Haspa zieht Geld von fremden Konten ein: 4300 Mitglieder einer Hamburger Baugenossenschaft betroffen. Insititut will Geld auf Antrag zurück erstatten.

Hamburg. Kai Kistenmacher staunte nicht schlecht, als er seinen Kontoauszug bei der Sparda-Bank abholte. "Meine Miete wurde in doppelter Höhe abgebucht", sagt der Leiter vom Servicecenter der Agentur für Arbeit. Statt rund 700 gingen zweimal 700 Euro für seine etwa 80 Quadratmeter große Wohnung in Wandsbek-Gartenstadt vom Konto ab. Bei seinem Sohn Tim gab es das gleiche Problem.

Beide wohnen in Häusern der Baugenossenschaft Fluwog-Nordmark mit 4300 Wohnungen in Hamburg. Die Fluwog lässt die Mieten von der Haspa einziehen. Bei Baugenossenschaften können sich Interessierte einkaufen, indem sie Anteile erwerben, um dann eine Wohnung zu günstigen Konditionen zu mieten. "Alle unsere Genossen sind betroffen", sagte Jörg Meß, Leiter der Vermietung der Fluwog. "Viele riefen bei uns deswegen an. Wir haben turbulente Tage hinter uns." Meß ließ in den Treppenhäusern Informationsblätter aushängen und riet, sich das Geld wieder von der Haspa zurückzuholen.

"Ich bin erschüttert, dass die Haspa auf Konten fremder Banken zugreift und einfach so Geld einzieht", sagt Kistenmacher. "Das Missgeschick ereignete sich, weil wir wegen der IT-Probleme zahlreiche Lastschriften nicht schnell genug einziehen konnten. Die Baugenossenschaft hat daraufhin den Auftrag nochmals erteilt", sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Betroffenen Kunden rät sie, zu ihrer Bankfiliale zu gehen und sich die Miete zurückbuchen zu lassen. Kistenmacher hat gestern Morgen von zu Hause aus der Haspa eine Mail wegen des Vorfalls geschrieben. Er bat um Aufklärung. "Bis jetzt habe ich keine Antwort erhalten", sagte der 53-Jährige um 14 Uhr. Danach reagierte die Bank dann doch noch.

+++ Kommentar: Tiefe Kratzer am Haspa-Image +++

Gerhard Heinz aus Steilshoop hingegen vermisst Einnahmen auf seinem Geschäftskonto. "Auf dem Konto sind noch keine Mieteinnahmen angekommen. Dabei ist der halbe Juli fast schon vorbei." Heinz ist der typische Haspa-Kunde. Er führt sein Konto nicht online, sondern gibt Überweisungen und Ähnliches persönlich ab. Auch in seinem Fall stauten sich Lastschriften auf, die nach der Datenpanne bei der Bank verspätet bearbeitet wurden.

Heinz ging zu seiner Filiale an der Fuhlsbüttler Straße. "Die Mitarbeiter waren sehr höflich und schenkten mir sogar einen Blumenstrauß. Aber helfen konnten sie mir nicht." Heinz hat auch die Haspa-Hotline angerufen. Jetzt sucht er sich eine neue Bank.

Keine Verbindung gibt es weiterhin für rund 10 000 Firmenkunden, die ihr Konto online führen. Die Haspa schickt ihnen die Kontoauszüge mit der Post. Zudem beauftragt sie Kurierdienste, die Buchungsaufträge bei den Kunden abholen, damit sie in der Sparkasse manuell ausgeführt werden können. Die Haspa ist nun einer der größten Auftraggeber der Hamburger Kurierbranche.