.

So ganz werden sie sowieso nie Bescheid wissen über die beiden bunten Vögel. Denn ihr Weg nach Hamburg begann nicht legal. "Wir haben die beiden aus einer Beschlagnahmung des Zolls am Frankfurter Flughafen" erzählt Cheftierpfleger Walter Wolters. Vor drei Jahren wurden dort 40 der Vögel aus einem illegalen Import aufgegriffen. Wolters: "Der Frankfurter Zoo hat dann die Vermittlung in andere Zoologische Gärten übernommen." So kamen die beiden nach Hamburg, wo sie erst eine Weile im Vogelhaus des Tierparks lebten. Bevor sie in die große Halle des Tropen-Aquariums "ausgewildert" wurden.

Seitdem bewohnen Tura und Rako statt der Baumkronen der afrikanischen Wälder südlich der Sahara die Wipfel der Tropenbäume Stellingens. Und haben sich dort bisher nicht nur Freunde gemacht. "Die beiden können richtige Stinkstiefel sein", sagt Tobias Taraba und lacht. "Nicht uns gegenüber, denn zu uns halten sie immer gebührend Abstand. Aber gegenüber den anderen Turakos. So haben sie sich mit den Rothauben-Turakos, die wir am Anfang auch in der Halle hatten, ganz und gar nicht verstanden."

Die Früchtefresser, die ab und an auch ein Insekt nicht verschmähen und die etwa 40 Zentimeter groß werden, spielen in ihrer Heimat eine große Rolle bei der Verbreitung von Pflanzen. Denn die Samen der Früchte, die sie fressen, scheiden sie zum größten Teil unverdaut wieder aus - etwa die des Tamarindenbaums oder der Maulbeer-Feige.

Wenn man die beiden bei Hagenbeck sehen will, muss man etwas Geduld mitbringen - und sehr genau hinsehen. Taraba: "Durch ihr überwiegend grünes Gefieder sind sie recht schlecht in der Vegetation zu sehen, und sie haben auch keinen Lieblingsplatz, an dem man sie meist finden könnte. Ich bin sicher, dass 90 Prozent unserer Besucher die beiden noch nicht gesehen haben." Beste Chancen, die mit Klammerfüßen ausgestatteten Baumkletterer zu erspähen, bestünden auf der Insel im Krokodilsee oder in der Ecke des Hauses über den Blattschneideameisen. Taraba: "An diesen beiden Stellen befinden sich Futterplätze für die Spitzhauben-Turakos."

Und was hat es jetzt mit den besonderen Farben ihres Gefieders auf sich? "Die Federn enthalten einen Farbstoff, den es nur bei den Turakos und sonst nirgendwo im Tierreich gibt", erklärt Wolters. So heißt der grüne Farbstoff, der Tura und Rako so elegant kleidet, Turacoverdin, und der rote, kupferhaltige Farbstoff ihrer Verwandten Turacin. Beide Farbstoffe sind im leicht alkalischen Wasser löslich und waschen sich bei Regenwetter oder beim Baden ein Stück weit aus. Wolters: "Die Vögel werden dann immer bräunlicher, je näher die Mauser rückt." Danach erstrahlen sie jedoch wieder in den buntesten Farben, wobei die Farbstoffe über Mineralien in der pflanzlichen Nahrung, zum Beispiel Kupfer- und Eisenverbindungen, entstehen, die im Körper umgesetzt und an das Gefieder abgegeben werden.

Und als ob das nicht schon genug wäre, fallen die Vögel auch noch durch ihre lauten, durchdringenden Rufe auf, "besonders in den Morgen- und in den Abendstunden", wie Taraba sagt. Nur wenn es Nacht wird im Tropen-Aquarium, dann schweigen Tura und Rako. Das sagen jedenfalls die Tierpfleger. Doch wenn man ganz genau hinhört, in einer sternenklaren Vollmondnacht, dann kann man mit viel Glück vielleicht das leise Gute-Nacht-Lied der beiden hören: "Tura lura lura lu, ich mach Bubu, was machst du ..."

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