Der Wettbewerb ist entschieden: Den Zuschlag für die Neunutzung des Gebäudeensembles in Hammerbrook erhielt das Meilenwerk.

Hammerbrook. Der Wettbewerb "Schaffensraum Kraftwerk Bille" ist entschieden. Die Jury hat nach Abendblatt-Informationen einem Konsortium aus der Meilenwerk AG und der ABR German Real Estate AG den Zuschlag erteilt. Aus dem denkmalgeschützten Gebäudeensemble mit rund 14.000 Quadratmeter Nutzfläche am Bullerdeich, das der Vattenfall Europe Wärme AG gehört, soll nun eine Oldtimer-Erlebniswelt unter Einbeziehung der dort angesiedelten Künstler werden. Es sollen etwa 150 neue Arbeitsplätze entstehen.

Außerdem planen die Investoren auf dem Gelände ein Hotel mit bis zu 100 Betten: "Wir sind begeistert, dass wir nun auch in Hamburg ein Meilenwerk realisieren können. Der Standort ist ideal, wir wollen 2012 mit dem Umbau beginnen", sagte Vorstand Martin Halder. Auch Frank May, Vorstandsvorsitzender der Vattenfall Europe Wärme AG und Jurymitglied, ist begeistert: "Das Meilenwerk hat sich gegenüber sieben weiteren Wettbewerbern durchgesetzt. Wir sind überzeugt davon, dass dieses Konzept den Hamburger Südosten enorm aufwerten und das ehemalige Kraftwerk zu einem Treffpunkt von Automobilfreunden aus ganz Norddeutschland machen wird." Zustimmung kommt auch von Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos): "Was vor einem Jahr noch undenkbar schien, ist jetzt auf einem guten Weg. Mit der Auswahl des Meilenwerks haben die Jury und Vattenfall einen wirtschaftlich potenten Investor gefunden, der einerseits die Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles sicherstellt." Andererseits ermögliche diese Lösung, dass die dort zurzeit arbeitenden Künstler auch langfristig zu günstigen Konditionen bleiben können, so die Senatorin weiter.

Bevor Vattenfall den Wettbewerb ins Leben gerufen hatte, wollte das Energieunternehmen zunächst einen Teil des Gebäudekomplexes abreißen, um den Boden zu sanieren. Dort war eine Großwäscherei angesiedelt, die Boden und Grundwasser mit Bleichmitteln verunreinigt hatte. Doch nachdem es gegen die Abrisspläne Proteste gab, entschloss sich Vattenfall zu dem Wettbewerb "Schaffensraum Kraftwerk Bille", der belastete Boden soll nun mit Erhalt des Gebäudes durch ein biologisches Verfahren saniert werden.

Die Meilenwerk AG hat bereits in Berlin, Stuttgart und Düsseldorf ihr Konzept umgesetzt. Ein weiterer Standort soll 2012 in der Schweiz am Zürichsee eröffnet werden.

Was erwartet die Besucher? "Jeder ist im Meilenwerk willkommen, der Eintritt ist frei. Hier können Oldtimer- und Liebhaberfahrzeuge in gläsernen Boxen von ihren Eigentümern untergestellt und präsentiert werden. Es darf ver- und angekauft werden, und natürlich stellen hier Händler auch ihre Liebhaberstücke aus", sagt Initiator Martin Halder. Darüber hinaus würden Werkstätten und Dienstleister angesiedelt, die alles rund um das Hobby Automobile anbieten. Die Hallen sollen auch als Eventfläche genutzt werden, außerdem soll es einen Gastronomiebereich für "Benzingespräche" geben, sagt Meilenwerk-Vorstand Halder. Die Kosten für die neue Nutzung werden auf etwa 20 Millionen Euro geschätzt. Die German Real Estate AG mit Sitz in Hamburg ist für die Finanzierung und Strukturierung des Projekts verantwortlich: "Das Konzept hat sich bereits in anderen deutschen Großstädten bewährt. Deshalb ist es für Hamburg ein Glücksfall, dass wir mit dem Meilenwerk nun einem ehemaligen Kraftwerk eine neue nachhaltige Nutzung geben können", sagt Vorstand Klaus G. Roelcke. Die nächsten Monate sollten nun genutzt werden, um die finalen Planungen in enger Abstimmung mit Vattenfall und der Stadt umzusetzen, sagte Roelcke. Das Gebäudeensemble soll zunächst von Vattenfall gepachtet und später dann an den Investor verkauft werden.

Auch die Künstlerinitiative Bullerdeich - etwa 20 Kreative wirken auf dem Gelände - ist erleichtert über die Entscheidung für das Meilenwerk: "Wir setzen auf eine gute Zusammenarbeit und sind natürlich zufrieden, dass unsere Zukunft an diesem Standort gesichert ist", sagte Tanja Hehmann von der Initiative.

Die Mitglieder der Jury hatten zunächst aus den acht eingereichten Konzepten ihre drei Favoriten ausgewählt. Auf einer Sitzung am Dienstag fiel dann die Entscheidung. Zu den Mitgliedern zählte auch Oberbaudirektor Professor Jörn Walter. Er sagte: "Wir haben eine neue langfristige Nutzung gefunden, die nun auch dieses Denkmal für die Öffentlichkeit zugänglich macht." Mittes Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD), ebenfalls Juror, sagte: "Es wird so ein neuer Anziehungspunkt für Hammerbrook geschaffen."