Vor gut drei Monaten hatte Jörg Debatin bekannt gegeben, dass er als Chef der Uni-Klinik zurücktritt. Vakante Position erst jetzt ausgeschrieben.

Hamburg. Als Jörg Debatin vor gut drei Monaten bekannt gab, dass er vorzeitig als Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) abtritt, rechneten Insider bereits mit einer längeren Vakanz an der Spitze des Klinikums. Doch dass erst jetzt, nach Debatins letztem Arbeitstag am 30. September, die ersten öffentlichen Stellenausschreibungen in den Zeitungen "Die Zeit" und "FAZ" die aktive Suche nach einem Nachfolger markieren, mutet für viele Beobachter befremdlich an. "Denn die Mitarbeiter des UKE verdienen Klarheit. Natürlich darf bei dieser verantwortungsvollen Position nichts übers Knie gebrochen werden, aber die Suche nach einem Nachfolger für Jörg Debatin dauert schon entschieden zu lange", sagt etwa der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Dennis Thering. "Total chaotisch", nennt der gesundheitspolitische Sprecher der CDU, Hjalmar Stemmann, die Organisation der Neubesetzung.

Derweil bemühe sich die Wissenschaftsbehörde um schnellstmögliche Besetzung des Postens, sagt Behördensprecher Timo Friedrichs. Unter der Leitung von Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) suche eine Findungskommission mithilfe einer Personalberatungsfirma den neuen UKE-Chef. Unter Angabe von Gehaltsvorstellung und frühestmöglichem Eintrittstermin werden Interessenten gebeten, bis zum 31. Oktober ihre Bewerbung abzugeben. Warum so spät? "Das Kuratorium des UKE musste zunächst die Findungskommission berufen, die am 30. September erstmals zusammenkam. Dort mussten sich die Mitglieder auf den Stellenbeschreibungstext verständigen. Erst dann konnte die Anzeige erscheinen", sagt Friedrich.

+++ Das Signal ist fatal +++

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Ein schnelleres Prozedere sei wegen der parlamentarischen Sommerpause und den turnusmäßigen Sitzungen des UKE-Kuratoriums nicht möglich gewesen. "Natürlich gab es parallel einige Gespräche, etwa, wie sich das UKE künftig ausrichten will, aber die Suche nach einem geeigneten Nachfolger will eben auch gut vorbereitet sein", sagt Timo Friedrichs. Ob die beauftragte Personalberatung die einzige Hilfe bei der Suche nach dem künftigen UKE-Chef ist, wollte Friedrichs nicht kommentieren. Aber es sei nicht auszuschließen, dass auch andere Personalberatungen geeignete Bewerber motivieren, sich für den Posten anzubieten.

Für CDU-Politiker Dennis Thering macht es sich die Behörde mit ihrer Argumentation zu einfach. "Die Parlamentarische Sommerpause kann nicht als Grund dafür herhalten, die Suche unnötig in die Länge zu ziehen." Sein Parteikollege Hjalmar Stemmann ist überzeugt: "Mit gutem Willen hätte die Findungskommission auch schneller gebildet werden können." Zumal die EHEC-Krise gezeigt habe, wie wichtig eine starke Führung im größten Hamburger Krankenhaus sei.

Kommissarisch leitet zurzeit der stellvertretende ärztliche Direktor, Professor Guido Sauter, das Haus.